Berlin boomt
Die beiden Berliner Senatoren Harald Wolf, Wirtschaft, und Thomas Flierl, Kultur, beide von der PDS, geben sich stolz und froh. Über 18.000 meist kleine und mittelständische Kulturunternehmen erzielten über acht Milliarden Euro Umsatz. Das war im Jahr 2002, und seitdem ist die Zahl wahrscheinlich weiter gestiegen. Schließlich entwickelt sich dieser Markt um die Kultur im allerweitesten Sinne sogar im ansonsten eher wirtschaftsdepressiven Berlin ganz prächtig.
Der erste Berliner Kulturwirtschaftsbericht stützt sich auf die Umsatzsteuerstatistik, deshalb sind die Zahlen auch nicht mehr ganz taufrisch, neuere Umsatzsteuerstatistiken als von 2002 gibt es eben noch nicht. Wer bereits Umsatzsteuer bezahlen muss, hat die ersten Schritte ins Berufsleben recht erfolgreich absolviert. Vom Wirtschaftssenator will er dann eher kein Existenzgründerdarlehen mehr, und das macht den Wirtschaftssenator natürlich sehr froh. Stattdessen gibt es Fortbildungsmaßnahmen, damit sich der kreative Hauptstädter in Zukunft noch besser selbst vermarkten kann. Zur Zielgruppe gehören bildende und darstellende Künstler ebenso wie Fernsehmoderatoren, Webdesigner, Schriftsteller und Architekten. Auch wer mit bedruckten Regenschirmen und Postkarten im Museumsshop sein Geld verdient, gehört zur Kulturwirtschaft und kann den Senator mit steigenden Umsatzzahlen erfreuen.
Folgerichtig ist viel die Rede vom dynamisch wachsenden Markt, von der besonderen Kreativität des kulturwirtschaftlichen Sektors. Kultursenator Thomas Flierl betont immerhin auch noch, dass permanente Selbstvermarktung nicht das vorrangige Interesse eines Künstlers sein kann. Ihm ist auch klar, dass der Markt gerade in der Kultur nicht alles regeln kann. Das sehen eingefleischte Marktliberalisierer anders. Im Zuge des GATS-Abkommens aus dem Jahr 1995 sollen auch Dienstleistungen den weitgehend ungebremsten Marktgesetzen unterliegen. Was das für die Kultur bedeuten kann, wird in Deutschland bislang kaum diskutiert. Denn wer meint, auch in der Kunst werde der Markt schon das Wichtige von Unwichtigen scheiden, dem müssen konsequenterweise alle Kunstsubventionen ein Dorn im Auge sein. Die Folgen für die deutschen Kulturinstitutionen sind noch gar nicht abzusehen. Eine nennenswerte Kulturwirtschaft entwickelt sich nämlich allem Anschein nach nur dort, wo der Staat mit öffentlichem Geld die nötige Infrastruktur zur Verfügung stellt. Nur in diesem sozial abgesicherten Bereich können Künstler das Kritische ausprobieren, das Neue, das noch nicht Marktfähige. Nur in diesem Zusammenspiel hat die Kultur - und damit auch die Kulturwirtschaft - eine Zukunft.
Der erste Berliner Kulturwirtschaftsbericht zeigt nun endlich mit verlässlichen Zahlen, was Kulturpolitiker schon lange behaupten, nämlich dass die Hauptstadt auch finanziell von der Kultur profitiert. Dabei sind wichtige Bereiche noch gar nicht aufgeführt. Wer etwa zu wenig verdient, um unter die Umsatzsteuer zu fallen, wird gar nicht berücksichtig. Ebenso fehlt der gesamte öffentlich geförderte Bereich. Bund und Land geben gemeinsam über eine Milliarde Euro jährlich für die Kultur aus, die schließlich auch wieder in den Wirtschaftskreislauf fließen. Alle umsatzsteuerbefreiten, gemeinnützigen Kulturunternehmen fehlen ebenfalls. Doch auch diese unvollständige Liste zählt mehr als 90.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das sind ungefähr so viele wie im Berliner verarbeitenden Gewerbe. Kein Wunder, dass der Berliner Kultursenator sich ebenso erfreut zeigte wie der Wirtschaftssenator. Schließlich ist nicht nur im Herbst Bundestagswahl, im nächsten Jahr wird auch das neue Berliner Abgeordnetenhaus gewählt. Da möchten sich diese beiden PDS-Senatoren rechtzeitig mit positiven Nachrichten in Position bringen. Klar, dass dann am Schluss des Berichts wieder tief in die Harfe gegriffen wird, Berlins Ausnahmestellung in Deutschland und so, nur vergleichbar mit London und New York. Na ja, geschenkt. Schließlich ist es ganz beruhigend zu sehen, dass es aus der Berliner Wirtschaft auch mal wieder gute Nachrichten gibt.
Folgerichtig ist viel die Rede vom dynamisch wachsenden Markt, von der besonderen Kreativität des kulturwirtschaftlichen Sektors. Kultursenator Thomas Flierl betont immerhin auch noch, dass permanente Selbstvermarktung nicht das vorrangige Interesse eines Künstlers sein kann. Ihm ist auch klar, dass der Markt gerade in der Kultur nicht alles regeln kann. Das sehen eingefleischte Marktliberalisierer anders. Im Zuge des GATS-Abkommens aus dem Jahr 1995 sollen auch Dienstleistungen den weitgehend ungebremsten Marktgesetzen unterliegen. Was das für die Kultur bedeuten kann, wird in Deutschland bislang kaum diskutiert. Denn wer meint, auch in der Kunst werde der Markt schon das Wichtige von Unwichtigen scheiden, dem müssen konsequenterweise alle Kunstsubventionen ein Dorn im Auge sein. Die Folgen für die deutschen Kulturinstitutionen sind noch gar nicht abzusehen. Eine nennenswerte Kulturwirtschaft entwickelt sich nämlich allem Anschein nach nur dort, wo der Staat mit öffentlichem Geld die nötige Infrastruktur zur Verfügung stellt. Nur in diesem sozial abgesicherten Bereich können Künstler das Kritische ausprobieren, das Neue, das noch nicht Marktfähige. Nur in diesem Zusammenspiel hat die Kultur - und damit auch die Kulturwirtschaft - eine Zukunft.
Der erste Berliner Kulturwirtschaftsbericht zeigt nun endlich mit verlässlichen Zahlen, was Kulturpolitiker schon lange behaupten, nämlich dass die Hauptstadt auch finanziell von der Kultur profitiert. Dabei sind wichtige Bereiche noch gar nicht aufgeführt. Wer etwa zu wenig verdient, um unter die Umsatzsteuer zu fallen, wird gar nicht berücksichtig. Ebenso fehlt der gesamte öffentlich geförderte Bereich. Bund und Land geben gemeinsam über eine Milliarde Euro jährlich für die Kultur aus, die schließlich auch wieder in den Wirtschaftskreislauf fließen. Alle umsatzsteuerbefreiten, gemeinnützigen Kulturunternehmen fehlen ebenfalls. Doch auch diese unvollständige Liste zählt mehr als 90.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das sind ungefähr so viele wie im Berliner verarbeitenden Gewerbe. Kein Wunder, dass der Berliner Kultursenator sich ebenso erfreut zeigte wie der Wirtschaftssenator. Schließlich ist nicht nur im Herbst Bundestagswahl, im nächsten Jahr wird auch das neue Berliner Abgeordnetenhaus gewählt. Da möchten sich diese beiden PDS-Senatoren rechtzeitig mit positiven Nachrichten in Position bringen. Klar, dass dann am Schluss des Berichts wieder tief in die Harfe gegriffen wird, Berlins Ausnahmestellung in Deutschland und so, nur vergleichbar mit London und New York. Na ja, geschenkt. Schließlich ist es ganz beruhigend zu sehen, dass es aus der Berliner Wirtschaft auch mal wieder gute Nachrichten gibt.