Bericht des Weltklimarats

"Höchste Rate der Erderwärmung seit 2000 Jahren"

07:15 Minuten
Emissionen aus einem Kohlekraftwerk. Der Rauch zieht aus drei Schornsteinen in den dunklen Himmel.
Die Emissionen auf Null, um die Erderwärmung zu verlangsamen, fordern Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen seit Jahren. © imago / Mint Images
Friedrike Otto im Gespräch mit Nicole Dittmer · 09.08.2021
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Unaufhaltsam schmelzen die Gletscher und steigt der Meeresspiegel. Laut Weltklimabericht kann dieser Prozess deutlich verlangsamt werden. Doch müsse schnell und nachhaltig gehandelt werde, sagt Klimaforscherin Friedrike Otto.
Starkregen und Überschwemmungen in Deutschland, brennende Wälder in Südeuropa und Dürren in Afrika. Zugleich tauen Eisberge und Gletscher, der Meeresspiegel steigt. Eine Erderwärmung um 1,5 Grad Celsius droht bereits zehn Jahre früher als bislang prognostiziert, nämlich schon 2030.
Längst ist es eine Tatsache, dass Erderwärmung und Klimawandel und damit viele jüngsten Katastrophen auch menschengemacht sind. Das bekräftigt auch der neue Sachstandsbericht des Weltklimarates, an dem zahlreiche Forscherinnen und Forscher gearbeitet haben.
Wie viele Extremwetter-Ereignisse können in Zukunft vielleicht noch verhindert werden? Die gute Nachricht ist: Wir können zwar nicht verhindern, dass der Meeresspiegel weiter ansteigt oder Permafrost und Gletscher weiterhin tauen werden. Aber: "Wir können diese Prozesse deutlich verlangsamen", sagt die Klimaforscherin Friederike Otto, die am sechsen Sachstandsbericht mitgearbeitet hat.
Unter einer Bedingung: "Wenn wir aufhören, fossile Brennstoffe zu verbrennen, und wenn wir netto null Emissionen haben und dann die Temperatur auch tatsächlich stabilisiert wird und nicht weiter steigt."
Wenn das 1,5-Grad-Ziel eingehalten werde, sei es möglich, die weitere Verschlimmerung von Extremwetter-Ereignissen zu verhindern, ist Otto überzeugt, die an der Universität Oxford forscht. "Noch liegt es also in unserer Hand, in was für einer Welt wir leben wollen."

Wissenschaftliche Untermalung der aktuellen Wetterlage

Der vorliegende Bericht zeige deutlich: Die bisherigen Bemühungen genügen nicht. "Die Rate der Erderwärmung, die wir derzeit haben, ist die höchste seit 2000 Jahren." Wenn die Umkehr gelingen soll, müsse "schnell und nachhaltig gehandelt werden".
Die Bedeutung des neuen Weltklimaberichts hebt auch der Politologe Albrecht von Lucke hervor [AUDIO]. Es handele sich erstmalig um eine wissenschaftliche Untermalung dessen, was man derzeit mit dem Extremwetter und Starkregen erlebe. Die Kernbotschaft des Berichts sei, dass vermutlich auch eine Erderwärmung um zwei Grad kaum zu stoppen sei.
(mkn/gem)
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