Berater Matthias Schranner

"Man kann jeden Konflikt lösen"

Matthias Schranner
Matthias Schranner © privat
Moderation: Susanne Führer · 24.11.2016
Früher war er verdeckter Ermittler bei der Drogenfahndung, dann vermittelte er als Polizist bei Geiselnahmen. Inzwischen ist Matthias Schranner selbständig und hat sich wegen seines Verhandlungsgeschicks als Berater von Managern und Politikern etabliert.
Matthias Schranner berät große Dax-Unternehmen und bringt Managern und Politikern bei, wie sie in Verhandlungen am besten ans Ziel kommen. Dabei hat er schon oft hinter die Kulissen geblickt, zum Beispiel bei Tarifverhandlungen:
"Dieses Einigen nachts um drei, wenn man rauskommt, total erschöpft, und gerade noch das Schlimmste verhindert hat, das ist Theater. Diese Einigung, die man nachts um drei schließt, die hätte man auch abends um 20 Uhr genau so schliessen können."
Damit niemand denke, man habe sich nicht genügend eingesetzt, werde aber gern erst nachts das Verhandlungsergebnis präsentiert, sagte Schranner im Deutschlandradio Kultur. Er weiß, wie wichtig es ist, die eigenen Schwächen und Stärken zu kennen und sich bei Verhandlungen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
"Viele nun meinen tatsächlich, dass sie sich von Sympathie oder Antipathie leiten lassen. Das hat in den Verhandlungen nichts verloren. In einer Verhandlung haben Sie eine bestimmte Zielsetzung, die Sie erreichen möchten. Wenn Sie jemand unsympathisch empfinden, dann übergeben Sie die gesamte Verhandlungsmacht an Ihr gegenüber, Sie erlauben diesen Menschen, dass er Sie ärgert. Durch diesen Ärger werden Sie Fehler machen und dann werden Sie tatsächlich die Verhandlungen auch verlieren."

Die schwierigsten Verhandlungen finden zuhause statt

Als verdeckter Ermittler bei der Drogenfahndung und als Verhandlungsführer bei der Polizei im Gespräch mit Geiselnehmern und Selbstmördern hat er gelernt, wie sehr es auf das Verhandlungsgeschick ankommt, um das Schlimmste zu verhindern.
"Wo es für mich am Schwierigsten war, da ist es zu einer Geiselnahme gekommen. Vor meinen Augen der Geiselnehmer und eine Geisel mit Waffengewalt. Also er hat wirklich die Pistole der Frau an die Stirn gesetzt und gesagt: Wenn wir nicht sofort den Raum verlassen, dann erschießt er die Frau. Und da war ich 3-4 Meter davon entfernt gestanden. Und dann mussten wir mit diesem Menschen verhandeln. Und wir haben versucht, erst eine gewisse Ruhe reinzubringen. Also man sagt zum Beispiel 'Sie machen was Sie möchten. Wir werden Sie nicht überreden. Sie werden machen, was Sie für richtig halten'."
Schranner ist fest überzeugt: "Man kann jeden Konflikt lösen. Jeden." Er traue es sich sogar zu, bei Konflikten wie in der Ostukraine eine Lösung herbei führen zu können, sagte er.
Wie er vom Personenschützer zum Leiter eines eigenen Unternehmens wurde, was in einem "Verhandlungsdrehbuch" stehen sollte und warum die schwierigsten Verhandlungen oft in den eigenen vier Wänden stattfinden: Darüber hat sich Susanne Führer in der Sendung "Im Gespräch" mit Matthias Schranner unterhalten.