Beraten und verkauft
Die Folgen der weltweiten Finanzkrise, die Steuersünder-CD, die Diskussion um das ausgehöhlte Bankengeheimnis – auch rund eineinhalb Jahre nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers kommen die Banken nicht aus den Schlagzeilen. Sie scheinen auch nicht viel gelernt zu haben; zumindest beraten sie ihre Kunden immer noch mangelhaft. So das Testergebnis der Stiftung Warentest aus dem Dezember 2009.
„Die Banken haben sich blamiert. Wir können keiner der 21 getesteten Filialbanken und Sparkassen eine gute Anlageberatung bescheinigen“, bilanziert Hermann Josef Tenhagen, der Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“.
„Zwei Drittel aller Berater fragten nicht nach dem Einkommen, immer noch ein Drittel nicht ausreichend nach den Vermögensverhältnissen. Außerdem hätte gefragt werden müssen, welche Kenntnisse und Erfahrungen der Kunde mit Geldanlagen hat. Eine Beratung muss anlegergerecht und anlagegerecht sein. So verlangt es das Gesetz seit Jahren. Wer seine Kunden so wenig kennt wie die Berater in unserem Test, kann aber gar nicht anlegergerecht beraten. Ihre Empfehlungen können allenfalls zufällig passen.“
Bankintern rede man nicht umsonst von „A- und D-Kunden“ – „alt und doof“, denen man leicht ein hauseigenes Produkt verkaufen könne, oder von „Leos“ – „leicht erreichbaren Opfern“.
„Das Wichtigste ist: Die Banken wollen Geld verdienen, das ist auch legitim. Wenn ich zum Rechtsanwalt gehe, zahle ich 190 Euro für eine Erstberatung, ebenso beim Steuerberater. Und wenn ich zur Bank gehe, kostet die Beratung zwar kein Geld, aber das ist dann in dem Produkt drin. Das ist eine Sache, die muss ich mir als Kunde bewusst machen.“
Seine Forderung:
„Erstens: Beratung und Verkauf gehören getrennt. Es muss für den Kunden nachvollziehbar sein, hier werde ich beraten und hier wird verkauft – wie bei H & M. Zweitens: Es braucht eine behördliche Instanz, die die Einhaltung der Gesetze durchsetzt. Wir haben es nicht mit einem Mangel an gesetzlichen Regeln zu tun, sondern mit einem Mangel an Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass diese eingehalten werden.“
Auch Wieslaw Jurczenko kennt die Hintergründe des Bankgeschäfts. Der Jurist leitete jahrelang die Abteilung für Risikomanagement einer Schweizer Großbank, heute ist er selbstständiger Anwalt für Wertpapier- und Bankenrecht.
„Die Berater sind gehalten, bestimmte Absatzzahlen einzuhalten. Dessen muss man sich bewusst sein. Und da muss ich auch die Kunden in die Pflicht nehmen: Die Berater haben es mit den Kunden oft zu leicht. Egal, ob jemand 3000, 50.000 oder 300.000 Euro hat, in den meisten Fällen stellt das Geld eine Lebensleistung dar. Und es ist notwendig, dass sich die Kunden in Gelddingen schlau machen, auch vor dem Gespräch mit den Banken.“
Laut einer Studie des Verbraucherschutzministeriums verlieren Kunden jährlich 30 Milliarden Euro durch die Falschberatung der Banken. Etwa 40.000 deutsche Kleinanleger haben allein durch den Konkurs von Lehman Brothers rund eine Milliarde Euro eingebüßt. Viele klagen jetzt gegen die falsche Beratung. Wieslaw Jurcenkos Mahnung:
„Rendite und Risiko sind zwei Seiten einer Medaille – die sollte man kennen. Und das ist auch nicht zu viel verlangt, wenn es um die eigene Lebensleistung geht.“
„Beraten und verkauft – Was wir alle über Banken wissen sollten“ – Darüber diskutiert Susanne Führer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Wieslaw Jurczenko und Hermann Josef Tenhagen. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet:
Stiftung Warentest
„Zwei Drittel aller Berater fragten nicht nach dem Einkommen, immer noch ein Drittel nicht ausreichend nach den Vermögensverhältnissen. Außerdem hätte gefragt werden müssen, welche Kenntnisse und Erfahrungen der Kunde mit Geldanlagen hat. Eine Beratung muss anlegergerecht und anlagegerecht sein. So verlangt es das Gesetz seit Jahren. Wer seine Kunden so wenig kennt wie die Berater in unserem Test, kann aber gar nicht anlegergerecht beraten. Ihre Empfehlungen können allenfalls zufällig passen.“
Bankintern rede man nicht umsonst von „A- und D-Kunden“ – „alt und doof“, denen man leicht ein hauseigenes Produkt verkaufen könne, oder von „Leos“ – „leicht erreichbaren Opfern“.
„Das Wichtigste ist: Die Banken wollen Geld verdienen, das ist auch legitim. Wenn ich zum Rechtsanwalt gehe, zahle ich 190 Euro für eine Erstberatung, ebenso beim Steuerberater. Und wenn ich zur Bank gehe, kostet die Beratung zwar kein Geld, aber das ist dann in dem Produkt drin. Das ist eine Sache, die muss ich mir als Kunde bewusst machen.“
Seine Forderung:
„Erstens: Beratung und Verkauf gehören getrennt. Es muss für den Kunden nachvollziehbar sein, hier werde ich beraten und hier wird verkauft – wie bei H & M. Zweitens: Es braucht eine behördliche Instanz, die die Einhaltung der Gesetze durchsetzt. Wir haben es nicht mit einem Mangel an gesetzlichen Regeln zu tun, sondern mit einem Mangel an Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass diese eingehalten werden.“
Auch Wieslaw Jurczenko kennt die Hintergründe des Bankgeschäfts. Der Jurist leitete jahrelang die Abteilung für Risikomanagement einer Schweizer Großbank, heute ist er selbstständiger Anwalt für Wertpapier- und Bankenrecht.
„Die Berater sind gehalten, bestimmte Absatzzahlen einzuhalten. Dessen muss man sich bewusst sein. Und da muss ich auch die Kunden in die Pflicht nehmen: Die Berater haben es mit den Kunden oft zu leicht. Egal, ob jemand 3000, 50.000 oder 300.000 Euro hat, in den meisten Fällen stellt das Geld eine Lebensleistung dar. Und es ist notwendig, dass sich die Kunden in Gelddingen schlau machen, auch vor dem Gespräch mit den Banken.“
Laut einer Studie des Verbraucherschutzministeriums verlieren Kunden jährlich 30 Milliarden Euro durch die Falschberatung der Banken. Etwa 40.000 deutsche Kleinanleger haben allein durch den Konkurs von Lehman Brothers rund eine Milliarde Euro eingebüßt. Viele klagen jetzt gegen die falsche Beratung. Wieslaw Jurcenkos Mahnung:
„Rendite und Risiko sind zwei Seiten einer Medaille – die sollte man kennen. Und das ist auch nicht zu viel verlangt, wenn es um die eigene Lebensleistung geht.“
„Beraten und verkauft – Was wir alle über Banken wissen sollten“ – Darüber diskutiert Susanne Führer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Wieslaw Jurczenko und Hermann Josef Tenhagen. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet:
Stiftung Warentest