Benjamin Lacombe: "Frida"

Frida Kahlo in fantastischen Metamorphosen

Cover: Benjamin Lacombe (Illustration) / Sébastien Perez (Text): "Frida" (unsplash.com/ Buchcover: Verlagshaus Jacoby & Stuart)
© Cover: Benjamin Lacombe (Illustration) / Sébastien Perez (Text): "Frida" (unsplash.com/ Buchcover: Verlagshaus Jacoby & Stuart)
Von Eva Hepper |
Anlässlich des 110. Geburtstags der mexikanischen Malerin Frida Kahlo erscheinen zwei ungewöhnliche Bücher unter dem gleichen Titel "Frida". Der französische Künstler Benjamin Lacombe hat ihr ein Bilderbuch, die italienische Illustratorin Vanna Vinci eine Graphic Novel gewidmet.
Blaue Schmetterlinge, buntes Kinderspielzeug und eine metallene Stange schweben gleichsam auf einer blutrot grundierten Doppelseite. Fast poetisch wirkt das Bild. Es lässt an nichts Schlimmes denken, stünde nicht "Der Unfall" in dicken schwarzen Lettern über ihm. Auch die beiden folgenden Seiten sind betörend und von halluzinogener (Farb-)Kraft. Sie zeigen eine am Boden liegende Frau, aus deren Körper sich eine andere Frau schält; makellos schön in mexikanischer Tracht – eine grell-fantastische Metamorphose.
Die Bildsequenz stammt aus der Feder des französischen Künstlers und Buchgestalters Benjamin Lacombe. Sie zeigt den schweren Verkehrsunfall, den die damals 18-jährige Frida Kahlo nur knapp überlebte und der ihr Leben für immer veränderte.
Cover: Vanna Vinci "Frida. Ein Leben zwischen Kunst und Liebe"
Cover: Vanna Vinci "Frida. Ein Leben zwischen Kunst und Liebe"© unsplash.com/ Buchcover: Prestel Verlag
Wie anders dagegen inszeniert die italienische Illustratorin Vanna Vinci dieses Ereignis und seine Folgen: Über ein Dutzend Seiten hinweg entfaltet sie das Grauen. Sie zeichnet Totenköpfe, einen zerschmetterten Körper, eine riesige Blutlache, diverse Metallsplitter, fragmentierte Körperteile und schließlich eine schrecklich versehrte Frau im Krankenbett.

Hommage zum 110. Geburtstag

"Frida" – so lauten die Titel des neuen Bilderbuchs von Benjamin Lacombe (gemeinsam verfasst mit dem Autor Sébastien Perez) und auch der Graphic Novel von Vanna Vinci. Es sind die ersten Bildergeschichten überhaupt zu Leben und Werk der großen mexikanischen Künstlerin. Sie verstehen sich als Biografie bzw. Hommage zum 110. Geburtstag.
Lacombe und Perez haben neun Themen ausgewählt, die sie als "Rückgrat" von Frida Kahlos Biografie verstehen; darunter "Die Liebe", "Die Tiere" oder "Der Unfall". Jedem Thema ist ein aufwendig gestaltetes Bild gewidmet, das aus mehreren Seiten besteht, die durch Ausstanzungen den Blick auf darunterliegende freigeben.
"Die Liebe" beispielsweise wird illustriert durch ein Porträt Frida Kahlos, durch dessen Ausstanzungen man das berühmte Gemälde "Die zwei Fridas" erspäht. Die Ausstanzungen in diesem wiederum lassen Diego Rivera erkennen, mit dem Kahlo zweimal verheiratet war und dem sie bis zu ihrem Tod 1954 mit 47 Jahren eng verbunden blieb. Die Bilder werden durch die behutsamen Texte von Sébastien Perez erläutert.

Fiktiver Dialog mit einem Skelett

Vanna Vinci dagegen legt ihre Graphic Novel als chronologisch fortschreitende Biografie an. Frida Kahlos Leben entfaltet sich hier im fiktiven Dialog der Künstlerin mit einem Skelett in schick-makabrer Kostümierung: dem Tod, ihrem steten Begleiter. Ihm erzählt sie von ihrem jugendlichen Draufgängertum, vom Leben im Krankenbett, der Kunst als Mittel zum Überleben, den zahllosen Affären mit Männern und Frauen – darunter Heinz Berggruen und Chavela Vargas – sowie der Liebe zu Rivera. So entsteht das Bild einer mutigen Frau und innovativen Künstlerin, deren Lebens- und Schaffenskraft dem körperlichen Leiden lange Paroli bot. Vinci erzählt in starken Bildern, die sie virtuos mit bildnerischen und wörtlichen Zitaten Kahlos durchsetzt.
Zwei prächtige Bücher: eigen, kenntnisreich und mit viel Respekt vor dem Lebenswerk der großen Frida Kahlo!

Benjamin Lacombe (Illustration) / Sébastien Perez (Text): Frida
Aus dem Französischen von Edmund Jacoby
Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin 2017
76 Seiten, 40,00 Euro

Vanna Vinci: Frida. Ein Leben zwischen Kunst und Liebe
Übersetzt von Christine Schnappinger
Prestel Verlag, München 2017,
160 Seiten, 22,00 Euro

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