Benin-Bronzen

Rückgabe nimmt langsam, aber sicher Gestalt an

10:56 Minuten
Raubkunst-Bronzen aus dem Land Benin in Westafrika sind im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) in einer Vitrine ausgestellt
Die Benin-Bronzen aus Nigeria gelten als koloniales Raubgut und gelangten über den britischen Handel in deutsche Museen. © picture alliance / Daniel Bockwoldt
Barbara Plankensteiner im Gespräch mit Vladimir Balzer · 23.05.2021
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Dass die Benin-Bronzen zurückgegeben werden, ist beschlossen. Welche es genau sein werden und wie dieser Prozess vonstattengehen soll, wird momentan zwischen den Partnern diskutiert. Nun sind Transparenz und Zeit nötig.
Von 2022 an sollen die ersten Benin-Bronzen an Nigeria zurückgegeben werden. Sie gelten als koloniales Raubgut und gelangten über den britischen Handel in deutsche Museen. Ein bedeutender Teil der Skulpturen und Reliefs befindet sich dort.
Dabei handelt es sich weniger um spirituelle Werke als vielmehr um Artefakte, die die Geschichte des Königreichs Benin erzählen, das von den Edo-Völkern gegründet worden war und im heutigen Nigeria liegt, wie Barbara Plankensteiner erklärt. Die Direktorin des Hamburger Museums am Rothenbaum ist auch Sprecherin der Benin Dialogue Group.

Emotionaler Wert für die nigerianische Bevölkerung

Mit dem kolonialen Raubzug dieser Reliefs sei ein wesentlicher Teil des kulturellen und historischen Gedächtnisses der nigerianischen Bevölkerung verloren gegangen. "Der Schritt, die Objekte zurückzugeben, um auch diese Dokumente der Geschichte und der Kulturgeschichte wieder vor Ort zeigen zu können, hat natürlich riesigen Symbolcharakter und auch einen ganz wichtigen emotionalen Wert für die Bevölkerung."
Die Benin-Bronzen sollen dauerhaft restituiert werden, wie Plankensteiner erklärt. Im Gespräch seien aber auch Leihgaben von nigerianischer Seite an Deutschland. Die konkreten Einzelheiten würden aber noch verhandelt. Rechtliche Fragen seien dabei genauso zu klären wie die konkrete Auswahl der Objekte, die zurückgegeben werden sollen, und die Lagerungsbedingungen in Nigeria.

Die nächsten Schritte

Doch zunächst müsse die deutsche Seite Transparenz schaffen: "Mitte Juni werden schon einige der großen Sammlungsbestände veröffentlicht werden von der Kontaktstelle für koloniales Sammlungsgut bei der Kulturstiftung der Länder. Auf deren Basis können wir dann auch konkretere Gespräche mit unseren nigerianischen Partnern führen."
Nun müsse aber auch der nigerianischen Seite mit allen Beteiligten genügend Zeit eingeräumt werden, um zusammenzukommen und sich untereinander zu verständigen, meint Barbara Plankensteiner.
"Es gibt einige Fragen, die in Nigeria noch geklärt werden müssen zur Übernahme der Werke und dann auch im Zusammenhang mit dem 'Legacy Restitution Trust', der Stiftung, die gegründet wurde, um alle zentralen Parteien in Nigeria zusammenzufassen." Der Trust wird auch Träger des Museums sein, das die Benin-Bronzen aufbewahren wird.
(ckr)
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