"Erstaunlich, dass das Buch zu Lebzeiten erscheint"

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. findet in dem Interviewband "Letzte Gespräche" klare Worte für den Zustand der katholischen Kirche in Deutschland und stellt die Kirchensteuer infrage. Unser Korrespondent erklärt, warum Papst Franziskus die Veröffentlichung ausdrücklich genehmigt hat.
Heute erscheint der neue Interviewband "Letzte Gespräche" mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. – "Bild" und "Süddeutsche Zeitung" veröffentlichten bereits vorab zahlreiche Details: In den Gesprächen Benedikts XVI., die der Journalist Peter Seewald kurz vor und kurz nach dessen Rücktritt im Jahr 2013 geführt hat, zieht der deutsche Papst demnach eine Bilanz seines Pontifikats und erklärt noch einmal die Beweggründe zu seinem Rücktritt.
Gleichzeitig berichtet er von seiner Zeit, bevor er 2005 zum Papst gewählt wurde, von seiner Kindheit und Jugend, von seiner Zeit als junger Priester und einflussreicher Theologe.
Benedikt hat Zweifel an deutscher Kirchensteuer
Benedikt XVI. lebt seit seinem Rücktritt zurückgezogen in einem Kloster hinter den Vatikanischen Mauern. Von dort verfolgt er immer noch das Zeitgeschehen.
Über die Lage der katholischen Kirche in Deutschland sagt er den Medienberichten zufolge, sie habe zu viele bezahlte Mitarbeiter, pflege eine "ungeistliche Bürokratie", außerdem gebe es "zu wenig Dynamik des Glaubens". Kritisch äußert er sich auch zur deutschen Kirchensteuer: "Ich habe in der Tat große Zweifel, ob das Kirchensteuersystem so, wie es ist, richtig ist."
"Es ist erstaunlich, dass das Buch noch zu Lebszeiten Benedikts veröffentlicht wird", kommentiert unser Korrespondent Jan-Christoph Kitzler im Gespräch. Auch habe man selten zuvor so klare Worte über seine Gegner gehört.
Papst Franziskus hat die Veröffentlichung des Buches seines Vorgängers ausdrücklich genehmigt. So unterstreiche Benedikt selbst, dass er der Arbeit seines Nachfolgers vertraue, sagt Kitzler. Auch verweist unser Korrespondent auf das gute Verhältnis zwischen den beiden Päpsten.
(mcz)