Bénédicte Savoy über den Macron-Sieg

"Frische und gute Energie beibehalten"

Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy
Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy © AFP / Patrik Stollarz
Moderation: Anke Schaefer · 19.06.2017
Was bedeutet der Sieg Macron-Lagers für Frankreich? Darüber haben wir mit der französischen Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy gesprochen. Sie vergleicht Macron mit dem jungen Napoleon - und hofft, dass der Protest gegen ihn gemäßigt bleibt.
"Die Zeit des Handelns beginnt": Das hat Frankreichs Premierminister Édouard Philippe am Sonntag angekündigt - nachdem klar war, dass das Macron-Lager die absolute Mehrheit bei den Parlamentswahlen in Frankreich errungen hatte. Geht es jetzt wirklich los in Frankreich? Wird die Machtfülle dem neuen Präsidenten helfen - oder wird sie hingegen die Franzosen animieren, umso zahlreicher auf die Straße zu gehen?
Die französische Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy fühlt sich mit Blick auf Macron an den jungen Napoleon erinnert, bevor dieser Kaiser wurde. In der Zeit am Ende der Revolution habe es damals die Hoffnung gegeben, dass eine jüngere Generation etwas Neues auf die Beine stelle. Das könne man durchaus mit der jetzigen Zeit vergleichen, sagte sie im Deutschlandfunk Kultur.
Sie habe in den letzten Wochen den Eindruck gehabt, dass die "traurige Stimmung" in Frankreich besser geworden sei und dass es Aufwind gebe, betonte Savoy. Viele der neuen Abgeordneten sind ebenfalls jung und haben kaum politische Erfahrung.

Protest wird es auf jeden Fall geben

Die Frage sei jetzt, ob es den Neulingen gelinge, ihre Frische und gute Energie beizubehalten, sagte Savoy - angesichts von "goldenen Räumen" und monumentalen prächtigen Gebäuden: "Ob man es schafft, normal zu bleiben."
Protest gegen Macron wird es Savoy zufolge auf jeden Fall geben. Ihrer Ansicht nach wird es für den neuen Präsidenten schwierig, gegen die Straße zu regieren. Die geringe Wahlbeteiligung bedeute nicht, dass die Franzosen sich nicht für Politik interessieren, so Savoy. Diese wählten einfach mit den Füßen:
"Die gehen dann auf die Straße, so sind Franzosen, und das kann dann alles blockieren. Von der Macht kann man sehr leicht dann in Ohnmacht fallen."
Doch Savoy hat Hoffnung - Macron erkläre viel oder lasse viel erkären. Er gehe in Firmen, Fabriken und Schulen hinein, und das scheine auch das Programm seiner Abgeordneten zu sein. Deswegen könne man hoffen, dass der Protest nicht so "krass" wie in der Vergangenheit bei anderen Präsidenten ausfalle: "Aber es wird einen geben." (ahe)
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