Ben Moore: "Sternenstaub"

(Fehl-)Entscheidungen des Nobelpreiskomitees

05:14 Minuten
Buchcover: "Sternenstaub. Die Geschichte des Universums in 42 nie verliehenen Nobelpreisen" von Ben Moore
© Kein & Aber

Ben Moore

Aus dem Englischen von Katharina Blansjaar

Sternenstaub. Die Geschichte des Universums in 42 nie verliehenen Nobelpreisen Kein & Aber, Berlin 2022

348 Seiten

27,00 Euro

Von Gerrit Stratmann · 23.11.2022
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Nicht alle, die einen Nobelpreis verdient hätten, haben ihn bekommen. In "Sternenstaub" stellt der Astrophysiker Moore daher seine Kandidaten vor. Und erzählt gleichzeitig davon, wie sich der Mensch des Universums immer bewusster wurde.
Wenn in einem Buch über nie verliehene Nobelpreise Albert Einstein auftaucht, darf man stutzig werden. Schließlich hat er einen bekommen! Aber, so Ben Moore, eigentlich für die „falsche“ Theorie. Einstein bekam den Preis 1921 für die Entdeckung des fotoelektrischen Effektes und nicht für seine viel bedeutendere Allgemeine Relativitätstheorie.
Immerhin konnte Einstein diese Auszeichnung, im Gegensatz zu vielen anderen Forschern vor ihm, schon bekommen. Denn der von Alfred Nobel gestiftete Preis wird erst seit 1901 verliehen.

Entdeckungen schon vor mehr als 2000 Jahren

Aber wegweisende Entdeckungen, die das Fundament für unser heutiges Verständnis von der Welt legten, wurden auch schon mehr als 2000 Jahre früher gemacht. Deswegen beginnt Ben Moore seine subjektive Auswahl übersehener preiswürdiger Preisträger in der Antike. Damals bestimmte Eratosthenes, Leiter der legendären Bibliothek von Alexandria, die Kugelgestalt unserer Erde und ihre Größe mit nichts als einem Stock, einem Kalender und ein bisschen Geometrie.
Neben vielen vorhersehbaren Namen (Kopernikus, Galilei, Kepler, Newton, Hawking) überrascht Moore aber auch mit einem Preis für „das schönste Experiment, das je durchgeführt wurde“ oder mit einer Auszeichnung für den Philosophen Immanuel Kant.

Nicht alle Nobelpreisträger haben ihn verdient

Selbst Kenner der Kosmologie werden verblüfft sein, wie viele Entdeckungen gar nicht auf diejenigen zurückzuführen sind, die den Nobelpreis dafür bekommen haben. So erging es Robert Herman und Ralph Alphers, die die Existenz der kosmischen Hintergrundstrahlung voraussagten und erleben mussten, wie andere für den Nachweis belohnt wurden.
Oder Edward Tryon, der als Erster erklärte, wie das Universum aus dem Nichts entstanden sein könnte, und dafür bis heute nicht gewürdigt wurde.
Nicht zu vergessen die zahlreichen Frauen: Henrietta Swan Leavitt, Cecilia Payne, Vera Rubin, Marietta Blau, Lise Meitner, Jocelyn Bell, Emmy Noether, Chie-Shiung Wu – sie alle leisteten Bahnbrechendes, aber einen Nobelpreis bekamen sie nie.
Wie skandalös manche dieser (Fehl-)Entscheidungen des Nobelpreiskomitees waren, daraus macht der Buchautor keinen Hehl.

Keine Generalabrechnung

Dennoch ist „Sternenstaub“ keine Generalabrechnung mit den reformwürdigen Vergabekriterien des Nobelpreises, sondern vor allem ein leicht zu lesender Streifzug durch elementare Ideen, die uns unseren Platz im Universum gezeigt haben. Dabei gelingt es Ben Moore hervorragend, die Frage- und Problemstellungen verständlich zu machen, an denen all diese Forscherinnen und Forscher gearbeitet haben.

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