Belcea Quartett in Berlin

Im Auge des denkenden Ohres

Das Belcea Quartett
Das Belcea Quartett © Marco Borggreve/Agentur Simmenauer
07.04.2017
Das renommierte Belcea Quartett ist nun an der Reihe, den neuen hochgelobten Pierre Boulez Saal auszuprobieren. Wir dokumentieren das Konzert vom 6. April mit Werken von Webern, Schostakowitsch und Beethoven.
Berlin hat einen neuen Konzertsaal. Am 4. März 2017 wurde im ehemaligen Magazingebäude der Staatsoper Unter den Linden der Pierre Boulez Saal offiziell eröffnet. Das Publikum und die Feuilletons waren hellauf begeistert. Und nun sind die Musiker an der Reihe, sich diesen wandlungsfähigen Kammermusiksaal des Stararchitekten Frank Gehry und des Starakustikers Yasuhisa Toyota zu erobern.
"Musik für das denkende Ohr" steht groß auf der Konzertbroschüre des neuen Kammermusiksaals. Darunter eine rasch hingeworfene Skizze Frank Gehrys: Schwarze Linien kreisen scheinbar fahrig zitternd um ein ovales Etwas und erinnern (vielleicht) an das Auge eines Hurrikans. Oder auch an eine ovale Bühne. An eine tiefe Bohrung, bei der Verborgens ans Tageslicht kommen wird. Oder an ein empfangsbereites Ohr….
Daniel Barenboim, Pianist und Dirigent, Kulturnetzwerker und Musikdenker sowie Gründer der Barenboim-Said-Akademie, zu der der Pierre Boulez Saal gehört, hat diese poetische Formulierung in die Welt gesetzt und damit zugleich einen künstlerischen Anspruch formuliert. Musik nicht nur als purer Genuss oder als museale Kunst. Musik als Denkmodell und als Entdeckungsreise für Neugierige. Das sollen die aufgeführten Werke und Programme im neuen Saal in der Französischen Straße in Berlin-Mitte einlösen. Die Programmmacher haben dabei nicht nur Kammermusik, sondern auch Jazz sowie arabische und persische Musik geplant. Und wenn der Konzertbesucher die Mühen des Hörens nicht scheut, wer gedanklich investiert, der wird am Ende der Konzerte ganz sicher viel mehr zurückbekommen.
Das Belcea Quartett beendet am 6. April das kleine Quartettfestival im Pierre-Boulez-Saal und spielt Werke von Webern, Schostakowitsch und Beethoven, die in ihren Streichquartetten versucht haben, die "große Form" des sinfonischen Denkens auf die Quartettbesetzung zu übertragen.
Seit mehr als zwanzig Jahren ist das Belcea Quartett in bedeutenden Sälen und auf renommierten internationalen Festivals unterwegs und gehört zweifellos zu den führenden Streichquartetten unserer Zeit.
In der Spielzeit 2017/18 wird das Quartett Artist-in-Residence des Pierre Boulez Saales sein.
Pierre Boulez Saal Berlin
Aufzeichnung vom 6. April 2017
Anton Webern
Langsamer Satz für Streichquartett
Dmitrij Schostakowitsch
Streichquartett Nr.3 F-Dur op. 73
ca. 20.50 Uhr Konzertpause
Ludwig van Beethoven
Streichquartett e-Moll op. 59 Nr. 2

Belcea Quartett:
Corina Belcea, Violine
Axel Schacher, Violine
Krzysztof Chorzelski, Viola
Antoine Lederlin, Violoncello