Belastungen durch Corona

Ratschläge für psychisch kranke Menschen

05:47 Minuten
Eine ätere Frau schaut aus einem Fenster.
Wer eine Depression hat, muss sich professionell helfen lassen. Auch jetzt, rät der Mediziner Ulrich Hegerl. © imago images / Westend61
Ulrich Hegerl im Gespräch mit Axel Rahmlow |
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Menschen mit Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen haben es momentan besonders schwer. Denn sie nehmen Ängste intensiver wahr als Gesunde. Wir haben mit dem Psychiater Ulrich Hegerl gesprochen, wie ihnen geholfen werden kann.
Die Coronapandemie stellt viele Menschen vor Probleme und Herausforderungen. Die ersten Bundesländer haben Ausgangsbeschränkungen beschlossen. Besonders Menschen mit psychischen Problemen sorgen sich. Bei einer Depression werden Sorgen und Ängste oft ins Zentrum des Lebens gerückt. Wir haben darüber mit Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, gesprochen.

"Das ist sehr belastend für die Menschen"

Eine Depression sei eine schwere Erkrankung, sagt Hegerl. Man müsse sich auf jeden Fall beim Haus- oder Facharzt professionelle Hilfe holen. Auch jetzt - man sollte nicht warten, bis die Pandemie wieder vorbei ist, rät der Psychiater.
Bei einer Depression oder Angststörung werde die Aufmerksamkeit immer auf etwas Negatives gelenkt, so Hegerl. Alles werde größer und katastrophaler erlebt. Es falle Depressiven schwer, den Tag zu strukturieren, die Gedanken würden nur um das Negative kreisen: "Das ist sehr belastend für die Menschen."

Zu viel Schlaf kann kontraproduktiv sein

Die Deutsche Depressionshilfe bietet auf ihrer Internetseite das kostenlose und mehrsprachige "iFightDepression Tool" an. Wie bei einer Psychotherapie könne man sich dort durch unterschiedliche Programme durcharbeiten, sagt Hegerl. So könne man dort den Aufbau einer Tagesstruktur erlernen und den Zusammenhang zwischen Bettzeit, Schlaf und Stimmung nachvollziehen. "Es ist eine Gefahr, dass sich Menschen zu viel ins Bett zurückziehen und das negative Auswirkungen auf die Depression hat", so Hegerl.
Der Psychiater rät zudem, viel mit anderen Menschen zu kommunizieren, aber nicht nur über Corona sprechen, sondern auch über andere Dinge im Leben. Auch eine Psychotherapie über Videokonferenz könne helfen, vor allem, wenn Therapeut und Patient bereits miteinander bekannt seien.

Die Krise kann auch ein Neufang sein

Wenn man aktuell nicht in einer schweren Depression stecke und deswegen nicht so stark betroffen sei, könne diese Krise aber auch eine Chance sein, sagt Hegerl. Man könne neue Dinge anpacken, sich mehr "auf das Wichtige im Leben" konzentrieren oder den Frühling bewusster erleben. "Man kann aus solchen Krisen oft auch etwas lernen und das in manchen Bereichen als Neuanfang sehen."
(jde)
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