Beißende Härte und Gehässigkeit

Von Eberhard Spreng · 10.12.2008
Eine düstere Meditation bringt Thomas Ostermeier mit Ibsens "John Gabriel Borkman" in Rennes auf die Bühne. Dabei ist die Besetzung traumhaft: Kirsten Dene, Angela Winkler und Josef Bierbichler haben die tragenden Rollen übernommen.
Alte Leute kämpfen ihre letzte Schlacht. Alles, was sie sich zu sagen haben, bezieht seine beißende Härte, seine bittere Ironie und Gehässigkeit aus dem längst schon verpatzten Leben. Im Spannungsfeld materieller Gier, gesellschaftlichem Geltungsbedürfnis und Sehnsucht nach Liebe bewegen sie sich.

Den Einfluss auf Märkte, Finanzen und die Politik hat John Gabriel Borkman verloren, als er Jahre zuvor in riskanten Finanzmanövern das Vermögen seiner Frau und seiner Kunden verspielt hatte. Die Hoffnung auf ein Leben an seiner Seite hatte Ella Rentheim verloren, als Borkman die Absicht, sie zu heiraten, zugunsten seiner Karriereinteressen aufgab, und Macht über ihren Sohn verliert Gunhild an die junge, kokette Fanny Wilton, mit der er in einer Winternacht in die weite Welt verschwindet.

Eine stickige Atmosphäre, eine gealterte Einrichtung stellte sich der Autor als Dekor dafür vor, aber Jan Pappelbaum hat einen Glaskasten gebaut, durch den hindurch man auf wabernden Bühnennebel schaut.

Die düstere Meditation, die Regisseur Thomas Ostermeier hier mit einer präzisen, nüchternen Regie mit einem brillanten Ensemble auf die Bühne bringt, verzichtet erfreulicherweise auf Querverweise zur aktuellen Finanzkrise.

Die Traumbesetzung, die Kirsten Dene, die Angela Winkler, der Josef Bierbichler in tragenden Rollen in einer klaren, nüchternen und wirkungsvollen Inszenierung , hat das von Rennes Intendanten François le Pillouër initiierte EU-Projekt "Prospero" ermöglicht. Zusätzliche Mittel im Rahmen europäischer Co-Produktionen erlaubten hier der Schaubühne eine aufwendige Realisation.

John Gabriel Borgman
Von Henrik Ibsen
Inszenierung: Thomas Ostermeier
Théâtre National de Bretagne in Rennes