Bei Sicherheit erste Wahl

Von Po Keung Cheung |
Die sogenannten „Pager“ sorgen dafür, dass deren Besitzer immer erreichbar ist. Eine Einbahnstraße, denn die Antwort muss herkömmlich per Telefon erfolgen. Wohl auch deshalb sind diese „Pieper“ längst vom Mobiltelefon verdrängt worden. Doch nach wie vor sind diese Geräte in bestimmten Bereichen, etwa bei der Feuerwehr oder bei Enstörungsdiensten, erste Wahl.
Carsten Trautmann und das Wetter entscheiden, ob für Dutzende Mitarbeiter die Nacht vorbei ist. Er ist Einsatzleiter beim Winterdienst „Alpin Berlin“. Schließlich müssen rechtzeitig vor dem Berufsverkehr die Gehwege von Schnee und Eis geräumt werden, egal ob es sich um die zehn Meter lange Fläche vor einem Mietshaus handelt oder um das riesige Gelände eines Universitätsklinikum samt Auffahrrampen für Notarztwagen und Hubschrauberlandeplatz.

Der Einsatz für Dutzende Mitarbeiter von „Alpin-Berlin“ kommt per Mouseklick durch Carsten Trautmann.

„Früher hat man Listen ausgedruckt mit Telefonnummern von den Fahrern und jeden Einzelnen angerufen. Also wir haben über eine Stunde gebraucht, bis wir den Letzten alarmiert hatten, gerade beim Winterdienst ist es extrem wichtig, dass man sehr schnell beim Kunden ist und jede Minute wirklich zählt.“

Bei „Cityruf“ erreichen die Rufe alle Empfänger gleichzeitig und binnen Minuten. Die PC-Software macht das möglich. „Cityruf“ ist ein sogenanntes Funkrufnetz, in dem kurze, bis zu 80 Zeichen lange Textmitteilungen zu einem zigarettenschachtelgroßen Gerät gesendet werden können. Auch die Übermittlung von reinen Tonsignalen ist möglich, hier muss der Empfänger jedoch wissen, welche Bedeutung sie haben, zum Beispiel „in die Zentrale kommen“ oder „im Büro anrufen“. Anders als beim normalen Mobilfunk geht der Ruf nur in eine Richtung. Wer antworten möchte, muss etwa zum Telefon greifen.

Rund 800 Sendeantennen sorgen für eine bundesweite Erreichbarkeit, auch in den entlegensten Ecken. Funklöcher sind kaum ein Thema, der Grund: hohe Sendeleistung und große Wellenausbreitung. Selbst dicke Wände und tiefliegende Keller sind da kein Problem. Auch deshalb setzt die Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg, Betreiber von Gasnetzen, auf „Cityruf“, insbesondere im Bereich der Entstörung.

Auf etwa 8.000 Einsätze im Jahr kommen die Techniker in der Bundeshauptstadt. Ihr Job ist es, jeden Gasgeruch, jeder Störung auf den Grund zu gehen. Dabei komme es auf jede Sekunde an, schließlich ist Erdgas explosiv, sagt der zuständige Abteilungsleiter Stephan Boy.

„Dadurch, dass es ein eigenes Netz ist, dass es ein eigener Frequenzbereich ist und wir nur die besten Erfahrungen damit in der Vergangenheit gemacht haben, gibt es für uns für Cityruf keine Alternative.“

Zwar kommt bei der Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg mittlerweile auch das normale Mobilfunknetz zum Einsatz. Aber der technisch mehr als 20 Jahre alte „Cityruf“ ist und bleibt weiterhin das Rückgrat des Alarmierungssystems.

„Sicherlich haben Sie beim Mobilfunk ein hohes Spektrum an Angeboten an Endgeräten, Sie können die Daten, die Information verpacken mit Fotos und so weiter, aber uns ist es wichtig, dass wir eine sichere Übertragung haben, mit einer berechenbaren Zeit. Das ist leider in einem öffentlichen Mobilfunkfunknetz nicht immer gegeben. Wir kennen alle Situationen wie Silvester oder bei besonderen Anlässen. Auch bei Sicherheitslagen werden die SMS dann zum Teil auch erst sehr zeitverzögert übertragen und das ist eine Sache, die können wir uns nicht erlauben, wir brauchen definierte Übertragungszeiten und eine hohe Zuverlässigkeit.“

Trotz der Vorteile wollte die Deutsche Telekom damals das Funkrufgeschäft loswerden. Es war zu speziell, zu sehr Nischenprodukt, der „Rosa Riese“ wollte sich lieber auf das echte Massengeschäft konzentrieren. Der Vorstandschef des Berliner Unternehmen „e*message“, Dietmar Gollnick, sah damals eine einmalige Chance.

„Bei Funkruf hat uns vor allen Dingen gereizt, dass die Kundschaft eine sehr professionelle war, also kaum Privatkundschaft, und das Zweite ist die Alleinstellung der Technologie. Also es gibt nichts im Mobilfunk, was flächendeckend so gut gleichzeitig an viele übertragen kann.“

Seit genau zehn Jahren führt das kleine, mittelständische Unternehmen mit 80 Mitarbeitern das ehemalige Telekom-Spartengeschäft weiter. Rund 150.000 Cityruf-Empfänger sind derzeit bei Kunden im Einsatz.

Aber die Zukunft der Technik ist nicht auf das kleine Kästchen am Gürtel beschränkt. Denn sie lässt sich auch in andere Geräte einbauen und für neue Funktionen nutzen, etwa die Übermittlung von Vorhersagen an elektronische Wetterstationen für das Wohnzimmer. Durch die Einteilung des bundesweiten Funkruf-Netzes in mehr als 300 Landkreise und 50 Regionen empfangen die Geräte auch nur die Vorhersagen, die für den Standort relevant sind. Die Informationen stammen von Meteorologen des Dienstes „Wetterdirekt“, die alle sechs Stunden die neuesten Daten per Funk an die Wetterstationen schicken. Ein Erfolgsmodell: In nur drei Jahren wurden zwei Millionen Funkruf-Wetterstationen verkauft. Und das Potenzial der Technologie ist längst nicht ausgeschöpft.

Der Feuerwehrverband stellt sich vor, dass man die in vielen Haushalten befindlichen Rauchwarnmelder mit einer zusätzlichen Funktion ausrüstet, indem dort auch Warninformationen mit über die Warnung vor dem Rauch übertragen werden können und wir können uns auch Verkehrsinformationen vorstellen, die übertragen werden, und andere.

Etwa die Anzeige des jeweils günstigsten Stromtarifes. Dies wird bereits im Rahmen eines Pilotprojektes mit einem Energieversorger erprobt. Das zeigt, die Technologie des „Piepers“ ist auch im Mobilfunkzeitalter nicht totzukriegen.