Begrünung nicht um jeden Preis

Von Evelyn Bartolmai |
Auch wenn in einem Wüstenland wie Israel jeder Baum gebraucht wird, um Schatten zu spenden und auch das Landschaftsbild zu verschönern, ist nicht jede Pflanzenart willkommen. Denn einige drohen heimische Arten zu verdrängen.
Bis heute prägen zahllose Eukalyptusbäume mit ihren schlanken, hochgewachsenen und mattweiß schimmernden Stämmen das Landschaftsbild besonders im Norden Israels. Doch sind sie keineswegs eine landestypische Erscheinung, sondern wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den ersten jüdischen Siedlerpionieren gepflanzt, um die Sümpfe trockenzulegen. Die Malaria konnte dadurch erfolgreich bekämpft werden, es wurde fruchtbares Ackerland gewonnen, und obendrein das kahle Land aufgeforstet.

Doch mit den Jahren wandelte sich der schnell wachsende Eukalyptusbaum vom Segen zur Plage. Der Schatten unter dem dichten Blätterdach mag zwar dem Menschen angenehm sein, behindert jedoch zunehmend das Wachstum anderer Pflanzenarten, von denen einige inzwischen sogar vom Aussterben bedroht sind.

Und so hat im vergangenen Dezember die israelische Forstverwaltung auf einer Konferenz mehrere langfristige Projekte vorgestellt und diskutiert, mit denen zahlreiche einheimische Pflanzenarten geschützt und gestärkt werden sollen. Nicht alle Vorhaben stoßen auf die ungeteilte Zustimmung der Menschen und Behörden in den betroffenen Gebieten. Erst nach langen Verhandlungen waren beispielsweise die Verantwortlichen im Kibbuz Dan im äußersten Norden des Landes sowie des Jüdischen Nationalfonds bereit, im Interesse der einheimischen Vegetation die vor mehr als 100 Jahren gepflanzten Eukalyptusbäume nunmehr zu roden. Und der Erfolg ließ auch nicht lange auf sich warten: Kaum waren die Riesenbäume abgeholzt, begann der schon seit Jahrzehnten verschwundene Kleinblättrige Weiderich wieder zu sprießen.

Ebenfalls im Norden machen noch zwei weitere Pflanzenarten, die einst zur Aufforstung ins Land gebracht wurden, heute der einheimischen Vegetation zu schaffen. Das ist zum einen die aus Mittelamerika stammende Parkinsonia, ein dorniger Wüstenstrauch, der sich besonders im Naturschutzgebiet von Bethsaida ausgebreitet hat. Und das ist die Tamariske, die seit dem dramatischen Absinken des Wasserspiegels im See Genezareth die ausgetrockneten Uferstreifen überwuchert und die lokale Vegetation noch zusätzlich durch die Absonderung von Salz schädigt. Seit vier Jahren rücken die Förster diesen beiden Landplagen mit verschiedenen Strategien zu Leibe. Weite Flächen werden gerodet und mit speziellen Giften gegen die Neubesiedlung behandelt, und es werden auch die Rinderherden der umliegenden Landwirtschaftsbetriebe aus den Ställen getrieben, um die Flächen ganz einfach abzufressen. Auch hier geschah bald ein Wunder: Das hierzulande inzwischen selten gewordene Pfefferkraut treibt nunmehr rund um das galiläische Meer wieder erste zaghafte Blüten.

Viehherden, genauer gesagt Esel, werden auch im Naturschutzgebiet Einot Tzukim in der Nähe vom Toten Meer eingesetzt, um das ökologische Gleichgewicht wieder herzustellen. Am tiefsten Punkt der Erde fressen die Grautiere die Überreste eines Buschbrandes, während gegen verschiedene aus Südamerika und Australien stammende Kampfer- und Flechtenarten im nördlichen Negev mit schwerer Technik zu Felde gezogen wird.

Und schließlich kümmern sich die israelischen Forstarbeiter auch um die letzten Wanderdünen Israels, die sich zwischen Aschkelon und Aschdod befinden und nicht zuletzt ein einzigartiges Biotop für verschiedene Tierarten bilden. Auch hier ist geplant, die unerwünschte Vegetation mit aktiver Beweidung zu beseitigen. Schafherden sollen dafür sorgen, dass es auch künftig am beliebten Strand von Nitzanim Sand am Meer gibt.