Begeisterung fürs Theater

Von Mandy Schielke |
Eva Meckbach gehört seit mehreren Jahren zum Ensemble der Berliner Schaubühne. Nun ist sie in Friedrich Hebbels Drama "Die Nibelungen" als Kriemhild zu sehen.
Die letzte Szene. Kriemhild schreit. Hagen, ihr Widersacher, der ihren Ehemann Siegfried vor Jahren kaltblütig ermordete, ist immer noch am Leben. Sie tobt. Rachsucht und Wut ist alles, was Kriemhild geblieben ist.

An diesem Nachmittag in Berlin ist Eva Meckbach, die abends in die Rolle der Kriemhild schlüpft, ein bisschen müde. Die 28-Jährige blickt durch die großen Fenster hinüber zur Zionskirche. Den ganzen Tag schon ist der Himmel grau. Der Gedanke, sich in einer Männerwelt behaupten zu müssen, sagt sie, sei ihr nicht fremd. Auch am Theater gebe es schließlich mehr Männer als Frauen. Aber im Gegensatz zur Kriemhild, der burgundischen Königstochter, hat Eva Meckbach in ihrem Leben bislang ziemlich viel Glück gehabt. Vor drei Jahren zum Beispiel, als an der Schaubühne für das Stück "Ein Sommernachtstraum" noch eine junge Schauspielerin gesucht wurde.

Eva Meckbach: "Und dann kam ich da zum Vorsprechen am nächsten Tag. Ich hatte nichts, weder Monologe, noch Kostüm noch irgendwas. Ich war super aufgeregt und hab gesagt, ich habe nichts, ich habe nur Text. Aber vielleicht müsst ihr damit etwas machen, denn ich habe nichts einstudiert. Denn das kam so voll aus heiterem Himmel und dann meinten die, ja, dann mach doch mal. Und dann hab ich halt gekämpft und es hat geklappt."

Sobald sie anfängt zu reden, sprudelt es aus der zierlichen Frau mit den dunklen Augen nur so raus. Ihre Mimik ist ausgeprägt. Selbstbewusst wirkt sie.

Eva Meckbach: "Was ich bei der Kriemhild ganz arg bewundere ist, dass die einfach nicht aufgibt, die gibt einfach nicht auf."

Eva Meckbach ist mit zwei älteren Geschwistern in Süddeutschland zwischen Ulm und Stuttgart aufgewachsen.

Eva Meckbach: "Sehr gediegen, spießig, kleinstädtisch."
"Es gab in meiner Schule eine Theater-AG und ich habe auch schon in der vierten Klasse einen Hirten gespielt. Aber ob das jetzt die Zündung war für mein späteres Berufsleben. Das kann ich echt nicht sagen."

Die Eltern sind ab und zu ins Theater gegangen, erzählt die 28-Jährige. Aber sie legten keinen großen Wert darauf, dass auch die Kinder Interesse dafür entwickeln. Nach dem Abitur zieht Eva Meckbach nach Bochum macht ein Jahr lang bei einem Theaterprojekt für Schulabgänger, "Theater Total", mit. Dort habe ich gelernt, dass Theater nicht allein funktioniert, sagt sie, dass es vor allem der Ensemble-Gedanke ist, auf den es ankommt.

Eva Meckbach: "Ich hab gemerkt, ich finde die Auseinandersetzung mit Text und mit Leuten, mit der Psyche des Menschen total super."

Seit 2001 lebt sie in Berlin-Mitte und gehört hier fest in die Theaterlandschaft. Die Kriemhild in der Nibelungen-Inszenierung von Marius von Mayenburg ist Eva Meckbachs erste große Hauptrolle. Liebe, Neid und Eifersucht, Verrat, Mord und eben Rache: Kaum ein menschlicher Abgrund wird in diesem Stück nicht ausgeleuchtet.

Eva Meckbach: "Das war auf jeden Fall das neue aber auch die Beträge, um die es geht, die Dinge die verhandelt werden, die Abgründe, die es gilt da aufzureißen, die Dinge mit denen man sich da auseinandersetzen muss, das war auf jeden Fall ein neues Level."

In den "Nibelungen" sei kein Platz für Mätzchen.

Eva Meckbach: "Ich war während des Probenprozesses wirklich ganz schön ruhebedürftig. Wenn wir nicht geprobt haben, habe ich einfach versucht zu schlafen, mich zurückzuziehen, gut zu essen, gut zu schlafen, einfach die eigenen Ressourcen wieder zu füttern."

Theaterkritiken nach den Premieren liest sie grundsätzlich nicht. Selbstschutz sei das, mehr nicht.

Eva Meckbach: "Ich gebe dort wirklich mein Bestes, jeden Abend, und ich reiß mich da auf. Und es gibt Leute, die können damit etwas anfangen und finden das gut und es gibt Leute, die können damit nichts damit anfangen. Und das ist ok. Aber ich gebe trotzdem mein Bestes. Vielleicht lese ich das mal in einem Jahr aber jetzt würde mich das einfach zu viel Kraft kosten, das Ganze wieder aus meinem Kopf zu bekommen."

Neben dem Theater hat Eva Meckbach bereits an zahlreichen Hörspielproduktionen mitgearbeitet und stand für Fernsehfilme vor der Kamera. Seitdem sie die Kriemhild an der Schaubühne spielt, gibt es noch mehr Anfragen.

Eva Meckbach: "Ich könnte bestimmt einiges anderes machen aber ich glaube, ich will es gar nicht. Es ist gerade alles gut so wie es ist."