Begegnungen mit Stanisław Skrowaczewski (1/5)

Stanisław Skrowaczewski
Stanisław Skrowaczewski © Intermusica
05.02.2014
Er dürfte einer der ältesten, wenn nicht der älteste aktive Dirigent im internationalen Konzertleben sein - Stanisław Skrowaczewski. Der polnisch-amerikanische Maestro wurde im letzten Oktober 90 Jahre alt. Unermüdlich reist er um die Welt, um als gern gesehener Gast Konzerte bei renommierten Orchestern von Japan bis Polen zu leiten. Wo er auch ans Pult tritt, erhalten die musikalischen Abende eine besondere Aura – die Aura eines klassischen Ernstes wie auch origineller Frische und Kraft, die sich aus Skrowaczewskis ereignisreichem Leben speisen.
Von Lwów (Lemberg) führte ihn sein Weg über Breslau, Krakau, Kattowitz, Warschau und Paris bis nach Minneapolis. Bis heute ist der Maestro auch in Deutschland regelmäßig zu Gast. Hohes Aufsehen erregte zum Beispiel sein kompletter Zyklus aller elf (!) Bruckner-Sinfonien mit der Deutschen Radiophilharmonie in Saarbrücken.Mit vielen großen Musikern wie David Oistrach, Henryk Szering und Artur Rubinstein hat er zusammengearbeitet. Bei Nadja Boulanger nahm er als Komponist Unterricht in Paris. George Szell und Leopold Stokowski holten ihn nach Amerika. Eine enge Beziehung pflegte er zu Kollegen wie z.B. Witold Lutosławski, Gunther Schuller oder Krzysztof Penderecki.Und er komponiert bis jetzt – erhaben und elegant wirkende Musik, in die seine Lebenserfahrungen einfließen, ein Leben zwischen äußerer Gewalt, Glück und Unglücksfällen und innerer Stärke, die nicht zuletzt von einer unerschöpflichen Liebe zur Musik geprägt wird.Volker Michael hat im vergangenen November und Dezember mit Stanisław Skrowaczewski in Saarbrücken und Berlin Studiogespräche geführt, um ein reiches Leben Revue passieren zu lassen.In der ersten Folge geht es um „die Heimat Europa und zweimalige Flucht“, um seine Kindheit und Jugend in Lemberg, um intensiven Unterricht in der Untergrunduniversität in der ostpolnischen Stadt während der deutschen Besetzung, um erste Dirigiererfahrungen im Nachkriegspolen, um zwei ereignisreiche Jahre in Paris und Italien und um die politisch erzwungene Rückkehr nach Polen bis zur heimlichen Ausreise in die USA.
Begegnungen mit musikalischen Zeitzeugen -
der Dirigent Stanisław Skrowaczewski (1/5)
Lemberg, Warschau und Paris - Heimat Europa und zweimalige Flucht
Ausschnitte aus folgenden Werken:

Anton Bruckner
7. Sinfonie
Berliner Philharmoniker
Leitung: Jascha Horenstein
Stanisław Skrowaczewski
Präludium und Fuge für Orchester
Sinfonieorchester der Schlesischen Philharmonie Kattowitz
Leitung: Stanisław Skrowaczewski
Józef Elsner
Sinfonie C-Dur op. 11
Orchester der Warschauer Philharmonie
Leitung: Stanisław Skrowaczewski

Maurice Ohana
Livres des Prodiges
Orchestre Nationale de France
Leitung: Stanisław Skrowaczewski

Piotr Perkowski
Uwertura Warszawska
Sinfonieorchester der Schlesischen Philharmonie Stalinogród (Kattowitz)
Leitung: Stanisław Skrowaczewski

Stanisław Skrowaczewski
Filmmusik zu „Atlantische Erzählung“ und „Karriere“
Johann Sebastian Bach/Stanisław Skrowaczewski
Toccata und Fuge d-Moll BWV 565
BBC Symphony Orchestra
Leitung: Leonard Slatkin
(Teil 2 am 12.02.2014)