Begegnungen mit Juan Allende-Blin

Kriminalistische Suche

Ein Mann mit mittellangen grauen Haaren blickt durch seine Brille direkt in die Kamera.
Der Komponist und Musikpublizist Juan Allende-Blin © Jan Rothstein
23.03.2016
Juan Allende-Blin, geboren 1928 in Santiago de Chile und seit 1951 in Deutschland lebend, ist nicht nur ein wichtiger Komponist der Nachkriegs-Avantgarde, sondern auch Musikpublizist, Forscher, (Wieder-)Entdecker, Kurator von Konzerten. In sechs Folgen der Reihe „Begegnungen“ erzählt Juan Allende-Blin über sein Leben in Chile und Deutschland, über seine Werke und seine musikalische Ästhetik, aber auch über sein Wirken als Kurator und Forscher.
Juan Allende-Blin, geboren 1928 in Santiago de Chile und seit 1951 in Deutschland lebend, ist nicht nur ein wichtiger Komponist der Nachkriegs-Avantgarde, sondern auch Musikpublizist, Forscher, (Wieder-)Entdecker, Kurator von Konzerten. In sechs Folgen der Reihe "Begegnungen" erzählt Juan Allende-Blin über sein Leben in Chile und Deutschland, über seine Werke und seine musikalische Ästhetik, aber auch über sein Wirken als Kurator und Forscher.
Als Komponist steht Juan Allende-Blin in der Tradition der Wiener Schule um Arnold Schönberg, realisiert darüber hinaus aber auch Hörspiele und Klangkunst. 1983 erhielt er dafür den renommierten Karl-Sczuka-Preis. Er schrieb aber auch Chansons in der Tradition des großen Berliner Cabarets der 1920er-Jahre. Lebenslang setzte er sich für die von den Nazis oder dem Stalinismus verfemten Komponisten ein. So geht die Wiederentdeckung des russischen Futurismus maßgeblich auf seine Initiative zurück.
Die bedeutendste Wiederentdeckung ist aber Claude Debussys Oper "La chute de la maison Usher". Schon in frühen Jahren war Debussy von der Schauer-Geschichte um ein Geschwisterpaar, das dem Leben völlig entfremdet ist, fasziniert. An einer Oper arbeitete er von 1908 bis 1917, doch wurde sie nie vollendet. Die Skizzen waren verstreut oder überhaupt verschollen. Auf teilweise abenteuerliche Weise erlangte Juan Allende-Blin – seit früher Jugend der französischen Kultur und Musik sehr zugetan – Kenntnis von diesen Skizzen. Er sammelte sie, entzifferte sie in mühsamer Kleinarbeit und brachte sie in die von Debussy intendierte Ordnung und orchestrierte die nur als Particell vorliegenden Abschnitte.
1977 wurde diese Rekonstruktion konzertant aufgeführt, 1979 erlebte sie an der Deutschen Oper Berlin ihre szenische Uraufführung. Obwohl es inzwischen auch andere – wesentlich eigenmächtiger agierende – Bearbeitungen von Debussys Fragment gibt, gilt Juan Allende-Blins skrupulöse und Debussys Intentionen respektierende Rekonstruktion als überzeugendste Wiedergewinnung von "La chute de la maison Usher".
Begegnungen mit dem Komponisten Juan Allende-Blin (5/6)
Rekonstruktion einer Oper: Debussys "La chute de la maison Usher"
Frank Schneider und Rainer Pöllmann im Gespräch mit Juan Allende-Blin
(Teil 6 am 30. März 2016)
Claude Debussy / Juan Allende-Blin
"La chute de la maison Usher"
Fragmente, gesammelt, entziffert und orchestriert von Juan Allende-Blin
Karen Vourch, Sopran (Lady Madeline)
Jean-Luc Chaignaud, Bariton (Roderick Usher)
Francois LeRoux, Bariton (Der Arzt)
Jacques Calatayud, Bass (Freund Rodericks)
WDR-Sinfonieorchester
Leitung: Eliahu Inbal