Begegnungen

Immer wieder neu beginnen

29.10.2014
Ursula Mamlok konnte sich ihren Traum erfüllen: Sie ist Komponistin geworden. Dabei hatten sich die "Umstände" gegen sie verschworen. Was konnte einer Berliner Jüdin - Jahrgang 1923 - schon gelingen?
Ursula Mamlok wollte immer Komponistin sein, schon als Kind hatte sie sich das vorgenommen. Ihr Weg zu diesem Ziel verlief jedoch alles andere als geradlinig.
1923 wurde sie in Berlin geboren. Im Bezirk Charlottenburg besuchte sie die Grundschule, dann das Gymnasium und erhielt privaten Musikunterricht. Doch wegen ihrer jüdischen Herkunft musste sie die Schule verlassen, das Musikstudium an einer Staatlichen Hochschule war ihr verwehrt. 1939 emigrierte sie mit ihren Eltern nach Ecuador. Dort konnte sie sich musikalisch nicht weiter entwickeln, ihr Ziel war ein Studium in den USA. Nachdem sie eigene Kompositionen eingeschickt hatte, wurde sie schließlich an der "Mannes School of Music" in New York angenommen. Mit 17 Jahren verließ sie Ecuador allein, ihre Eltern folgten ihr im Jahr darauf.
Ihr erster Kompositionslehrer in New York war George Szell. Der Weg zum eigenen Stil war lang für sie. Denn sie suchte die Auseinandersetzung mit der neuen Musik, ihre Lehrer aber konzentrierten sich immer wieder auf die Grundlagen der tradierten Kompositionslehre. Sie musste akademische Abschlüsse nachholen, um später selbst an Hochschulen unterrichten zu können. Durch die nationalsozialistisch erzwungene Emigration wurden ihr wichtige Jahre gestohlen. Immer wieder von vorn beginnen – eine Art Lebensthema Ursula Mamloks.
Nach dem Abschluss an der "Mannes School" studierte sie Komposition bei Roger Sessions, Jerzy Fitelberg, Erich Itor Kahn, Stefan Wolpe und Ralph Shapey. Seit den späten 1950er-Jahren unterrichtete sie selbst an Hochschulen und Universitäten, über 40 Jahre lang an der "Manhattan School of Music" in New York. Nach dem Tod ihres Mannes zog Ursula Mamlok wieder in ihre Geburtsstadt Berlin – nach 66 Jahren in den USA. Bis heute ist Ursula Mamlok als Komponistin tätig.
In fünf Folgen berichtet Ursula Mamlok von ihrem Leben und Wirken, im Gespräch mit Ruth Jarre und Habakuk Traber.
Im Zentrum der vierten Folge steht ihr Oboenkonzert, das sie zwischen 1974 und 1976 komponiert hat. "Europäerin in der amerikanischen neuen Musikszene" ist diese Folge überschrieben - Ursula Mamlok etabliert sich als Komponistin.
Begegnungen mit Ursula Mamlok (4/5)
Europäerin in der amerikanischen neuen Musikszene
Ruth Jarre und Habakuk Traber im Gespräch mit der Komponistin Ursula Mamlok
Ursula Mamlok
Stray Birds
1. In a sustained mood
Phyllis Bryn-Julson, Sopran
Harvey Sollberger, Flöte
Fred Sherry, Violoncello
Oboenkonzert
Heinz Holliger, Oboe
Ensemble Sur Plus
Leitung: James Avery
Constellations for Orchestra
Seattle Symphony Orchestra
Leitung: Gerard Schwarz
(Teil 5 am 5. November 2014)