Bedrohte Artenvielfalt

Kann die Zerstörung von Lebensraum gestoppt werden?

53:42 Minuten
Eine Umweltschützerin blickt durch ein Fernglas in die Natur.
Die biologische Vielfalt gehört zu unserer Lebensgrundlage. © imago / Ikon Images / Josy Bloggs
Moderation: Axel Rahmlow · 15.10.2021
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Geschätzt mindestens eine Million Pflanzen und Tiere sind weltweit vom Aussterben bedroht. Biologische Vielfalt gehört zur Lebensgrundlage von Menschen - ohne sie sind Ernährungssicherheit, Gesundheit und Wohlstand gefährdet. Was also ist zu tun?
Es ist vergleichbar mit dem Klimaschutz. Die Fakten sind seit geraumer Zeit (fast) unbestritten. Wir erleben ein ungeheures Artensterben, was es, seitdem die Dinosaurier verschwanden, in diesem Maße nicht mehr gegeben hat.
Die Zahlen beruhen auf Schätzungen, aber bis zu einem Viertel der heute noch existierenden Tiere und Pflanzen sind akut vom Aussterben bedroht. Die Ursachen sind vielfältig: Umweltverschmutzung, Landnutzung und Land-Übernutzung, Überfischung, Versiegelung, das Verschwinden großer (tropischer) Wälder.
Der Klimawandel kommt erschwerend hinzu. Viele Arten können sich weder an veränderte Bedingungen anpassen noch ihren Lebensraum in kühlere Gefilde - höher oder polnäher gelegen - verlagern.

Es geht nicht nur um Nashörner und Regenwald

Auch hierzulande hat der Artenschwund beunruhigende Ausmaße angenommen. Es geht eben nicht nur um exotische Tiere oder abgeholzte tropische Wälder. Der Lebensraum für Insekten und Amphibien etwa schwindet auch in Deutschland mehr und mehr.
Nahrungsketten und ganze Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewicht oder drohen, vollständig verloren zu gehen. Dann wäre beispielsweise die natürliche Bestäubung von Nutzpflanzen nicht mehr gewährleistet.
Schlussendlich würden damit auch Lebensgrundlagen für Menschen zerstört. In dieser Situation haben nun in der chinesischen Stadt Kunming Verhandlungen für eine neue UN-Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) begonnen.

Klaffende Lücke zwischen Absicht und Handeln

Es mangelt nicht an Absichtsbekundungen und Willenserklärungen, das Schrumpfen von natürlichem Lebensraum für Tiere und Pflanzen und das Artensterben zu stoppen. Immerhin 200 Staaten könnten sich, laut Entwurf für die UN-Konvention, darauf verständigen, dass bis 2030 ein knappes Drittel der Landflächen und der Meere unter Schutz gestellt werden. Außerdem sollen mindestens 20 Prozent schon zerstörter Ökosysteme renaturiert werden.
Das Problem ist wie so oft die Umsetzung. Und über allem steht zudem die Finanzierungsfrage.
Kann es gelingen, einen neuen internationalen Vertrag zum Erhalt der Arten zu verhandeln? Wie konkret, wie verbindlich und wie wirksam könnte er sein? Was tut die Bundesregierung zum Erhalt der Biodiversität? Und die EU? Was können Bürgerinnen und Bürger tun, damit der Lebensraum von bedrohten Tieren und Pflanzen noch zu retten ist?
Darüber diskutieren:
  • Christiane Paulus, Leiterin der Abteilung Naturschutz und nachhaltige Naturnutzung im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
  • Katrin Böhning-Gaese, Professorin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima- Forschungszentrum und Trägerin des diesjährigen Deutschen Umweltpreises
  • Stefan Klotz, Leiter des Themenbereichs "Ökosysteme der Zukunft" am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
  • Teja Tscharntke, Soziologe, Biologe und Professor für Agrarökologie an der Universität Göttingen
(AnRi)
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