Beauvoir und Sartre als skandinavische Variante

Der schwedische Autor Jan Arnald begibt sich in "Maria und Artur" auf Spurensuche eines in Schweden berühmten Schriftstellerpaares. Die dänische Lyrikerin Maria Wine und der schwedische Schriftsteller Artur Lundkvist versuchten, was auch Sartre und Beauvoir leben wollten, nämlich die freie Liebe, die gleichwohl ein ganzes Leben hält.
Jan Arnald, der als Krimiautor unter dem Pseudonym Arne Dahl auch bei uns bekannt und erfolgreich ist, begibt sich in seinem neuen Roman auf Spurensuche und Liebeserkundung. Wie könnte sie gewesen sein, die Liebe zwischen der Lyrikerin Maria Wine und dem Schriftsteller Artur Lundkvist?

Am Anfang begrüßt der Autor explizit seinen Leser: Im ersten Kapitel wird man in die "Schriftstellerwerk¬statt" gebeten und mit den Problemen der Materialsuche, der Cha¬rak¬terbildung und mit "Intrigensälen" konfrontiert, nicht zuletzt also mit dem Grund der Geschichte. Alles beginnt mit einem Jammerton, dem Jan Arnald nachgeht, den er zu hören meint, und den es vielleicht nie gegeben hat.

Der schwedische Autor macht sich auf die Spur eines in Schweden berühmten Schriftstellerpaares. Er entwirft Biografien und vermutet erste Treffen. Er wertet dabei und dafür autobiografisches Material aus und belegte Zeug¬nisse, aber neben der Wirklichkeit hat die Imagination ihren Raum. Der Traum des Autors von der Liebe, von Vorherbestimmung und schicksalhaften Begegnungen. Immer wieder mischt er in die Beschreibung einer Liebe eigene Überlegungen, Skrupel und Ansprachen an den Leser.

Wie könnte eine Liebe beginnen und warum hält sie nicht, was sie verspricht? Es geht um Freiheit und Bindung, um unterschiedliche Sehnsüchte und ungleiche Voraussetzungen. Dieses dänisch-schwedische Autoren-Paar versuchte, was auch Sartre und Beauvoir leben wollten, nämlich die freie Liebe, die gleichwohl ein ganzes Leben hält. Vielleicht ist das ja der Traum aller im Alltag versinkenden, nicht-schreibenden Liebespaare.

In Schweden sind beide Protagonisten berühmte Autoren, auf Deutsch wurde allein Artur Lundkvist zu DDR-Zeiten verlegt, galt er doch als ordentlich sozialistischer Autor.

Rezensiert von Manuela Reichart

Jan Arnald: Maria und Artur, Roman einer Schriftstellerliebe
Aus dem Schwedischen von Wolfgang Butt,
Piper Verlag, München, 2008; 298 Seiten, 19,90 Euro