Bayern

Ein Grüner im CSU-Kernland

Eine Gruppe Gebirgsschützen nimmt am Patronatstag der bayerischen Gebirgsschützen am 04.05.2014 in Miesbach (Bayern) am Festzug teil.
Tradition im bayerischen Miesbach: Festumzug am Patronatstag der Gebirgsschützen am 04.05.2014 © picture alliance / dpa / Foto: Sven Hoppe
Von Susanne Lettenbauer · 02.10.2014
Das oberbayerische Miesbach, eine Hochburg der CSU, erlebte im Mai dieses Jahres eine Zeitenwende: Mehr als die Hälfte der Bürger wählte den Grünen Wolfgang Rzehak zum Landrat. Nur eine Protestwahl gegen den maßlosen Vorgänger?
Miesbach im Mai 2014. Bayerischer wie in Miesbach geht es fast gar nicht. Jedes Jahr im Frühjahr treffen sich hunderte Gebirgsschützen und Trachtler irgendwo im Landkreis und blasen kräftig zum Taktstock. Wer das Klischee von Bayern bestätigt sehen will, muss das erlebt haben. Farbenprächtige Dirndl, fesche Lederhosn. Miesbach gilt als Wiege der Trachtenbewegung. Traditionell, konservativ – CSU-Land. Sogar Bundespräsident Joachim Gauck war in diesem Jahr dabei, winkte den Trachtlern zu. 900 Jahre Miesbach galt es zu feiern. Horst Seehofer hatet eingeladen. Eine heile Welt jenseits der Berliner Wirklichkeit.
Genau deshalb war wohl auch Angela Merkel zuvor 2013 im Bundestagwahlkampf in Miesbach. Auf den schmalen Marktplatz war eine Tribüne hingeklotzt worden. Die wichtigsten CSU-Granden standen ihr zur Seite. Wo wenn nicht hier, so dachte vielleicht die Bundeskanzlerin, sind Stimmen für die Schwarzen so einfach zu holen wie in Miesbach:
"Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, werte Ehrengäste, liebe Bürgerinnen und Bürger aus Miesbach und Umgebung. Auch von mir ein herzliches Grüß Gott, auch wenn es etwas norddeutsch klingen mag, aber es kommt von Herzen. Als Horst Seehofer und ich darüber gesprochen haben, welche Auftritte ich in Bayern wahrnehmen werde, da habe ich mir ausdrücklich gewünscht, in einem typischen Ort Oberbayerns zu sein und wenn ich mich so umschaue, dann hat das geklappt."
Wildbad Kreuth liegt im Landkreis Miesbach
An Merkels Seite Ministerpräsident Horst Seehofer und Ilse Aigner. Ein Heimspiel für die CSU. Seit Ende des Krieges wählt man im Landkreis Miesbach das Christlich-Soziale. Aus Prinzip. Weil die Oma es wählt, weil die Eltern es wählen und der Pfarrer. War es nicht die CSU, die den Tegernsee zu einem der saubersten Seen Bayerns machte, durch eine in den 1960er-Jahren gebaute durchgängige Ringkanalisation um den See - die erste ihrer Art weltweit? Der CSU-Tagungsort Wildbad Kreuth liegt ebenso im Landkreis Miesbach wie die berühmt-berüchtigten Spielkasinos von Bad Wiessee, in den letzten Jahren nur noch wenig profitabel, aber ja mei.
Gut 860 Quadratkilometer CSU-Kernland, knapp 100.000 Einwohner. Darunter Uli Hoeneß, Willy Bogner, Philipp Lahm, Alexander Schalck-Golodkowski. Auch Altbundeskanzler Ludwig Ehrhard lebte im Tegernseer Tal. Dass auch Nazigröße Heinrich Himmler den See liebte, wissen die Anwohner. Diese Tatsache mögen sie ebenso wenig wie die despektierliche Bezeichnung Lago di Bonzo oder die Automassen am Wochenende, die sich die enge Uferstraße von Gmund Richtung Bergbahnen quälen. Gerade einmal 50 Kilometer ist München entfernt, das reizt auch zahlreiche Freizeit-Mountainbiker, die mittlerweile genau dieselben Berge erklimmen wie die Wanderer, gern auch nachts, sehr zum Verdruss der Umweltschützer.
Da müsste doch was zu machen sein. Gegen die Autolawinen und die Radlrambos auf Waldwegen, sollte man meinen. Schließlich gab es diese Zeitenwende. Im Mai 2014. Ein politisches Erdbeben, das noch immer nachhallt. Diese kleine Partei, die man in Bayern lange gern belächelt hat und als Spinner bezeichnete, diese Bündnis 90/ Die Grünen regieren jetzt den Landkreis. Zumindest das Landratsamt. In Person des 46-jährigen Wolfgang Rzehak:
"Gut, ich meine, ich hatte nicht unbedingt gedacht, dass es klappt, aber ein gewisse Hoffnung hat man immer, man tritt ja nicht an, weil man verlieren will. Aber als Grüner in einem konservativen Landkreis tritt man auch an, weil man gewisse Zielvorstellungen hat. Das ist für ökologische Landwirtschaft, das ist für mich Erhalt der Landschaft, das ist aber auch, dass man sagt, wir brauchen auch bezahlbaren Wohnraum für Familien, wir brauchen Arbeitsplätze. Nicht jeder hat ein Haus geerbt. Wie kann man es schaffen, dass sich hier Familien ansiedeln können, dass sie eine Arbeit haben, aber auch ihre Wohnung bezahlen können."
Aufnahme vom 07.05.2014 in Miesbach (Bayern). Der gelernte Diplom-Verwaltungswirt war am 30. März mit gut 53 Prozent zum Landkreischef gewählt worden. Rzehak ist Nachfolger des über zahlreiche Affären gestürzten Landrates Kreidl (CSU). 
Der Miesbacher Landrat Wolfgang Rzehak (Bündnis 90/Die Grünen)© picture alliance / dpa / Nicolas Armer
Viele Stimmen von CSU-Wählern
Halblanges graublondes Haar, rundes Gesicht, blaue Augen, Trachtenjanker. Wolfgang Rzehak sitzt seit Mai auf dem Stuhl des Landrates von Miesbach. Er wirkt noch immer ganz elektrisiert von seinem neuen Job, wuselt durch sein Amtszimmer, redet viel und gern und begeistert. Wochenlang nach der Wahl rieben sich die Menschen noch die Augen, die einen vor positivem Erstaunen, die anderen aus ungläubiger Verwunderung. Ein Grüner als Landrat. Geboren 1967 in Tegernsee, Diplom-Verwaltungswirt, bis zu seiner Wahl Kassierer beim Eishockey-Verein Miesbach. Ein ganz vernünftiger, schrieb die Presse nach dem Überraschungssieg. Rzehak selbst bemerkte den langsamen Umschwung in den letzten Wahlkampftagen an den Ständen:
"Wie da die Stichwahl war, wo ich gemerkt habe, als eine 80-jährige Dame mir gesagt hat: Herr Rzehak, ich habe noch nie grün gewählt und ich weiß nicht, ob ich es nochmal tun werde, aber sie wähle ich. Das war bestimmt nicht die grüne Stammwählerin und das ist mir öfter passiert. Ich muss aber ehrlich sagen, mich haben viele CSUler unterstützt, ich habe Freunde bei der CSU, das hat nichts mit dem Politischen zu tun, wir haben da eine Schnittmenge und die sagen, wenn schon einen grünen Landrat, dann den Wolfgang. Wir haben gewisse Gemeinsamkeiten, Umwelt, Naturschutz, die einen sagen dazu Bewahrung der Schöpfung, die Grünen sagen Nachhaltigkeit, da gibt es Bereiche, wo wir nah beieinander sind."
Affärengebeutelter Vorgänger Kreidl
Rzehak zählt sich zu den Realo-Grünen, manche sehen in ihm eher einen schwarz-grünen. Seine Chance. Und dann war da noch sein Vorgänger. Über den redet man in Miesbach heute gar nicht mehr gern - Jakob Kreidl. Im vergangenen Jahr bundesweit bekannt geworden durch eine opulente Geburtstagsfeier, gesponsort von der örtlichen Sparkasse. Ein Tausendsassa, der in zahlreichen Gremien saß, so im Aufsichtsrat der Bayerischen Landesbank, im Präsidium des Landkreistages und im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks. Der mal schnell dort eine Rede hielt, und da, ständig unterwegs und das nicht im Landkreis Miesbach.
Als im März 2013 Plagiatsvorwürfe bezüglich Kreidls Doktorarbeit bekannt wurden, begann der Abstieg. Es folgten die Verwandtenaffäre, dann der Vorwurf des Schwarzbaus in seiner Heimatgemeinde Fischbachau und schließlich das makabre Geburtstagsfest für 118 000 Euro. Ein kleiner König im Oberland, der sich unangreifbar fühlte. Selbst für Horst Seehofer ein Tick zu viel:
"Wann kann man schon mal mit dem Kardinal und dem Ministerpräsidenten zusammentreffen. Das als Begründung für das Sponsoring zu nehmen, empfinde ich als abenteuerlich."
Doch Kreidl ließ sich im Frühjahr 2014 trotzdem wieder als Landratskandidat der CSU bei der Kommunalwahl aufstellen. Da platzte den Bürgern der Kragen. Als reine Protestwahl will der grüne Landrat seinen Erfolg nicht verstanden wissen. Die Bürger scheinen sich ihr Kreuzchen gut überlegt zu haben:
"Er hat keinen vernünftigen Gegenkandidaten gehabt, deswegen ist er gewählt worden … ich meine, man weiß ja, warum kein Gegenkandidat da war."
"Er ist von hier, er kennt es wie es abläuft, also ich finde das absolut okay."
"Also ich finde es erstmal toll, dass wir einer der ersten Landkreise in Deutschland sind und dann noch in der CSU-Region, das finde ich schon toll und ich hoffe, er kann da einiges durchsetzen im Landschaftsschutz. Ich denke, die Sache mit dem Kreidl war schon ausschlaggebend, denke ich, dass auch CSUler sich da was überlegt haben."
"Also er ist ja noch nicht lang da, aber ich finde ihn sympathisch und ich glaub, dass er auch was zu Wege bringt. Naja die CSU hat niemanden aufbauen können, wegen der Vorkommnisse und das ist jetzt auf die Schnelle…also ich bin schon zufrieden damit."
"Also ich fand es nicht erstaunlich, es war einfach an der Zeit. Doch. Selbst hier."
Naturschützer halten Rzehak für wenig grün
Noch ist die Affäre um den Ex-Landrat nicht aufgearbeitet, noch stehen Regressforderungen des Landkreises Miesbach im Raum, sagt Landrat Rzehak. Da müsse jetzt erstmal Ruhe rein, ist er überzeugt. Jetzt sei es Zeit zur Tagesordnung zurückzukehren.
Das Landratsamt von Miesbach ist zur Zeit eingerüstet. Die Fassade wird saniert. Ein passendes, wenn auch ungewolltes Symbol für den Neuanfang. Doch so neu sei diese Anfang gar nicht, meint Wolfgang Rzehak. Kommunalpolitik sei ganz anders, wie sich das die Städter immer so vorstellten. Es gäbe keine Grabenkämpfe zwischen den Parteien, schon gar nicht einen Groll auf ihn als Sieger.
"Also aussöhnen haben wir uns nicht müssen, weil das letzte Jahr für alle schwierig war, der Landkreis Miesbach ist ein bissl bekannter geworden. Wir wollten gar nicht so oft in der Zeitung stehen, zumindest nicht deswegen. Es war auch für die CSU ein Schock, wie alles gekommen ist. Also aussöhnen brauchten wir uns nicht müssen. Ich habe nicht auf dieses Thema groß reingehauen. Wir haben uns einen Verhaltenskodex auferlegt, der jetzt auch für mich als Landrat gilt. Es gibt keine Geschenke, die über 50 Euro sind."
Rzehak strebt "Politik der Mitte" an
Bodenständiger geht’s fast nicht. Typisch grün? Nicht wirklich. Die Naturschutzverbände bemängeln, dass er zu wenig für den Umweltschutz tue, dass man von ihm keine neuen Ideen höre, wie der Verkehr eingeschränkt werden könnte in den Bergen. Man habe nie wirklich etwas von ihm gehört, heißt es vom Bund Naturschutz, auch in den 18 Jahren nicht, die Rzehak als Abgeordneter der Grünen im Kreistag saß. Hubert Weiger, der Bund Naturschutzchef, hat Rzehak bereits einen Antrittsbesuch abgestattet. Euphorie sieht hinterher anders aus. Rzehak stellt klar:
"Richtig links war ich noch nie, für mich sind die Grünen auch keine linke Partei. Ich glaube, wir haben die letzten zehn Jahre bewiesen, den Konflikt rechts gegen links, den sollten wir überwinden. Es gibt Sachen, die kann man mit der CSU gut machen, es gibt Sachen, die kann man mit der SPD gut machen, am besten machen wir es mit den Grünen."
Rzehak ist um Ausgleich bemüht. Ihm geht es um die Sache, egal was die Partei sagt. Sogar Grünen-Chef Cem Özdemir stattete ihm in dieser Woche einen Besuch ab. Dabei dürfte es sehr wohl um grüne Kernthemen gegangen sein, zum Beispiel die Entscheidung Winfried Kretzschmanns bei dem neuen Asylgesetz. Genau so hätte er auch entschieden, betont Miesbachs grüner Landrat.
"Erfolge haben wir nicht mit linken Kandidaten auf Kommunalebene oder auf der Landesebene, sondern mit Mittekandidaten. Wenn die Grünen meinen, sie müssen sich als rein linke Partei positionieren, dann erreichst du nicht die Mitte, aber in der Mitte wird die Wahl entschieden. In der Mitte wird auch die Politik gemacht."
Umstrittene Aufrüstung des Skigebiets Sudelfeld
Umfrage:
"Das ist für uns doch eine Bereicherung, was Besseres können wir uns doch nicht wünschen."
"Wenn es immer wärmer wird, was machen wir dann?"
"Die Genehmigungen sind doch alle durch und jetzt kommt der Naturschutz her und beschwert sich."
"Ich bin früher auch Ski gefahren, aber das sehe ich nicht ein."
Das Sudelfeld. Ein rotes, nein ein schwarzes Tuch für Wolfgang Rzehak. 30 Kilometer die Bundesstraße 307 in Richtung Berge, gleich hinter Bayrischzell, liegt das Skigebiet, das es bundesweit in die Schlagzeilen brachte vier Jahre lang:
"Ja gut, diese Entscheidung ist ja schon vorher getroffen worden, der Bescheid vor Beginn meiner Amtszeit."
Reagiert Rzehak zweckoptimiert, wann immer er nach diesem wohl unangenehmsten Thema in seinem Landkreis befragt wird. Gerade er als Grüner:
"Ich habe mich gleich erkundigt, rechtlich alles sauber, alles einwandfrei, die Verwaltung hat so entscheiden müssen, da kann ich der Verwaltung nicht in den Rücken fallen und das rückgängig machen. Das eine ist die politische Entscheidung, die ich immer noch sehr kritisch sehe."
Worum geht es? Das Sudelfeld ist der Inbegriff für den Münchner Hausberg. Jahrzehntelang fuhren die Städter hierher zum Skifahren. Doch wie überall in den Alpen: Immer häufiger bleibt der Schnee aus. Das weiße Gold für die oberbayerischen Gemeinden. Ohne Schnee keine Touristen, 25 Prozent weniger Übernachtungen zählte Bayrischzell letzten Winter. Also muss nachgeholfen werden, mit Schneekanonen, meint achselzuckend der Tourismusmanager von Bayrischzell Harald Gmeiner:
"Wir können doch jetzt nicht aufhören und warten bis eventuell kein Winter mehr ist, es gilt natürlich den Betrieben hier auch in den nächsten 25 Jahren die Grundlage zu bieten und deswegen ist es schon entscheidend wichtig, diesen Wirtschaftsraum zu erhalten."
Umfrage:
"Da stecken Profitinteressen dahinter, die sehr kurzfristig sind und dass das vom Staat auch noch gefördert wird, finde ich einen Skandal."
"Dann stellt sich aber die Frage, wenn hier nichts ist, dann fahren alle nach Tirol. Ob das dann umweltfreundlich ist?"
"Ich bin für naturnahen Wintersport, ich fahre selbst Ski hier am Sudelfeld, aber nur dann wenn Schnee da ist."
Das 12-Millionen-Euro-Projekt war das Reizthema der letzten Jahre in den Gemeinden vom Landkreis Miesbach. Gerade im Zuständigkeitsbereich von einem grünen Landrat wird Bayerns größter Speichersee gebaut. Ironie der Geschichte. Noch in den letzten Amtstagen unterschrieb Skandallandrat Jakob Kreidl die Verträge, ein Kuckucksei, dass Rzehak wohl oder übel ausbrüten muss.
"Ich weiß nicht, ob sich die Hoffnungen der Gemeinde Bayrischzell erfüllen werden, ob das besonders nachhaltig ist, darüber könnte man sich streiten. Ich denke man sollte die Probleme von morgen nicht mit den Lösungen von gestern beheben, sondern man sollte es mit neuen Ideen machen, aber die Sache ist gegessen."
Für Rzehak muss es nicht unbedingt Biofleisch sein
Ein Tal weiter am Tegernsee.
"Das war super, ich komme aus der Sterneküche, ich koche normalerweise fein und klein. Wir haben heute eine wunderbare Schweinehaxe gehabt."
Sternekoch Thomas Kammeier in der Wirtschaft des Tegernsee-Bräu. Wohl kein Bier hat in Bayern in den vergangenen Jahren so einen Kultstatus bekommen wie das Tegernseer. Traditionelle Flaschen, bayerische Eigentümer, das Protestbier der Münchner gegen Paulaner, Augustiner und Co. Wenn er denn Zeit hat, trifft man Grünen Landrat Rzehak hier auch beim Schweinsbraten. Eigentlich sollt er schon Bio sein, wenn nicht? Ja mei:
"Also ich bin jetzt nicht der Birkenstockträger, also das hat mir schon früher nicht gefallen, als ich noch längere Haare gehabt hat, also Birkenstock habe ich noch nie getragen und stricken kann ich auch nicht, noch nicht mal als wir das in der 5. Klasse hatten in Handwerken, ich esse auch gern einen Schweinsbraten, am liebsten wenn er bio ist, aber wenn er nicht bio ist, lass ich ihn nicht zurückgehen in der Wirtschaft. Wir müssen weg von diesem Zeigefinger, von diesem Schwarz und Weiß. Nicht jeder ist ein Guter weil er ein Grüner ist und nicht jeder ist ein schlechter, weil er ein schwarzer ist."
Bürger gegen Expansion einer Brauerei
Just diese Brauerei will nun aber expandieren. Während hippe Szene-Münchner fleißig das Tegernseer trinken, macht sich vor Ort Wut breit: Immer wieder fallen die Begriffe "Profitgier", "Wachstum um jeden Preis" und "CSU-Filz". Die Aufstockung des Brauereigebäudes um 1,30 Meter; eine neue Fahrspur für Tanklaster; eine neue Lagerhalle; bis zu 15 Gärsilos im Innenhof. Aber der Denkmalschutz ist streng, viel mehr lässt sich im Kloster nicht machen. Also hat die Brauerei vor zwei Jahren den Koloss auf die Wiese gestellt. Eine neue Abfüllanlage, auf drei Hektar, mitten ins Schutzgebiet. In diesem Jahr wird die Anlage in der Fläche noch mal verdoppelt, Grünen-Landrat Rzehak hat das Projekt abgesegnet. Die Gegner der Expansion werfen der Brauerei Gier und Arroganz vor - den Ausverkauf ihrer Heimat.
"Die Tegernsee-Brauerei ist auch wieder so ein Symbol, was bisschen aufgebaut wird. Wenn man sich anschaut, was die Erweiterung bedeutet, dann ist das ein Fliegenschiss im Vergleich zu anderen Großbrauereien, also Tegernsee als Großbrauerei zu bezeichnen, das ist eine kleine Brauerei, also die Relationen müssen schon stimmen. Außerdem für uns als Landkreis ist es ein wichtiger Arbeitgeber, es ist ein Kulturträger und es schmeckt auch wirklich sehr gut."
Leben und leben lassen, so geht Deutschlands erster grüner Landrat an die Arbeit. Ob die Burschen Wettbewerbe im Goaßlschnalzn, dem traditionellen Peitschenknallen, austragen, sich zum Hoamgarten treffen und Hausmusik machen oder Solo-Schuhplatteln auf der Wiese – für Wolfgang Rzehak gibt es keinen schöneren Job als den des Landrates von Miesbach.
"Das rein als Betriebsunfall zu bezeichnen und zu sagen, in sechs Jahren wird es eh wieder ein schwarzer, so einfach ist das nicht. Die Bevölkerung schaut schon, wie macht er es denn, da kommt erst als zweites die Partei. Schauen wir mal was in sechs Jahren, ist, ich sehe mich nicht am Anfang der Karriereleiter, sondern am Ende, das wäre der Traumjob, also wenn ich in sechs Jahren wieder gewählt würde, das wäre mein Traumjob und so gehe ich ran an die Sache."
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