Baukräne als Inspiration
Bei der Fashion Week in Berlin gibt es mit dem "Karstadt New Generation Award" einen Preis. Der Gewinner darf eine eigene Kollektion entwerfen, die exklusiv im KaDeWe verkauft wird. Esther Perbandt gehört zu den vier Designern, die dafür im Finale stehen.
Esther Perbandt sitzt auf der weiß gestrichenen Holztreppe, die von der Almstadtstraße in Berlin Mitte hinauf zu ihrem Showroom führt. Ihre dunkelbraunen Haare hat sie im Nacken zum Zopf gebunden. Ihr Gesicht ist blass und bis auf zwei Rougetupfer auf den Wangen ungeschminkt. In ein paar Tagen muss die neue Kollektion fertig sein. Ihr Blick geht nach draußen auf die Straße, wo sich der Nachmittagsverkehr vorbeischiebt.
Esther Perbandt: "Ich war im April dieses Jahres in Peking, das hat mich sehr beeindruckt, die Stadt hat mich sehr beeindruckt, das Stadtbild, das so geprägt war von Baustellen, von Baukränen. Und dieses Stadtbild mit den Kränen habe ich genommen als Inspiration für meine Prints."
Das Muster der Sommerkollektion 2009 mit dem Titel "Crane".
Esther Perbandt: "Und das Schöne ist, dass Kran auf Englisch Crane, ist einmal der Baukran, ist aber auch der Vogel, der Kranich. Diese beiden Elemente habe ich zusammengeführt und ein Muster entwickelt, wo man zum einen die Struktur des Baukrans sieht aber auch den Kranich als Vogel erkennt."
Im Atelier hinter dem Laden.
Die 33-jährige Berlinerin geht durch den spärlich möblierten Showroom in ihr Atelier. An einem großen Holztisch schneiden drei Praktikantinnen die Musterteile von "Crane" zu. Esther Perbandt erzählt, dass sie schon immer großen Wert auf Drucke gelegt hat. So auch bei ihrer ersten Kollektion vor drei Jahren: Mit Siebdruck bildete sie damals Auszüge aus ihrem Tagebuch auf den Kleidern ab.
Esther Perbandt: "Ich hatte damals den Anspruch, dass jede Kollektion wirklich persönlich ist, dass man wirklich auch mit jeder Kollektion erkennen kann, was mein momentaner Gemütszustand ist. Das ist mittlerweile auch nicht mehr so."
Ich bin erwachsen geworden, sagt sie ernsthaft. Sie will keine Ausstellungsstücke entwerfen, sondern Mode machen, die sich auch verkaufen lässt.
Esther Perbandt: "Und zwar ist das eine Art Blusenkleid, heißt bei mir ‚upsidedown blouse’."
Von der Kleiderstange nimmt Esther Perbandt ein taillenloses Kleid aus hellgrauem Baumwollstoff. Auf das Rückenteil hat sie als zweite Hülle ein Herrenhemd nähen lassen. Verkehrt herum. Der Hemdkragen, der eigentlich um den Hals gehört, sitzt auf dem Kleidrücken über der Hüfte. Die Armteile und Seiten des Hemdes geben ausreichend Stoffvolumen, um es sich nach vor hin um den Hals zu drapieren.
Esther Perbandt: "Ich würde es eben nicht als ein besonders weibliches Bekleidungsteil bezeichnen, und das ist auch typisch für mich. Ich spiele gern mit männlichen Elementen, mach auch eher was für burschikosere Frauen, ich sag auch immer gern so Garconettes-artige Frauen, die aber deswegen nicht unweiblich sind."
Enge Taillen sucht man in ihrer Kollektion vergeblich. Mode soll umspielen, nicht betonen.
Die 33-Jährige ist in Westberlin, in Charlottenburg mit einer Schwester aufgewachsen. Wir lebten auf einer Insel, sagt sie grinsend. Als Esther 13 ist, entscheidet sie sich, Designerin zu werden. Zielstrebig macht sie Praktika und besucht neben dem Abitur Kurse in Modegraphik. Esther Perbandt studiert an der Universität der Künste in Berlin und in Paris Modedesign und geht danach mit einem jungen Designteam nach Südfrankreich in einen kleinen Ort, um ein tradiertes französisches Label aufzufrischen.
Esther Perbandt: "Dann wurden wir da in dieses Nest gesetzt und waren nicht sonderlich beliebt, wurden beäugt: o.k. was kommt jetzt, was wollen die hier machen, wir sitzen hier seit 40 Jahren. Jetzt kommen die Jungen und sollen alles besser wissen. Das war sehr anstrengend. Wir haben dort auch sieben Tage die Woche gearbeitet."
Irgendwann wird das junge Team wieder gefeuert. Esther Perbandt schreibt einen wütenden Brief an ihren Chef. Auch daraus lässt sie später Auszüge auf ihre Kleider drucken. Mit dem Arbeitslosengeld aus Frankreich kauft sie in Berlin Stoffe und entwirft ihre eigene Kollektion. Bei einer Modenschau in Paris trifft sie ihre Dozentin aus Paris, Jayne Curè, wieder.
Esther Perbandt: "Dann haben wir lange gesprochen, sie hat sich alles angehört und dann hat sie kurz überlegt und hat gesagt, o. k. Esther pass auf, ich schlag Dir vor, wir ziehen das gemeinsam groß, ich helf Dir unentgeltlich und wenn das irgendwann rockt, dann gründen wir eine Firma und dann bin ich beteiligt."
Das war vor drei Jahren. Gemeinsam gründen die beiden Frauen das Label "Esther Perbandt". Jayne ist mein Rückrat, der kühle Blick von außen, sagt die junge Designerin und steckt die Hände tief in die Gesäßtasche ihrer schwarzen Jeans.
Das Label trägt sich langsam. Es lässt sich neben Deutschland auch in Frankreich, Italien, Kanada und Japan verkaufen. Es rockt leise los. Esther Perbandt schmunzelt. Im nächsten Monat wird sie den ersten Arbeitplatz schaffen - für eine Designerin als ihre Assistentin.
Esther Perbandt: "Ich war im April dieses Jahres in Peking, das hat mich sehr beeindruckt, die Stadt hat mich sehr beeindruckt, das Stadtbild, das so geprägt war von Baustellen, von Baukränen. Und dieses Stadtbild mit den Kränen habe ich genommen als Inspiration für meine Prints."
Das Muster der Sommerkollektion 2009 mit dem Titel "Crane".
Esther Perbandt: "Und das Schöne ist, dass Kran auf Englisch Crane, ist einmal der Baukran, ist aber auch der Vogel, der Kranich. Diese beiden Elemente habe ich zusammengeführt und ein Muster entwickelt, wo man zum einen die Struktur des Baukrans sieht aber auch den Kranich als Vogel erkennt."
Im Atelier hinter dem Laden.
Die 33-jährige Berlinerin geht durch den spärlich möblierten Showroom in ihr Atelier. An einem großen Holztisch schneiden drei Praktikantinnen die Musterteile von "Crane" zu. Esther Perbandt erzählt, dass sie schon immer großen Wert auf Drucke gelegt hat. So auch bei ihrer ersten Kollektion vor drei Jahren: Mit Siebdruck bildete sie damals Auszüge aus ihrem Tagebuch auf den Kleidern ab.
Esther Perbandt: "Ich hatte damals den Anspruch, dass jede Kollektion wirklich persönlich ist, dass man wirklich auch mit jeder Kollektion erkennen kann, was mein momentaner Gemütszustand ist. Das ist mittlerweile auch nicht mehr so."
Ich bin erwachsen geworden, sagt sie ernsthaft. Sie will keine Ausstellungsstücke entwerfen, sondern Mode machen, die sich auch verkaufen lässt.
Esther Perbandt: "Und zwar ist das eine Art Blusenkleid, heißt bei mir ‚upsidedown blouse’."
Von der Kleiderstange nimmt Esther Perbandt ein taillenloses Kleid aus hellgrauem Baumwollstoff. Auf das Rückenteil hat sie als zweite Hülle ein Herrenhemd nähen lassen. Verkehrt herum. Der Hemdkragen, der eigentlich um den Hals gehört, sitzt auf dem Kleidrücken über der Hüfte. Die Armteile und Seiten des Hemdes geben ausreichend Stoffvolumen, um es sich nach vor hin um den Hals zu drapieren.
Esther Perbandt: "Ich würde es eben nicht als ein besonders weibliches Bekleidungsteil bezeichnen, und das ist auch typisch für mich. Ich spiele gern mit männlichen Elementen, mach auch eher was für burschikosere Frauen, ich sag auch immer gern so Garconettes-artige Frauen, die aber deswegen nicht unweiblich sind."
Enge Taillen sucht man in ihrer Kollektion vergeblich. Mode soll umspielen, nicht betonen.
Die 33-Jährige ist in Westberlin, in Charlottenburg mit einer Schwester aufgewachsen. Wir lebten auf einer Insel, sagt sie grinsend. Als Esther 13 ist, entscheidet sie sich, Designerin zu werden. Zielstrebig macht sie Praktika und besucht neben dem Abitur Kurse in Modegraphik. Esther Perbandt studiert an der Universität der Künste in Berlin und in Paris Modedesign und geht danach mit einem jungen Designteam nach Südfrankreich in einen kleinen Ort, um ein tradiertes französisches Label aufzufrischen.
Esther Perbandt: "Dann wurden wir da in dieses Nest gesetzt und waren nicht sonderlich beliebt, wurden beäugt: o.k. was kommt jetzt, was wollen die hier machen, wir sitzen hier seit 40 Jahren. Jetzt kommen die Jungen und sollen alles besser wissen. Das war sehr anstrengend. Wir haben dort auch sieben Tage die Woche gearbeitet."
Irgendwann wird das junge Team wieder gefeuert. Esther Perbandt schreibt einen wütenden Brief an ihren Chef. Auch daraus lässt sie später Auszüge auf ihre Kleider drucken. Mit dem Arbeitslosengeld aus Frankreich kauft sie in Berlin Stoffe und entwirft ihre eigene Kollektion. Bei einer Modenschau in Paris trifft sie ihre Dozentin aus Paris, Jayne Curè, wieder.
Esther Perbandt: "Dann haben wir lange gesprochen, sie hat sich alles angehört und dann hat sie kurz überlegt und hat gesagt, o. k. Esther pass auf, ich schlag Dir vor, wir ziehen das gemeinsam groß, ich helf Dir unentgeltlich und wenn das irgendwann rockt, dann gründen wir eine Firma und dann bin ich beteiligt."
Das war vor drei Jahren. Gemeinsam gründen die beiden Frauen das Label "Esther Perbandt". Jayne ist mein Rückrat, der kühle Blick von außen, sagt die junge Designerin und steckt die Hände tief in die Gesäßtasche ihrer schwarzen Jeans.
Das Label trägt sich langsam. Es lässt sich neben Deutschland auch in Frankreich, Italien, Kanada und Japan verkaufen. Es rockt leise los. Esther Perbandt schmunzelt. Im nächsten Monat wird sie den ersten Arbeitplatz schaffen - für eine Designerin als ihre Assistentin.