Bauhaus-Jubiläum 2019

Würdigung zweier Museumsideen für Dessau

Roberto Penalver Gonzalez (r) aus Barcelona und Michael Young aus New York (li) präsentieren ihre Entwürfe für das geplante Bauhaus-Museum in Dessau.
Roberto Penalver Gonzalez (r) aus Barcelona und Michael Young aus New York (li) präsentieren ihre Entwürfe für das geplante Bauhaus-Museum in Dessau. © picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt
Von Christoph Richter  · 07.09.2015
Pünktlich zum Bauhaus-Jubiläum 2019 soll in Dessau – wo das Bauhaus von 1925 bis 1932 ansässig war - ein neues Museum gebaut werden. Junge Architekten aus Barcelona und New York sorgen für Aufsehen mit ihren Konzepten, doch ob einer der beiden Siegerentwürfe auch umgesetzt wird, ist offen.
Die Würfel beim Architektur Wettbewerb für das neue Bauhaus-Museum Dessau sind gefallen. Es wurden zwei erste Preise vergeben für zwei sehr gegensätzliche Entwürfe. Einmal ist es das katalanische Büro Gonzalez Hinz Zabala, dass gewissermaßen das Bauhaus fast originalgetreu zitiert, indem es einen länglichen Glaskasten präsentiert, auf dem gewissermaßen auf Säulen ein schwarze Blackbox lagert. Ein klassischer Kunsthallenbau, wenn man so will.
Völlig anders gestaltet sich der Entwurf des New Yorker Büros Young & Ayata, bestehend aus zwei jungen amerikanischen Architekten, die an der Schnittstelle zwischen Design und Architektur arbeiten und sich durch ihre futuristischen Entwürfe bereits unter Experten einen Namen einen Namen gemacht haben. Sie nennen ihr Konzept Kollektiv der Gefäße. Sie wollen an die Stelle des Museums, mehrere bunte unregelmäßige nach oben spitz zulaufende Tonnengewölbe hinstellen. Die Außenhaut soll aus geschmolzenen Autofenstern bestehen.
Zwei Konzepte, die unterschiedlicher nicht sein können. Für SPD-Kultusminister Stephan Dorgerloh kein Problem:
"Naja, es sind ja zwei Entwürfe, die eine ganz eigene Sprache haben. Beide beziehen sich ganz intensiv auf die Bauhaus-Idee und sehen das als ihre Wurzel an. Und es ist jetzt immer die Frage: Was ist jetzt realisierbar, was ist technisch umsetzbar, was ist innerhalb des Kostenrahmens, was ist von den Büros her wirklich machbar."
Kein Bauhaus-Museum für Touristen, sondern eine Art Architektur-Zentrum
Bauhaus-Chefin Claudia Perren geht es um die Aktualisierung des Erbes, um Aufmerksamkeit, nicht um die touristische Vermarktbarkeit des Bauhaus, wie sie sagt.
"Ja also ich bin ganz glücklich, weil es so zwei ganz verschiedene Richtungen aufzeigt. Also man hätte sich ja rein an die architektonische Linie halten können, in deren Tradition ja auch hier in Dessau alle Bauhaus-Bauten sind."
Insgesamt wurden 831 Entwürfe eingereicht, 30 standen in der Endauswahl. Wichtig war der Jury, etwas Besonderes zu küren. So hatten alle Beteiligten bereits vorab angekündigt, keinen Entwurf zu wollen, von dem man von vornherein schon wisse, wer der Architekt sei. Stattdessen wolle man einen Entwurf, der Debatten anstoße, der auch das Bauhaus Dessau in der Welt noch bekannter mache, wie Bauhaus-Chefin Claudia Perren erklärt:
"Also wir haben uns für den zweistufigen Wettbewerb entschieden, weil wir natürlich offen waren für eine große Debatte. Es gibt viele Büros in der Welt, die man gar nicht kennt und die trotzdem viele gute Ideen haben. Wir wollten einfach offen sein und einladen, so dass all diese sich auch beteiligen. Und ich glaube, das hat sich gelohnt."
Ähnlich formulierte es Stiftungsratsmitglied und Mitauslober Peter Kuras, Dessaus Oberbürgermeister: "Das eine Büro hat eben mehr die architektonische Seite des Bauhauses aufgegriffen und andere eben mehr die künstlerische, die figürliche Konstellation, und ich finde beide Entwürfe gleichermaßen reizvoll und entscheiden wird sich nun in den nächsten Wochen, welcher Entwurf auch hält, was er uns hier bisher verspricht. Auch technisch."
Umsetzung der Entwürfe steht völlig in den Sternen
Welcher Entwurf nun realisiert wird, ist also immer noch völlig unklar. Weshalb die Stiftung Bauhaus und der Stiftungsrat nun weitere Verhandlungen mit den Siegern des Architekturwettbewerbs führen werden. Bis Ende des Jahres wird man sich in der Bauhausstadt Dessau entscheiden müssen, ob man einen klassischen Museumsbau will oder etwas völlig Außergewöhnliches. Aber es kann auch sein, wenn mit den Erstplazierten keine Einigung erzielt, dass die Dritt- und Viert-Plazierten, zwei Büros aus Zürich und Toronto, zum Zug kommen.
Baubeginn des 25 Millionen teuren Museums-Neubaus ist Ende 2016. Fertig soll es 2019, zum 100jährigen Bauhausjubiläum sein. Dies sei ein durchaus sportlicher Zeitrahmen, gesteht Bauhaus-Chefin Claudia Perren, denn bis jetzt weiß man nicht mal genau, wer das Bauhaus-Museum Dessau bauen wird. Und keiner weiß, was nicht alles für Überraschungen im Baugrund schlummern. Ob Mammutknochen oder andere archäologische Besonderheiten, ob irgendein Tierchen, was es zu schützen gilt oder gar Klagen von Anwohnern, die Bauarbeiten hindern. Unwägbarkeiten, die den Museumsbau ein wenig auch zum Himmelfahrtskommando machen.
Mehr zum Thema