"Basslet"

Club-Feeling für unterwegs

Das Basslet, ein Bass-Armband für unterwegs, soll es ab 2016 zu kaufen geben.
Das Basslet überträgt Bass-Schwingungen an das Handgelenk. © Screenshot von Basslet.de (3.9.2015)
Von Emily Sherwin · 03.09.2015
Das Basslet ist ein Armband, das Bassvibrationen der Musik, die man gerade per Kopfhörer hört, an das Handgelenk überträgt. Dann fühlt man sich in der S-Bahn ein bisschen wie im Club. Die Idee stammt von Berliner Start-up und im kommenden Jahr wollen die Entwickler soweit sein, das Teil auf den Markt zu werfen.
"Ich hab diese Erfahrung ganz oft – dass man aus dem Berghain kommt und am nächsten Tag sucht man die Stücke des Künstlers und denkt so: das klingt alles so lasch, da fehlt einfach irgendwas. Und mit dem Basslet kriegt man ein bisschen wieder diesen Kick der Musik, die man am Tag vorher im Club hatte."
Daniel Büttner ist einer der Entwickler des sogenannten Basslets. Ziel des Armbandes ist es, die Musik am Körper zu spüren. So, wie im Club oder beim Konzert – auch wenn man nur Kopfhörer trägt. Das Basslet wird drahtlos mit dem MP3-Player verbunden. Die Bassfrequenzen der Musik, die gerade zu hören ist, landen dann als Vibration auf dem Handgelenk. Ein tragbarer Mini-Subwoofer für den Arm ist das, sozusagen.
Doch die Membran eines Subwoofers muss viel Luft bewegen, um tiefe Töne zu erzeugen. Wie es beim Basslet funktioniert, zeigt Entwickler Daniel Büttner.

"Da ist auch eine sehr sehr kleine Membran drinnen. Hauchdünn und ganz ganz klein."

Diese Membran soll im Gegensatz zum Subwoofer möglichst wenig Luft bewegen. Das Vibrieren dieses Prototypen ist noch hörbar - das fertige Gerät soll beim Tragen still sein.
Den körperlichen Aspekt der Musik hervorheben
Die Idee für das Basslet hatte Daniel Büttner, ein studierter Musiker, der auch bei der Musiksoftwarefirma Ableton gearbeitet hat. Als Kontrabassist, der das Gefühl einer schwingenden Seite, eines schwingenden Instruments kennt, war ihm der körperliche Aspekt der Musik sehr wichtig. Und vor allem: der Bass. Für die Entwicklung holte er dann den Ingenieur Gwydion ap Dafydd dazu. Seit Anfang letzten Jahres gibt es erste Versionen des Basslets.

Was das mit der Vibration auf sich hat erklärt Daniel so:

"Handyvibrationen, die können nur eine Frequenz machen. Also es geht einfach bzz. Die können weder Dynamik noch Frequenz machen. Unser Vibrationsmotor - vom Prinzip her kann man ihn so fein dosieren wie ein Lautsprecher. Also der kann komplexe Wellenformen wiedergeben, er kann eine Hüllkurve wiedergeben, wie beim Kontrabass. So bummmm...dann klingt er nach hinten leise aus. Du kannst auch die verschiedenen Tonhöhen spüren."

Wie genau das Basslet den Bass wiedergibt, zeigt Daniel, indem er einen Prototypen an eine harte Oberfläche drückt. An einem Pappbecher hört man sogar die Melodie des Basses, wenn man mit dem Ohr ganz nah rangeht.
Pappbecher – papperlapapp! Ich muss es jetzt einfach wissen: Wie hört, oder besser gesagt, wie fühlt sich das Basslet an?

"Ich bin bereit, jetzt wird Play gedrückt. (lachen) Ich bin ganz sprachlos. Ich kann gar nichts dazu sagen, weil ich mich so auf meinen Körper konzentriere. Und ich zittere auch gerade weil das irgendwie so krass ist. So eine andere Erfahrung ist."
Der Bass vibriert zwar nur am Handgelenk. Doch mein ganzer Arm vibriert. Es fühlt sich tatsächlich an, als würde ich meine Hand an einen Lautsprecher im Klub halten. Mein Herz pumpt. Das Adrenalin auch.
Das Basslet überträgt einen Frequenzbereich von 10 - 250 Hz, also die tiefen Töne. Das Armband taugt nicht nur für elektronische Musik, sondern für alles was Bassfrequenzen hat. Auch für Akustisches, Jazz oder klassische Musik.
Jeder empfindet das Basslet anders
Der Hörer kann die Intensität der Bassvibration einstellen. Zum Glück - denn ich bin offenbar eine ziemlich sensible Testperson.
"Ich kann nicht mal das Interface bedienen weil mein Finger zittert!"
Jeder empfindet das Basslet anders. Woran das genau liegt – an Klub-Angewohnheiten, am Alter – das wissen Daniel und Gwydion noch nicht eindeutig.
Auch über die medizinischen Folgen werden sich die beiden noch Gedanken machen müssen.
Wenn es fertig ist, soll das Basslet nicht mehr so aussehen wie ein elastisches Festivalband, sondern wie eine große viereckige Armbanduhr. Das Basslet gibt es voraussichtlich Mitte nächsten Jahres. Es soll zwischen 100 und 150 Euro kosten und vor allem Musikliebhaber ansprechen. Laut Tests funktioniert das ziemlich gut. Von 400 Menschen, die das Basslet getestet haben, konnten nur 10 gar nichts damit anfangen.
"Wenn wir das Basslet Menschen an den Arm legen und die hören 5 Minuten damit ihre Lieblingsmusik, und danach nehmen wir es weg, dann vermissen die das - es hat so einen Entzugseffekt. Wenn man das Basslet wegnimmt, ist es so, als würde die Musik von Stereo auf Mono gehen, man verliert einfach eine Tiefe."

Gewöhnungsbedürftig ist das Basslet für mich persönlich schon. "Jetzt will ich es doch ein bisschen lauter."