Basketball

Wie Alba Berlin den Nachwuchs fördert

Basketball ist populär in Berlin - auch bei den Mädchen
Basketball ist populär in Berlin - auch bei den Mädchen © Foto: Alba Berlin
Von Sonja Gerth · 06.09.2015
Der deutsche Basketball könnte schon bald ein Nachwuchsproblem bekommen. In Berlin hat man deshalb beschlossen, in die Schulen zu gehen, um den Kindern Basketball näher zu bringen – mit der "Alba-Grundschulliga".
In der Sportstunde für die 5b steht heute nicht Basketball an, sondern Hockey. Auf die erstaunte Frage "Warum?" lächelt Mirko Petrick. Er ist zwar als Trainer von Alba Berlin in die Grundschule am Kollwitzplatz entsandt. Aber das heißt nicht, dass nur Basketball auf dem Programm steht.
"Wir haben halt diesen vielschichtigen Ansatz, dass wir die Kinder verschiedene Dinge ausprobieren lassen möchten, viel spielen wollen, (...) da geht es ja auch um Transfereffekte, die man aus einem Spiel zum anderen mitnehmen kann, und aus dem Grund spielen wir heute zum Beispiel Hockey."
Dass die Fünftklässler schon eine Weile mit Sportlehrerin und Trainer arbeiten, macht sich bemerkbar. Sie verteilen sich auf dem Spielfeld, geben dem Spiel Ordnung. Und passen. Dafür erhalten die Kinder am Ende Lob von Lehrerin Britt Kroll:
"Was ihr sehr gut umgesetzt habt, war beim Hockey das Miteinander spielen. Dass man nicht versucht, alleine mit dem Hockeyball zur anderen Seite zu laufen, um Punkte zu machen, sondern dass ihr auch viel miteinander gespielt habt, viel Pässe gesetzt habt, das war toll. Und auch fair gespielt habt."
Von Henning Harnisch ausgedacht
Die Nachwuchsarbeit von Alba teilt sich in verschiedene Sparten. Einmal in die Schulen mit Sportprofil, wie die Grundschule am Kollwitzplatz. Trainer Mirko Petrick unterstützt in 16 Unterrichtsstunden die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer. Den Rest seiner Arbeitszeit trainiert er Alba-Jugendteams.
In knapp 20 Grundschulen Berlins wird ein professioneller Trainer nur für die Basketball-AG entsandt, einmal die Woche. Alle zusammen nehmen an der Alba-Grundschulliga teil. Mirko Petrick:
"Der große Vorteil, wir sind vier Augen, wir haben vier Ohren und können andere Korrektur durchführen, können den Unterricht auch teilen und damit auch beim spielerischen Ansatz alles im Blick haben, auch Kinder mal kurz zur Seite nehmen, was man sonst nicht machen kann."
Der Mann, der sich das alles ausgedacht hat, ist Henning Harnisch, ehemaliger Basketball-Europameister und jetzt Vizepräsident von Alba Berlin:
"Ich finde, es ist das totale Zukunftsmodell, ich find's überhaupt nicht logisch, dass der 'richtige' Sport erst nach 16 Uhr losgehen soll. Lasst uns den doch von Montag bis Freitag in den Schulalltag einbauen. Ich meine, die Kinder haben sowieso ne 40-Stunden-Woche."
Die Liga hat Erfolg. Nicht nur, dass die Zahl der Teilnehmer zunimmt und das Modell auf die weiterführenden Schulen übertragen wurde. Auch die anderen Proficlubs der Hauptstadt, vom Fußball, Handball über Volleyball bis zum Eishockey, sind mittlerweile im Boot. Und das Angebot soll noch weiter gehen:
"Es ist halt nicht alles Prenzlauer Berg, sondern nebenan ist auch Wedding. Diese Kinder kommen nicht in die deutschen Sportvereine, es sei denn Fußball. (...) So wie wir es aufbauen, schaffen wir dann Wege, die aus der Schule rausführen und wo es halt ganzheitlicher wird, wo ein Sozialangebot da ist."
Natürlich, so Harnisch, käme aus dieser Schule dann auch das ein oder andere Talent, das seinen Weg in den Profisport findet. Aber:
"Etwas aufzubauen, was attraktiv und schön ist, die ganze Jugend durch, und dann gibt es den einen Freak, aber die anderen hören damit nie mehr auf und können dann später sagen: 'ich hab' ne Sportlerbiografie' - ist glaube ich für eine Gesellschaft ein viel größerer Wert."
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