"Basilio und der Berg des Teufels"

Von Tobias Wenzel |
Die Filmemacher Richard Ladkani und Kief Davidson haben einen erschütternden Dokumentarfilm aus der Perspektive zweier Indio-Jungen gedreht. Wie Erwachsene bauen sie in einem bolivianischen Bergwerk Silber ab. Der Film läuft am Samstag auf Arte.
Ein kegelförmiger Berg in der Dämmerung; am Fuß des Bergs eine Stadt - mit dieser Großeinstellung lassen der Österreicher Richard Ladkani und der Amerikaner Kief Davidson ihren Dokumentarfilm "Basilio und der Berg des Teufels" beginnen. Einblendungen verraten: Wir sind in Bolivien, am Berg "Cerro Rico". Seit 450 Jahren bauen hier Indios unter unmenschlichen Bedingungen Silber ab. Im Stollen schlägt ein Junge mit grünem Helm und normaler Straßenkleidung einen langen Meißel in die Bergwand.

Filmausschnitt: " Mein Name ist Basilio Bargas. Ich bin 14 Jahre alt Ich arbeite in der La-Cumbre-Mine. Mein Boss hat mir eine doppelte Schicht gegeben. Das heißt 24 Stunden arbeiten. Mein Bruder heißt Bernadino Bargas. Er ist zwölf und hilft mir in der Mine. Nur, wenn es der Teufel gut mit uns meint, werden wir eine Silberader finden und lebend aus dem Berg herauskommen. "

Acht Millionen Indios, schätzt man, sind in diesem Berg seit der Eroberung durch die Spanier umgekommen. Die Stollen sind bis heute fast ungesichert. Viele Kinder arbeiten in der Mine, für einen Hungerlohn. Auch Basilio und sein Bruder Bernadino. Der ganze Film wird aus ihrer Perspektive erzählt. Die Filmemacher lassen die Kinder und die Bilder für sich sprechen. Ohne Kommentar. Außerhalb des Berges herrscht der Glaube an Gott. Aber im Berg, da sind sich die Arbeiter sicher, hat nur einer das Sagen: der Teufel, genannt "Tío", der Onkel. In jedem Stollen steht eine Teufelsstatue. Basilios kleiner Bruder Bernadino fürchtet sich vor ihr. Auch dieses Mal, als Basilio vor der Statue mit Ziegengesicht Coca-Blätter opfert.

Filmausschnitt: "Weißt du was, Bernadino: Höre nie auf, an den Tío zu glauben. Denn wenn du ihn hasst und ihm keine Opfergaben bringst, dann wird er dich bestrafen. Er könnte dich sogar töten durch Explosionen oder Steinschläge. Er frisst die Minenarbeiter. Er bringt sie um und frisst dann ihre Seele. Wie findest du den Tío?"
"Ich schau' ihm nicht gern in sein Gesicht."

Basilio hat keinen Vater mehr und muss für seine Familie sorgen. Morgens geht er in die Schule, danach in den "Berg des Teufels", um Geld für das Essen und die Schule zu verdienen. Die Schule ist für ihn zugleich Hoffnung auf eine Zukunft außerhalb des Bergs und Peinigung:

Filmausschnitt: "Wenn meine Mitschüler wissen, dass einer in den Stollen arbeitet, spotten sie nur. Sie beschimpfen einen. Sie nennen dich 'Steindieb' oder 'Staubschlucker'."

Deshalb verschweigt er seinen Mitschülern seine Arbeit. Und auch die der Angst, die er und sein Bruder bei Sprengungen im Berg haben:

Filmausschnitt: "Drei."
"Drei! Die sind ziemlich kräftig. Gleich wird hier alles voller Staub sein. Los gehen wir: Die sind groß!"
"Fünf."
"Fünf. Mach dich fertig."
"Bin schon fertig."
"Schnell raus hier, es sind schon sechs. Warum hat uns keiner was gesagt?"
"Die sind echt gemein!"

Richard Ladkani und Kief Davidson haben einen erschütternden Dokumentarfilm gedreht: aus der Warte zweier Jungen, die wie Erwachsene im Berg arbeiten und doch Kinder sind, verstörte Kinder.

Service:

Der Dokumentarfilm "Basilio und der Berg des Teufels" läuft am Samstag, 21. Mai, um 20.45 Uhr in Arte.

Link:

Arte: "Basilio und der Berg des Teufels"