Bankenverband: Reformen wirken sich nicht negativ aus
Die geplanten Reformen der Bundesregierung müssen sich nach Ansicht des Präsidenten des Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Christopher Pleister, nicht negativ auf die Konjunktur auswirken. Das gelte sowohl für die Gesundheitsreform als auch für die Mehrwertsteuererhöhung, sagte Pleister. Für 2007 rechne man mit einer Wachstumsdelle, mittelfristig aber werde sich der positive Trend fortsetzen.
Birgit Kolkmann: Herr Pleister, was sind denn aus Ihrer Sicht die Konsequenzen aus dem Höhenflug des Euro?
Christopher Pleister: Also zunächst einmal glaube ich, dass das für die Geldpolitik positive Konsequenzen hat, weil der geldpolitische Mantel, also die Geldmenge im Euroraum ist deutlich zu groß, das Wachstum ist zu stark, und es wären jetzt eigentlich Anpassungsmaßnahmen notwendig, aber auf Grund der Stärke des Dollars sind die Anpassungsmaßnahmen, also Zinserhöhungen, durchaus noch auf Sicht, kann man sie noch unterlassen, das heißt, man kann sie langsamer ansteigen, die Zinsen, und das ist gut für die deutsche Konjunktur.
Kolkmann: Das heißt, die Europäische Zentralbank sollte noch nicht in dieser Woche die Zinsen, die Leitzinsen erhöhen?
Pleister: Sie wird sie in moderaten Schritten erhöhen. Wir müssen sehen, dass das Geldmengenwachstum mit über 8 Prozent im Euroraum deutlich höher ist in den letzten Monaten, als es von der Zentralbank selber mit 4,5 Prozent als stabilitätskonform gesehen wurde.
Kolkmann: Als der Euro das letzte Mal ziemlich hoch gestanden hat, da gab es Alarmstimmung in der Industrie, vor allen Dingen bei den Unternehmen natürlich, die im Export engagiert sind. Wie ist es denn im Augenblick, gibt es wieder so etwas wie eine Alarmstimmung?
Pleister: Ich glaube nicht. Man muss dabei ja auch sehen, dass wesentliche Teile der deutschen Exporte in den Euroraum gehen und die sind von der Dollarstärke nicht betroffen.
Kolkmann: Also insofern eine neue Situation. Nun zieht die Konjunktur auch an in Deutschland. Die Wirtschaftsforschungsinstitute haben sehr positive Trends gesehen. Sehen Sie auch bei den Unternehmen und Verbrauchern vor allen Dingen einen positiven?
Pleister: Also wir sehen sie im Mittelstand sehr stark. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken haben ja ein sehr starkes mittelstandorientiertes Geschäft, und in der Tat sind da die wirtschaftlichen Verhältnisse deutlich besser geworden. Hier ist Zuversicht, das spüren wir bei unseren Banken, das spüren wir aber auch bei den Kunden der Banken.
Kolkmann: Die Zuversicht, woher kommt die?
Pleister: Auf Grund einer Stabilisierung, auf Grund einer Anpassung an die Globalisierung. Die mittelständischen Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht, und ich glaube auch, ein Teil von Zuversicht kommt einfach aus dem Regierungswechsel und auf Grund der ruhigen und bisher noch sehr kontinuierlichen Art, wie Regierungspolitik gemacht wird.
Kolkmann: Es gibt wenig Konflikte nach außen hin, was die Regierungsarbeit angeht, aber es zeigt sich, dass die Reformen noch nicht so auf dem Weg sind, wie sie sein sollten. Könnte es sein, dass dieser Vorschuss an Vertrauen, den auch die Verbraucher, die Bürger der Regierung geben, bald schon aufgebraucht ist?
Pleister: Vertrauen muss sich immer rechtfertigen, und es stimmt, natürlich sind die wesentlichen Positionen noch nicht angegangen worden, die Gesundheitsreform. Es sind Akzente gesetzt worden bei der Rentenreform, und bei der Steuerreform haben wir zunächst einmal Enttäuschendes zu verzeichnen gehabt.
Kolkmann: Nun geht es bei der Gesundheitsreform, über die wir ja in diesen Tagen verstärkt diskutieren, auch darum, ob es möglicherweise zusätzliche Abgaben gibt in Form eines Gesundheitssoli, höherer Kassenbeiträge oder sogar einer neuen Praxisgebühr. Wäre das alles kontraproduktiv, denn die Mehrwertssteuererhöhung kommt ja auch schon?
Pleister: Na ja, wir müssen zunächst einmal sehen, will man mit der Gesundheitsreform Umverteilung machen, oder will man das nicht. Und dann muss man sehen, dass man bei der Gesundheitsreform auch im Wesentlichen bei der Kostenentwicklung ansetzen muss, also bei der Eigenverantwortung auch vor allem derer, für die die Gesundheitsreform gemacht wird, und das wir sehr spannend werden. Ich glaube nicht, dass eine Gesundheitsreform unbedingt sich negativ auf die Konjunktur auswirken wird.
Kolkmann: Aber die Mehrwertsteuererhöhung vielleicht schon. Es gibt ja nicht wenige Experten, die sagen, dass die Belebung vor allen Dingen auch auf dem Verbrauchermarkt daher kommt, weil die Menschen jetzt einkaufen, damit sie im nächsten Jahr, wenn die Mehrwertsteuererhöhung da ist, es nicht mehr tun müssen.
Pleister: Da mag etwas dran sein. Wir selber rechnen ja auch mit einer Wachstumsdelle im Jahre 2007, aber eben nur mit einer Delle, das heißt, wir glauben, dass der positive Wachstumstrend, der in diesem Jahr eingesetzt hat mit zwei Prozent Wachstum, was in etwa dem Potentialwachstum unserer Wirtschaft entspricht, auch mittelfristig beibehalten werden kann.
Kolkmann: Deutschland, Land der Ideen. Viele Menschen müssen und wollen sich selbständig machen, weil es auf dem Arbeitsmarkt sonst auch gar nicht mehr funktioniert. Wie sieht es da aus seitens der Volksbanken und Raiffeisenbanken, wie helfen Sie solchen Menschen?
Pleister: Na ja gut, für Existenzgründungen haben wir gerade bei kleinen Unternehmen eine sehr, sehr starke Aktivität. Wir haben in Deutschland ja insgesamt dafür auch sehr gute Förderprogramme von der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Die Durchleitung dieser Kredite passiert zu großen Teilen an kleine Unternehmen durch die Volksbanken und Raiffeisenbanken, und Volksbanken und Raiffeisenbanken haben einen sehr engen Kontakt zu ihren Kunden, weil sie sie eben schon seit langem kennen, weil sie eben in der Region eben verhaftet sind, und von daher werden Dinge gefördert, die auch auf die Persönlichkeit ausgerichtet sind und auch auf die Einschätzung der Verhältnisse, wie man sie vor Ort eben am besten sehen kann.
Kolkmann: In Berlin, ist zu lesen, planen die Volks- und Raiffeisenbanken eine Offensive am Markt, wollen mehr Kunden werben. Sind Sie möglicherweise die besseren Ansprechpartner als manche Großbank?
Pleister: Also ich glaube schon, wer Verlässlichkeit und Stabilität gerade auch seiner Präsenz nachweisen kann und wo auch die Ansprechpartner auf Dauer weitgehendst die gleichen bleiben, weil sie eben bei einer Bank sind, die eben zu Hause beheimatet ist, der hat eine gute Chance, auch von den Kunden als verlässlicher und damit als attraktiverer Partner wahrgenommen zu werden.
Kolkmann: Versuchen Sie sich da weiter und neu zu positionieren gegenüber den Großbanken zum Beispiel und auch den Sparkassen?
Pleister: Na ja, wir müssen unser Modell konsequent leben, das ist eine Daueraufgabe. Das heißt nicht, dass wir uns weiter positionieren müssen, sondern unser Geschäftsmodell ist in sich stimmig, und das müssen wir konsequent praktizieren.
Kolkmann: Vielen Dank für das Gespräch.
Christopher Pleister: Also zunächst einmal glaube ich, dass das für die Geldpolitik positive Konsequenzen hat, weil der geldpolitische Mantel, also die Geldmenge im Euroraum ist deutlich zu groß, das Wachstum ist zu stark, und es wären jetzt eigentlich Anpassungsmaßnahmen notwendig, aber auf Grund der Stärke des Dollars sind die Anpassungsmaßnahmen, also Zinserhöhungen, durchaus noch auf Sicht, kann man sie noch unterlassen, das heißt, man kann sie langsamer ansteigen, die Zinsen, und das ist gut für die deutsche Konjunktur.
Kolkmann: Das heißt, die Europäische Zentralbank sollte noch nicht in dieser Woche die Zinsen, die Leitzinsen erhöhen?
Pleister: Sie wird sie in moderaten Schritten erhöhen. Wir müssen sehen, dass das Geldmengenwachstum mit über 8 Prozent im Euroraum deutlich höher ist in den letzten Monaten, als es von der Zentralbank selber mit 4,5 Prozent als stabilitätskonform gesehen wurde.
Kolkmann: Als der Euro das letzte Mal ziemlich hoch gestanden hat, da gab es Alarmstimmung in der Industrie, vor allen Dingen bei den Unternehmen natürlich, die im Export engagiert sind. Wie ist es denn im Augenblick, gibt es wieder so etwas wie eine Alarmstimmung?
Pleister: Ich glaube nicht. Man muss dabei ja auch sehen, dass wesentliche Teile der deutschen Exporte in den Euroraum gehen und die sind von der Dollarstärke nicht betroffen.
Kolkmann: Also insofern eine neue Situation. Nun zieht die Konjunktur auch an in Deutschland. Die Wirtschaftsforschungsinstitute haben sehr positive Trends gesehen. Sehen Sie auch bei den Unternehmen und Verbrauchern vor allen Dingen einen positiven?
Pleister: Also wir sehen sie im Mittelstand sehr stark. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken haben ja ein sehr starkes mittelstandorientiertes Geschäft, und in der Tat sind da die wirtschaftlichen Verhältnisse deutlich besser geworden. Hier ist Zuversicht, das spüren wir bei unseren Banken, das spüren wir aber auch bei den Kunden der Banken.
Kolkmann: Die Zuversicht, woher kommt die?
Pleister: Auf Grund einer Stabilisierung, auf Grund einer Anpassung an die Globalisierung. Die mittelständischen Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht, und ich glaube auch, ein Teil von Zuversicht kommt einfach aus dem Regierungswechsel und auf Grund der ruhigen und bisher noch sehr kontinuierlichen Art, wie Regierungspolitik gemacht wird.
Kolkmann: Es gibt wenig Konflikte nach außen hin, was die Regierungsarbeit angeht, aber es zeigt sich, dass die Reformen noch nicht so auf dem Weg sind, wie sie sein sollten. Könnte es sein, dass dieser Vorschuss an Vertrauen, den auch die Verbraucher, die Bürger der Regierung geben, bald schon aufgebraucht ist?
Pleister: Vertrauen muss sich immer rechtfertigen, und es stimmt, natürlich sind die wesentlichen Positionen noch nicht angegangen worden, die Gesundheitsreform. Es sind Akzente gesetzt worden bei der Rentenreform, und bei der Steuerreform haben wir zunächst einmal Enttäuschendes zu verzeichnen gehabt.
Kolkmann: Nun geht es bei der Gesundheitsreform, über die wir ja in diesen Tagen verstärkt diskutieren, auch darum, ob es möglicherweise zusätzliche Abgaben gibt in Form eines Gesundheitssoli, höherer Kassenbeiträge oder sogar einer neuen Praxisgebühr. Wäre das alles kontraproduktiv, denn die Mehrwertssteuererhöhung kommt ja auch schon?
Pleister: Na ja, wir müssen zunächst einmal sehen, will man mit der Gesundheitsreform Umverteilung machen, oder will man das nicht. Und dann muss man sehen, dass man bei der Gesundheitsreform auch im Wesentlichen bei der Kostenentwicklung ansetzen muss, also bei der Eigenverantwortung auch vor allem derer, für die die Gesundheitsreform gemacht wird, und das wir sehr spannend werden. Ich glaube nicht, dass eine Gesundheitsreform unbedingt sich negativ auf die Konjunktur auswirken wird.
Kolkmann: Aber die Mehrwertsteuererhöhung vielleicht schon. Es gibt ja nicht wenige Experten, die sagen, dass die Belebung vor allen Dingen auch auf dem Verbrauchermarkt daher kommt, weil die Menschen jetzt einkaufen, damit sie im nächsten Jahr, wenn die Mehrwertsteuererhöhung da ist, es nicht mehr tun müssen.
Pleister: Da mag etwas dran sein. Wir selber rechnen ja auch mit einer Wachstumsdelle im Jahre 2007, aber eben nur mit einer Delle, das heißt, wir glauben, dass der positive Wachstumstrend, der in diesem Jahr eingesetzt hat mit zwei Prozent Wachstum, was in etwa dem Potentialwachstum unserer Wirtschaft entspricht, auch mittelfristig beibehalten werden kann.
Kolkmann: Deutschland, Land der Ideen. Viele Menschen müssen und wollen sich selbständig machen, weil es auf dem Arbeitsmarkt sonst auch gar nicht mehr funktioniert. Wie sieht es da aus seitens der Volksbanken und Raiffeisenbanken, wie helfen Sie solchen Menschen?
Pleister: Na ja gut, für Existenzgründungen haben wir gerade bei kleinen Unternehmen eine sehr, sehr starke Aktivität. Wir haben in Deutschland ja insgesamt dafür auch sehr gute Förderprogramme von der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Die Durchleitung dieser Kredite passiert zu großen Teilen an kleine Unternehmen durch die Volksbanken und Raiffeisenbanken, und Volksbanken und Raiffeisenbanken haben einen sehr engen Kontakt zu ihren Kunden, weil sie sie eben schon seit langem kennen, weil sie eben in der Region eben verhaftet sind, und von daher werden Dinge gefördert, die auch auf die Persönlichkeit ausgerichtet sind und auch auf die Einschätzung der Verhältnisse, wie man sie vor Ort eben am besten sehen kann.
Kolkmann: In Berlin, ist zu lesen, planen die Volks- und Raiffeisenbanken eine Offensive am Markt, wollen mehr Kunden werben. Sind Sie möglicherweise die besseren Ansprechpartner als manche Großbank?
Pleister: Also ich glaube schon, wer Verlässlichkeit und Stabilität gerade auch seiner Präsenz nachweisen kann und wo auch die Ansprechpartner auf Dauer weitgehendst die gleichen bleiben, weil sie eben bei einer Bank sind, die eben zu Hause beheimatet ist, der hat eine gute Chance, auch von den Kunden als verlässlicher und damit als attraktiverer Partner wahrgenommen zu werden.
Kolkmann: Versuchen Sie sich da weiter und neu zu positionieren gegenüber den Großbanken zum Beispiel und auch den Sparkassen?
Pleister: Na ja, wir müssen unser Modell konsequent leben, das ist eine Daueraufgabe. Das heißt nicht, dass wir uns weiter positionieren müssen, sondern unser Geschäftsmodell ist in sich stimmig, und das müssen wir konsequent praktizieren.
Kolkmann: Vielen Dank für das Gespräch.