Banken-Experte: Staat darf in der Bankenkrise nicht den "Oberbanker" spielen

Vor dem Hintergrund der staatlichen Hilfe für die Commerzbank rechnet Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwesen an der Universität Hohenheim, in den kommenden Monaten mit weiteren Beteiligungen des Bundes an Finanzunternehmen.
Eine daraus folgende mögliche Einflussnahme des Staates auf das Tagessgeschäft der Banken bereite ihm zwar Sorgen, so Burghof. "Aber es ist sehr beruhigend, dass dem Finanzminister das inzwischen klar ist - ich merke beim ihm einen Lernprozess, in der Art wie er mit der Krise umgeht -, dass die Kommunikation jetzt eine andere ist, dass ihm klar ist, was Banker können und was Politiker nicht können."

Er hoffe nun, dass die Leute, die Finanzminister Peer Steinbrück in den Aufsichtrat schicke, "auch mit einer entsprechenden Qualifikation versehen sind." Problematisch werde es dann, wenn der Staat sich in dieser Situation als "der Oberbanker" betrachte und in "eine Art von Größenwahn" verfalle.

Er könne auch die Sorge der Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken, die Rettungsmaßnahmen des Bundes könnten zu einer Wettbewerbsverzerrung führen, nachvollziehen, so Burghof weiter. "Sie könnten natürlich jetzt in der gegenwärtigen Situation eine gewisse Dividende für ihre zurückhaltendere Politik, ja, ihre Bescheidenheit" einfordern. Der Bund baue derzeit jedoch ihre Konkurrenten auf.

Bei den Landesbanken wiederum, zu deren Gruppe die Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken gehörten, komme der Wiederaufbau derzeit nur schleppend voran, was jedoch vor allem daran liege, dass die Ministerpräsidenten bei bestimmten Strukturentscheidungen "nicht aus den Pötten kommen".