Bananen, Rohstoffe und Fischgründe
Durch das südchinesische Meer werden die Hälfte aller weltweit verschifften Waren gebracht. Die Anrainerstaaten streiten sich um die Passage - wegen Fischgründen, Schifffahrtsrouten und vor allem wegen eines enormen Rohstoffvorkommens. Die Auswirkungen bekommen auch philippinische Bananenbauer zu spüren.
Wer Betty Francia, Mitarbeiterin der Banana Growers Association Mindanao erlebt, glaubt nicht, dass die Besitzer der Bananenplantagen im Süden der Philippinen derzeit ein Problem haben. Betty ist gute Laune pur und eine Verfechtern klarer Weisheiten:
"Wir sagen das immer unseren Besuchern: von allen Früchten hat nur die Banane ein Herz."
Ein Herz für die Bananen von Mindanao hat China derzeit nicht. Die Bananenzüchter der lange Zeit bürgerkriegszerrütteten südlichsten Insel der Philippinen haben vor einigen Jahren entschieden, nahezu ihre gesamte Ernte an die Volksrepublik zu verkaufen. Dort werden Bananen in großen Mengen verzehrt - seit dem Frühjahr, seitdem die Spannungen im Südchinesischen Meer zwischen China und den Philippinen zunehmen, ist die Tür zum Absatzmarkt im Norden allerdings geschlossen, klagt Stephen Antig, Vorsitzender der Banana Growers Association. Plötzlich wies China die philippinischen Bananen ab, mit dem Hinweis, sie seien wegen Schädlingsbefalls gesundheitsgefährdend:
"Da kann jetzt jeder vermuten, was er will. Aber es ist doch ganz offensichtlich, dass hier politische Gründe den Ausschlag gegeben haben."
China, vermuten die Bananenpflanzer, drehe an der ökonomischen Schraube. Seitdem sich der Konflikt im Südchinesischen Meer vor allem an der Scarborough Shoal zugespitzt hat, sei mit den Chinesen kein Handel mehr zu treiben. Die Händler dort hätten wohl ihre Anweisungen erhalten, meint Bananen-Lobbyist Antig in seinem kleinen Büro in Davao auf Mindanao:
"Es geht doch nicht darum, dass sie keine philippinische Bananen mehr wollen, es hat ganz andere Gründe, warum die chinesischen Händler nicht mehr bei uns kaufen. Jetzt importiert China Bananen aus Equador. Das ist doch viel weiter weg."
Die Scarborough Shoal hat mit Bananen nichts zu tun. Die Scarborough Shoal ist ein Riff und Fischgrund, den China und die Philippinen für sich beanspruchen. China schickt eine kleine von Patrouillenbooten begleitete Fischereiflotte nahe an die philippinische Küste, die Philippinen lassen ihre Navy von der Kette. An der Scarborough Shoal drohte der Konflikt im Südchinesischen Meer zwischen China auf der einen und vor allem den Philippinen und Vietnam auf der anderen Seite bereits mehrfach zu eskalieren.
Für Winnie Monsod ein unglaublicher, fast lächerlicher Vorgang. Winnie Monsod ist Ökonomin und scharfzüngige TV-Kolumnistin in der Hauptstadt Manila:
"Die Scarborough Shoal, das Riff, die Fischgründe dort, um die es derzeit besonders geht, liegt innerhalb der philippinischen 200 Meilen-Zone, weit weg von China. Wie auch immer man diesen Teil des Südchinesischen Meeres nennt, es ist auf jeden Fall unser!"
Die 72-jährige frühere Wirtschaftsministerin im Kabinett von Corazon Aquino, hält die chinesischen Ansprüche auf nahezu das gesamte Südchinesische Meer für frech, unangemessen und durch nichts begründet. Aber keine Sorge, fügt sie hinzu, die Gefahr einer militärischen Auseinandersetzung ist gering, wie denn auch, meint sie ganz unpatriotisch:
" Die Philippinen sind militärisch darauf doch gar nicht vorbereitet, wir wollen alle rechtsstaatlichen Wege nutzen, mehr nicht."
Im Südchinesischen Meer werden große Öl- und Gasvorkommen vermutet, manche sollen bald erschlossen werden, China sowie die Philippinen bieten derzeit Teile der zwischen den Staaten umstrittenen Vorkommen internationalen Ölgesellschaften zur Ausbeutung an. Nicht eben ein Beitrag zur Beruhigung der Nerven der Patrioten aller Seiten. Denn Nationalgefühle spielen mittlerweile eine Große Rolle in dem Konflikt. Gerade hat der Philippinische Präsident Benignio Noynoy Aquino sein Volk zur Einheit aufgerufen:
"Ich bitte um die Solidarität aller Menschen auf den Philippinen. Lasst uns mit einer Stimme sprechen."
Der Patriotismus macht sich auch bemerkbar, wenn es um den Namen des umstrittenes Meeres geht. Südchinesisch nennen es die Chinesen, westphilippinisch die Philippiner, Ostsee die Vietnamesen. Winnie Monsod, die Kolumnistin in Manila hält von solchen Verbalinjurien wenig:
"Wenn die Philippiner an den Strand gehen, dann sagen die doch sowieso nicht, oh, das ist das Südchinesische Meer, das heißt hier einfach nur Meer oder Ozean."
Die Wirtschaftsführer der Philippinen versuchen zu beruhigen - bloß kein Öl ins Feuer, ist das Motto etwa von Francis Chua von der Philippinischen Handelskammer. Eskalierende Konflikte kann die zarte, aber gerade anspringende Wirtschaft der bisher krisengeschüttelten Philippinnen, denen inzwischen US-Ökonomen bescheinigen, bald zu den Tigerstaaten zu gehören, nicht gebrauchen:
"Das Südchinesische Meer ist seit Jahrhunderten wichtig, mit seinen Schifffahrtsrouten, Fischgründen, Rohstoffen, vor allem den Ölvorkommen. Und die Philippinen haben hier ihre souveränen Rechte immer behauptet. So ist es auch jetzt."
Nicht bedrohlich also, soll das heißen, von einem Konflikt will Francis Chua möglichst gar nicht reden:
"Nein, es gibt keine Spannungen, davon würde ich nicht sprechen, und die Ölvorkommen, die wir zur Ausbeutung anbieten, sind nur die, die innerhalb unserer Hoheitszone liegen. Im Moment ist da viel Rhetorik, aber ich sehe keine Kriegsgefahr."
Unstrittig aber ist, neben den Bananenfarmern im Süden leidet auch die Tourismusindustrie unter dem Konflikt mit China. China entdeckt das Reisen, und viele der Reisenden kamen in den vergangenen Jahren auf die Philippinen. Nun bleiben sie aus, aus freiem Willen oder weil sie im Pekinger Reisebüro vor den Gefahren eines Philippinen-Besuchs in diesen Zeiten gewarnt wurden. Tourismus-Minister Ramon Jimenez sitzt in einem angenehm abgedunkelten Büro nahe des bekannten Roxas Boulevards in Manila und weiß, wie wichtig der Tourismus für die wachsende Wirtschaft der Philippinen ist:
"Tourismus ist eine wirklich wichtige Komponente der philippinischen Wirtschaft. Der Tourismus trägt etwas sieben Prozent zur Wirtschaftskraft bei."
3,9 Millionen Touristen im vergangene Jahr, 3,4 Millionen entstandene Jobs, ein schnell wachsender Wirtschaftszweig ist dieser Tourismus. Und rund 300.000 chinesische Touristen kamen ebenfalls im vergangenen Jahr:
"Das sind nicht wirklich viele, grob geschätzt 8 Prozent, aber genug, um sie als wichtige Gruppe ernst zu nehmen."
Der Tourismus leidet, und auf Mindanao, weit weg von den Konfliktherden im Südchinesischen Meer, leiden nicht alle, aber viele Bananen-Farmer. Manche Plantage liegt mittlerweile verlassen da, die Bananen faulen am Boden, erklärt Renante Bangoy vom Plantagenverband 911 movement vor einem mit Graffiti verzierten Holzhaus in der Mitte eines verlassenen Grundstücks voller Bananenstauden:
"Hier ging die gesamte Ernte nach China, und nach dem nun China seit fünf Monaten nichts mehr gekauft hat, sind hier alle Arbeiter entlassen."
Ein einsamer Wächter, Berdie Flor Rodolfo, steht vor dem Holzhaus, der einzige, der auf dieser Plantage noch etwas Geld verdient:
"Ich bewache hier das Gelände, alles soll hier möglichst ordentlich bleiben und zeige die Plantage auch interessierten Besuchern."
Es könnte ja ein Käufer darunter sein. Hoffnung allerdings , meint Renante Bangoy gibt es für die vielen von China abhängigen Plantagen derzeit kaum:
"Das Problem begann im April und das Problem, das keiner unsere Bananen will, wird bestehen bleiben, bis der Konflikt um das Südchinesische Meer, vor allem um die Scarborough Shoal gelöst ist."
In Vietnam ist die Wut seit Monaten groß, immer wieder ziehen Demonstranten in der Hauptstadt Hanoi vor die chinesische Botschaft, um zu protestieren:
"Wir verurteilen die chinesische Aggression aufs Schärfste. Diese dauernden Angriffe auf unsere vietnamesischen Schiffe, um einen Konflikt zu schaffen und am Ende davon zu profitieren."
Lautstark protestiert wird jedoch ohne Unterstützung der Regierung, hin und wieder werden einzelne Demonstranten verhaftet, während in Hinterzimmern Gespräche zwischen den Kontrahenten anberaumt werden. Mehrere Verhandlungsrunden gab es bereits, mehrfach jedoch gerieten auch beide Nationen, vertreten durch ihre Patrouillenboote aneinander. Es geht um Öl, um Ölfelder innerhalb der vietnamesischen Hoheitsgewässer, die China ausbeuten möchte und die beide Nationen bereits internationalen Unternehmen angeboten haben.Tran Truong Thuy leitet das vietnamesische Institut für Studien zur südchinesischen See:
"Die Spannungen nehmen zu und dann wieder ab, mehrere Male schon, uns fehlen einfach verbindliche Richtlinien, um die Einflusszonen der Staaten im Südchinesischen Meer abzugrenzen. Und wir brauchen die Vereinbarung, dass alle Aktivitäten dort transparent ablaufen."
Meih ist Studentin in London und in den Semesterferien zu Besuch in Hanoi. Sie blickt von außen und damit pragmatisch auf den Konflikt.
"Ich weiß, dass immer mehr Studenten zur chinesischen Botschaft gehen wollen, um zu protestieren, aber das bringt doch nichts. China wird trotzdem immer mächtiger."
Thoe, die mit ihren beiden Kindern um den Hoan Kiem-See mitten in Hanoi spaziert, sieht das ähnlich und hofft auf Verhandlungen:
"China macht sehr viel Druck. Vietnam ist eine friedliche Nation, wir wollen keinen Krieg. Ich hoffe sehr, dass beide Seiten eine friedliche Lösung finden, die einen Krieg verhindert."
Nun ist eine Karte aufgetaucht, die den Besitzanspruch Vietnams auf die Spratly-Inselgruppe belegen soll. Rund um die Spratly- und Paracel-Inseln werden weitere große Ölvorkommen vermutet. Die alte chinesische Landkarte stammt vom Historiker Mai Ngoc Hong. Der 74-jährige hat sie dem vietnamesischen Nationalmuseum übergeben. ,Die Landkarte von 1904 weist die Spratly-Inseln nicht als chinesisches Staatsgebiet aus. Damit, so Mai Ngoc Hong ist eindeutig belegt, dass die chinesische Position im Konflikt um die Claims im Südchinesischen Meer falsch ist:
"Ich hoffe, dass die Karte nicht nur allen Vietnamesen, sondern auch allen Chinesen bekannt wird . Die Karte belegt die Besitzansprüche Vietnams an den Spratly- und Paracel-Inseln."
Im Konflikt zwischen China, Philippinen und Vietnam könnte die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN vermitteln, sie schafft es jedoch nicht, sich auf einen Standpunkt zu einigen - beim letzten Gipfeltreffen in Kambodscha reichte es nicht einmal zu einer gemeinsamen Erklärung - und China lehnt multilaterale Verhandlungen bisher grundsätzlich ab. Nur bilaterale Gespräche seien möglich, heißt es in Peking. Kein Wunder, sagt die philippinische Ökonomin Winnie Monsod:
"Was bedeutet das wohl. Wenn sich nur zwei an den Verhandlungstisch setzen und einer ist Gigant und der andere der Zwerg, wer wird sich dann wohl durchsetzen und gewinnen?"
Einfluss könnte, sollte eigentlich auch von Europa und den USA kommen, meint Monsod:
"Ich verstehe eigentlich nicht, warum da so wenig passiert. Es liegt wohl daran, dass alle Staaten, Deutschland auch, gerade genug eigene Probleme haben und nicht eingreifen, solange sie der Konflikt nicht direkt betrifft."
Viel Hilfe ist also auch von dieser Seite nicht zu erwarten. Stephen Antig, der Kopf des Bananenzüchterverbandes von Mindanao hofft daher jetzt darauf, dass der chinesische Bananenkunde bald massiv nach der gewohnten philippinischen Frucht verlangt. Der derzeitige Ersatz aus Equador, so Antig, der sei doch wirklich nichts Richtiges.
"Wir sagen das immer unseren Besuchern: von allen Früchten hat nur die Banane ein Herz."
Ein Herz für die Bananen von Mindanao hat China derzeit nicht. Die Bananenzüchter der lange Zeit bürgerkriegszerrütteten südlichsten Insel der Philippinen haben vor einigen Jahren entschieden, nahezu ihre gesamte Ernte an die Volksrepublik zu verkaufen. Dort werden Bananen in großen Mengen verzehrt - seit dem Frühjahr, seitdem die Spannungen im Südchinesischen Meer zwischen China und den Philippinen zunehmen, ist die Tür zum Absatzmarkt im Norden allerdings geschlossen, klagt Stephen Antig, Vorsitzender der Banana Growers Association. Plötzlich wies China die philippinischen Bananen ab, mit dem Hinweis, sie seien wegen Schädlingsbefalls gesundheitsgefährdend:
"Da kann jetzt jeder vermuten, was er will. Aber es ist doch ganz offensichtlich, dass hier politische Gründe den Ausschlag gegeben haben."
China, vermuten die Bananenpflanzer, drehe an der ökonomischen Schraube. Seitdem sich der Konflikt im Südchinesischen Meer vor allem an der Scarborough Shoal zugespitzt hat, sei mit den Chinesen kein Handel mehr zu treiben. Die Händler dort hätten wohl ihre Anweisungen erhalten, meint Bananen-Lobbyist Antig in seinem kleinen Büro in Davao auf Mindanao:
"Es geht doch nicht darum, dass sie keine philippinische Bananen mehr wollen, es hat ganz andere Gründe, warum die chinesischen Händler nicht mehr bei uns kaufen. Jetzt importiert China Bananen aus Equador. Das ist doch viel weiter weg."
Die Scarborough Shoal hat mit Bananen nichts zu tun. Die Scarborough Shoal ist ein Riff und Fischgrund, den China und die Philippinen für sich beanspruchen. China schickt eine kleine von Patrouillenbooten begleitete Fischereiflotte nahe an die philippinische Küste, die Philippinen lassen ihre Navy von der Kette. An der Scarborough Shoal drohte der Konflikt im Südchinesischen Meer zwischen China auf der einen und vor allem den Philippinen und Vietnam auf der anderen Seite bereits mehrfach zu eskalieren.
Für Winnie Monsod ein unglaublicher, fast lächerlicher Vorgang. Winnie Monsod ist Ökonomin und scharfzüngige TV-Kolumnistin in der Hauptstadt Manila:
"Die Scarborough Shoal, das Riff, die Fischgründe dort, um die es derzeit besonders geht, liegt innerhalb der philippinischen 200 Meilen-Zone, weit weg von China. Wie auch immer man diesen Teil des Südchinesischen Meeres nennt, es ist auf jeden Fall unser!"
Die 72-jährige frühere Wirtschaftsministerin im Kabinett von Corazon Aquino, hält die chinesischen Ansprüche auf nahezu das gesamte Südchinesische Meer für frech, unangemessen und durch nichts begründet. Aber keine Sorge, fügt sie hinzu, die Gefahr einer militärischen Auseinandersetzung ist gering, wie denn auch, meint sie ganz unpatriotisch:
" Die Philippinen sind militärisch darauf doch gar nicht vorbereitet, wir wollen alle rechtsstaatlichen Wege nutzen, mehr nicht."
Im Südchinesischen Meer werden große Öl- und Gasvorkommen vermutet, manche sollen bald erschlossen werden, China sowie die Philippinen bieten derzeit Teile der zwischen den Staaten umstrittenen Vorkommen internationalen Ölgesellschaften zur Ausbeutung an. Nicht eben ein Beitrag zur Beruhigung der Nerven der Patrioten aller Seiten. Denn Nationalgefühle spielen mittlerweile eine Große Rolle in dem Konflikt. Gerade hat der Philippinische Präsident Benignio Noynoy Aquino sein Volk zur Einheit aufgerufen:
"Ich bitte um die Solidarität aller Menschen auf den Philippinen. Lasst uns mit einer Stimme sprechen."
Der Patriotismus macht sich auch bemerkbar, wenn es um den Namen des umstrittenes Meeres geht. Südchinesisch nennen es die Chinesen, westphilippinisch die Philippiner, Ostsee die Vietnamesen. Winnie Monsod, die Kolumnistin in Manila hält von solchen Verbalinjurien wenig:
"Wenn die Philippiner an den Strand gehen, dann sagen die doch sowieso nicht, oh, das ist das Südchinesische Meer, das heißt hier einfach nur Meer oder Ozean."
Die Wirtschaftsführer der Philippinen versuchen zu beruhigen - bloß kein Öl ins Feuer, ist das Motto etwa von Francis Chua von der Philippinischen Handelskammer. Eskalierende Konflikte kann die zarte, aber gerade anspringende Wirtschaft der bisher krisengeschüttelten Philippinnen, denen inzwischen US-Ökonomen bescheinigen, bald zu den Tigerstaaten zu gehören, nicht gebrauchen:
"Das Südchinesische Meer ist seit Jahrhunderten wichtig, mit seinen Schifffahrtsrouten, Fischgründen, Rohstoffen, vor allem den Ölvorkommen. Und die Philippinen haben hier ihre souveränen Rechte immer behauptet. So ist es auch jetzt."
Nicht bedrohlich also, soll das heißen, von einem Konflikt will Francis Chua möglichst gar nicht reden:
"Nein, es gibt keine Spannungen, davon würde ich nicht sprechen, und die Ölvorkommen, die wir zur Ausbeutung anbieten, sind nur die, die innerhalb unserer Hoheitszone liegen. Im Moment ist da viel Rhetorik, aber ich sehe keine Kriegsgefahr."
Unstrittig aber ist, neben den Bananenfarmern im Süden leidet auch die Tourismusindustrie unter dem Konflikt mit China. China entdeckt das Reisen, und viele der Reisenden kamen in den vergangenen Jahren auf die Philippinen. Nun bleiben sie aus, aus freiem Willen oder weil sie im Pekinger Reisebüro vor den Gefahren eines Philippinen-Besuchs in diesen Zeiten gewarnt wurden. Tourismus-Minister Ramon Jimenez sitzt in einem angenehm abgedunkelten Büro nahe des bekannten Roxas Boulevards in Manila und weiß, wie wichtig der Tourismus für die wachsende Wirtschaft der Philippinen ist:
"Tourismus ist eine wirklich wichtige Komponente der philippinischen Wirtschaft. Der Tourismus trägt etwas sieben Prozent zur Wirtschaftskraft bei."
3,9 Millionen Touristen im vergangene Jahr, 3,4 Millionen entstandene Jobs, ein schnell wachsender Wirtschaftszweig ist dieser Tourismus. Und rund 300.000 chinesische Touristen kamen ebenfalls im vergangenen Jahr:
"Das sind nicht wirklich viele, grob geschätzt 8 Prozent, aber genug, um sie als wichtige Gruppe ernst zu nehmen."
Der Tourismus leidet, und auf Mindanao, weit weg von den Konfliktherden im Südchinesischen Meer, leiden nicht alle, aber viele Bananen-Farmer. Manche Plantage liegt mittlerweile verlassen da, die Bananen faulen am Boden, erklärt Renante Bangoy vom Plantagenverband 911 movement vor einem mit Graffiti verzierten Holzhaus in der Mitte eines verlassenen Grundstücks voller Bananenstauden:
"Hier ging die gesamte Ernte nach China, und nach dem nun China seit fünf Monaten nichts mehr gekauft hat, sind hier alle Arbeiter entlassen."
Ein einsamer Wächter, Berdie Flor Rodolfo, steht vor dem Holzhaus, der einzige, der auf dieser Plantage noch etwas Geld verdient:
"Ich bewache hier das Gelände, alles soll hier möglichst ordentlich bleiben und zeige die Plantage auch interessierten Besuchern."
Es könnte ja ein Käufer darunter sein. Hoffnung allerdings , meint Renante Bangoy gibt es für die vielen von China abhängigen Plantagen derzeit kaum:
"Das Problem begann im April und das Problem, das keiner unsere Bananen will, wird bestehen bleiben, bis der Konflikt um das Südchinesische Meer, vor allem um die Scarborough Shoal gelöst ist."
In Vietnam ist die Wut seit Monaten groß, immer wieder ziehen Demonstranten in der Hauptstadt Hanoi vor die chinesische Botschaft, um zu protestieren:
"Wir verurteilen die chinesische Aggression aufs Schärfste. Diese dauernden Angriffe auf unsere vietnamesischen Schiffe, um einen Konflikt zu schaffen und am Ende davon zu profitieren."
Lautstark protestiert wird jedoch ohne Unterstützung der Regierung, hin und wieder werden einzelne Demonstranten verhaftet, während in Hinterzimmern Gespräche zwischen den Kontrahenten anberaumt werden. Mehrere Verhandlungsrunden gab es bereits, mehrfach jedoch gerieten auch beide Nationen, vertreten durch ihre Patrouillenboote aneinander. Es geht um Öl, um Ölfelder innerhalb der vietnamesischen Hoheitsgewässer, die China ausbeuten möchte und die beide Nationen bereits internationalen Unternehmen angeboten haben.Tran Truong Thuy leitet das vietnamesische Institut für Studien zur südchinesischen See:
"Die Spannungen nehmen zu und dann wieder ab, mehrere Male schon, uns fehlen einfach verbindliche Richtlinien, um die Einflusszonen der Staaten im Südchinesischen Meer abzugrenzen. Und wir brauchen die Vereinbarung, dass alle Aktivitäten dort transparent ablaufen."
Meih ist Studentin in London und in den Semesterferien zu Besuch in Hanoi. Sie blickt von außen und damit pragmatisch auf den Konflikt.
"Ich weiß, dass immer mehr Studenten zur chinesischen Botschaft gehen wollen, um zu protestieren, aber das bringt doch nichts. China wird trotzdem immer mächtiger."
Thoe, die mit ihren beiden Kindern um den Hoan Kiem-See mitten in Hanoi spaziert, sieht das ähnlich und hofft auf Verhandlungen:
"China macht sehr viel Druck. Vietnam ist eine friedliche Nation, wir wollen keinen Krieg. Ich hoffe sehr, dass beide Seiten eine friedliche Lösung finden, die einen Krieg verhindert."
Nun ist eine Karte aufgetaucht, die den Besitzanspruch Vietnams auf die Spratly-Inselgruppe belegen soll. Rund um die Spratly- und Paracel-Inseln werden weitere große Ölvorkommen vermutet. Die alte chinesische Landkarte stammt vom Historiker Mai Ngoc Hong. Der 74-jährige hat sie dem vietnamesischen Nationalmuseum übergeben. ,Die Landkarte von 1904 weist die Spratly-Inseln nicht als chinesisches Staatsgebiet aus. Damit, so Mai Ngoc Hong ist eindeutig belegt, dass die chinesische Position im Konflikt um die Claims im Südchinesischen Meer falsch ist:
"Ich hoffe, dass die Karte nicht nur allen Vietnamesen, sondern auch allen Chinesen bekannt wird . Die Karte belegt die Besitzansprüche Vietnams an den Spratly- und Paracel-Inseln."
Im Konflikt zwischen China, Philippinen und Vietnam könnte die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN vermitteln, sie schafft es jedoch nicht, sich auf einen Standpunkt zu einigen - beim letzten Gipfeltreffen in Kambodscha reichte es nicht einmal zu einer gemeinsamen Erklärung - und China lehnt multilaterale Verhandlungen bisher grundsätzlich ab. Nur bilaterale Gespräche seien möglich, heißt es in Peking. Kein Wunder, sagt die philippinische Ökonomin Winnie Monsod:
"Was bedeutet das wohl. Wenn sich nur zwei an den Verhandlungstisch setzen und einer ist Gigant und der andere der Zwerg, wer wird sich dann wohl durchsetzen und gewinnen?"
Einfluss könnte, sollte eigentlich auch von Europa und den USA kommen, meint Monsod:
"Ich verstehe eigentlich nicht, warum da so wenig passiert. Es liegt wohl daran, dass alle Staaten, Deutschland auch, gerade genug eigene Probleme haben und nicht eingreifen, solange sie der Konflikt nicht direkt betrifft."
Viel Hilfe ist also auch von dieser Seite nicht zu erwarten. Stephen Antig, der Kopf des Bananenzüchterverbandes von Mindanao hofft daher jetzt darauf, dass der chinesische Bananenkunde bald massiv nach der gewohnten philippinischen Frucht verlangt. Der derzeitige Ersatz aus Equador, so Antig, der sei doch wirklich nichts Richtiges.