"Banana Skin Shoes" von Badly Drawn Boy

Manifest für ein gesundes Leben

05:54 Minuten
Der Indie-Pop-Musiker Badly Drawn Boy (Damon Michael Gough) auf der Bühne des Roundhouse in London. (Januar 2020)
"Sie ist mit Superkleber angeleimt, ich kann sie nicht absetzen", sagt Badly Drawn Boy über sein Markenzeichen, die Mütze. © picture alliance / Captital Pictures / Martin Harris
Von Marcel Anders · 25.05.2020
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Der Indie-Pop-Musiker Badly Drawn Boy schrieb den Soundtrack zur Nick-Hornby-Verfilmung "About a Boy". Lange hörte man nichts von ihm. Scheidung, Entzug und Therapien verarbeitete er nun in seinem neuen Album.
Badly Drawn Boy galt in den frühen 2000ern als angesagter Indie-Pop-Musiker. Er veröffentlichte ein legendäres Debütalbum namens "The Hour Of Bewilderbeast", nahm den Soundtrack zur Verfilmung von Nick Hornbys "About a Boy" auf und war in aller Munde.
Jetzt – nach achtjähriger Auszeit – meldet sich der Musiker, der mit bürgerlichem Namen Damon Gough heißt, mit "Banana Skin Shoes" zurück. Es ist ein Album über seinen Absturz und Neustart, worüber er ganz offen spricht:
"Ende 2012 habe ich mich von der Mutter meiner beiden älteren Kinder getrennt. Dieses Album dokumentiert die Zeit zwischen damals und heute. Vor ein paar Jahren habe ich Leanne getroffen, mit der ich jetzt verheiratet bin. Seitdem habe ich mein Leben neu aufgebaut. Denn meine Scheidung basierte auf meinem Alkoholkonsum, der mit zunehmendem Touren immer heftiger geworden war. Ich war zu einem Gewohnheitstrinker geworden."

Comeback aus dem Reihenhäuschen

Gough hat eine harte Zeit aus Scheidung, Entzug und Therapien durchgemacht. Jetzt lebt er mit seiner neuen Familie in einem Reihenhäuschen in einem Vorort von Manchester und wagt sein musikalisches Comeback: "Banana Skin Shoes" – benannt nach den vielen Bananenschalen, auf denen er über die Jahre ausgerutscht ist – ist ein Stück Selbsttherapie. Ein Werk, das erklärt, was ihm zugestoßen ist und was er in Zukunft besser machen will. Eine Art Manifest für ein cleanes, gesundes Leben. Inklusive Entschuldigung an alle, die er enttäuscht und verletzt hat.
"Mir ging es um Songs, die eine positive Aussage haben. Die von gutem Willen und neuen Verhaltensregeln in meinem Leben zeugen. Die zeigen, was ich gelernt habe. Nämlich wie man mit Depressionen und der heutigen Welt umgeht."
Die nun eingeschlagene Mission guter Wille würzt Gough mit nostalgischen Erinnerungen an seine Anfänge als Musiker, aber auch an die Szene in Manchester sowie mit Referenzen an tolle Bands wie Joy Division, The Smiths oder die Stones Roses. Und an Macher wie Tony Wilson, den Chef von Factory Records. Ihm setzt Gough ein spätes musikalisches Denkmal.
"Er war so etwas wie der Oberbürgermeister von Manchester – was Musik und Kultur betraf. Der inoffizielle König der Stadt. Obwohl sein Tod schon Jahre zurückliegt, hatte ich nie die Gelegenheit zu sagen, wie wichtig er war. Für mich und Kollegen wie Doves und Elbow, die in den Mittneunzigern angefangen haben, gab es nur deshalb eine lebendige Szene, weil Leute wie Wilson so viel Herzblut investiert hatten. Hätte er das nicht, hätten wir nie die Plattform gehabt, um Gigs zu spielen und Gehör zu finden."

Orchestrierter Herzschmerz

Die lyrische Verbeugung setzt sich auch in der Musik fort. Da serviert Gough einen 14-Song-Parcours aus verträumten Popsongs und orchestriertem Herzschmerz, der sich an der Grenze zum Kitsch bewegt.
Der 50-Jährige wandelt auf den Spuren von Burt Bacharach, Harry Nilsson und den Stranglers. Oder schwelgt in den fetten Beats der Beastie Boys und Beck – seinem erklärten Idol.
"Als Beck in den frühen 90ern auftauchte, dachte ich: Wow, der macht genau das, von dem ich träume, nämlich Songs, die nicht alle gleich klingen, die keinen speziellen Stil und Sound haben. Beck hat mich regelrecht umgehauen und das tut er immer noch. Zufällig sind wir auch noch gleich alt. Es gibt definitiv eine Verbindung zwischen uns."
Wie Beck hat sich auch Badly Drawn Boy über die Jahre stark verändert. Gough ist reifer, erfahrener und sensibler geworden. Aber sein Markenzeichen ist nach wie vor die akustische Gitarre und seine Wollmütze, von der er sich, so sagt er lachend, niemals trennen werde.
"Sie ist mit Superkleber angeleimt, ich kann sie nicht absetzen. Sie ist für immer auf meinem Kopf. Es ist eine Mütze mit Wundertechnik: Im Winter hält sie mich warm - im Sommer kühl. Sie sorgt für beides."
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