Bachs Johannes-Passion

10.04.2009
»Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm in allen Landen herrlich ist!«, heißt es in den ersten Zeilen des Eingangschores zu Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion BWV 245. Sie gehört ohne Zweifel zu den Gipfelwerken der abendländischen Kultur. Dabei war es um dieses Werk lange Zeit ganz anders bestellt: 1724 erstmals aufgeführt und in insgesamt vier Fassungen existierend, stand es vornehmlich im Schatten des vermeintlich größeren Schwesterwerks, der Matthäus-Passion.
In ihrer inneren Dramatik ist die Johannes-Passion wesentlich enger gefasst und härter geschnitten, was durch die Gesamtstruktur, durch Zeitachsen, Entsprechungen und Symmetrieverhältnisse – ganz im Sinne des barocken Ordnungsgefühls – zusätzlich intensiviert wird. Jesus von Nazareth ist im Bericht des Evangelisten Johannes kein Jesus »zum Anfassen«; menschliche, erzählerisch anrührende Aspekte, fehlen gänzlich. Jesus erscheint als Gottessohn, der seinen Leidensweg bis zum Kreuztod aufrecht und freiwillig durchlebt.

Unter der Leitung von Hans Christoph Rademann wird der Konzertabend vom RIAS Kammerchor und den Instrumentalisten der Akademie für Alte Musik Berlin bestritten: zwei Spitzenensembles, die des Öfteren zusammenfinden und in ihrer gemeinsamen Arbeit im Bereich der historischen Aufführungspraxis regelmäßig für exemplarische Werkinterpretationen sorgen.
www.rias-kammerchor.de



Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 18.3.2009

Johann Sebastian Bach
Johannes-Passion BWV 245

Anna Kristiina Kaappola, Sopran (Arien)
Ingeborg Danz, Alt (Arien)
Christoph Genz, Tenor (Evangelist)
Andreas Weller, Tenor (Arien)
Konstantin Wolff, Bass (Pilatus, Arien)
Yorck Felix Speer, Bass (Christus)
Katharina Hohlfeld, Sopran (Ancilla)
Kai Roterberg, Tenor (Servus)
Ingolf Horenburg, Bass (Petrus)
RIAS Kammerchor
Akademie für Alte Musik Berlin
Leitung: Hans-Christoph Rademann

nach dem 1. Teil ca. 20:40 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
"... diese ist aber in den Chören barbarisch groß und herb und von einer dichten Combination" - Bachs Johannes-Passion und ihre frühe Rezeption nach 1800
Von Andreas Glöckner