Bach und Mendelssohn

Vor 180 Jahren, am 11. März 1829, führte die Berliner Singakademie unter der Leitung des 20-jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach auf. Seitdem gilt Mendelssohn (historisch ein wenig verkürzt) als der "Wiederentdecker" von Bachs Meisterwerk – und so ist es ausgesprochen sinnfällig, wenn das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin Werke von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy miteinander kombiniert.
Zumal Mendelssohns Einrichtung der Matthäuspassion nicht die einzige Bearbeitung von Werken Bachs blieb. Als Leiter der Gewandhauskonzerte richtete Mendelssohn auch Bachs Dritte Orchestersuite für eine Aufführung in Leipzig ein und schrieb dabei die Stimmen der Barocktrompeten für zeitgenössische Trompeten und Klarinetten um. Diese Fassung eröffnet das Konzert, eine weitere Bearbeitung stammt vom Dirigenten des Abends, von Andrew Manze, der einen Contrapunctus aus Bachs "Kunst der Fuge" für Orchester bearbeitete.

Im Zentrum des Konzerts stehen aber doch zwei Werke Felix Mendelssohn Bartholdys, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Neben dem relativ selten zu hörenden g-Moll-Klavierkonzert ist das die Sinfonie Nr. 5, die so genannte "Reformations-Sinfonie". Eigentlich gedacht als eine "Sinfonie zum Reformationsfeste … zur Feier der Stiftung der Augsb. Konfession" ist die "Reformations-Sinfonie" auch am Karfreitag, dem höchsten Feiertag der Protestanten, am rechten Platz. Sie ist von feierlich-sakralem Charakter, zitiert gleich zu Beginn das "Dresdner Amen" (das später auch Richard Wagner für den "Parsifal" verwendete), und im Zentrum des Finalsatzes steht der Choral "Ein’ feste Burg ist unser Gott". "Die Reformationssinfonie", so der Musikpublizist Habakuk Traber, "ist geistliche Musik, weist aber, wie die Oratorien auch, weit über einen rein liturgischen Zusammenhang hinaus, in dem für sie auch gar kein Platz wäre."

Am Pult steht Andrew Manze, nicht nur als Dirigent, sondern auch als Geiger ein international angesehener Spezialist für die Musik des 18. Jahrhunderts und mittlerweile Stammgast am Pult des DSO. Den Klavierpart übernimmt Stephen Hough, einer der vielseitigsten und profiliertesten britischen Pianisten, der sich nicht zuletzt als Spezialist für die Musik des 19. Jahrhunderts einen Namen gemacht hat.


Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 10.4.2009

Johann Sebastian Bach
Orchestersuite Nr. 3 D-Dur BWV 1068
Bearbeitung: Felix Mendelssohn Bartholdy und Ferdinand David

Felix Mendelssohn Bartholdy
Klavierkonzert Nr. 1 g-Moll op. 25

ca. 20:50 Konzertpause mit Nachrichten

Johann Sebastian Bach
Contrapunctus XVIII aus "Die Kunst der Fuge"
Bearbeitung: Andrew Manze

Felix Mendelssohn Bartholdy
Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 107 ("Reformationssinfonie")

Stephen Hough, Klavier
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Andrew Manze