Babylonisches Miteinander der Stimmen
Sista K. heißt im richtigen Leben Karin Hallakoun und ist die Sängerin von Watcha Clan aus Marseille. Die Musik der Band ist eine wilde Mischung aus Drum'n'Bass, arabischer Musik, Hip-Hop und jiddischen Gassenhauern.
"Es war einmal in Amerika" - so heißt der berühmte Spaghetti-Western von Sergio Leone mit der skurrilen Musik von Ennio Morricone. Diese Musik klingt auch in einem Song der französischen Band "Watcha Clan" an. Dort heißt der Song "Il était une fois dans L’Est", was übersetzt so viel heißt wie "Es war einmal im Osten". Im Osten – da gab es Jidden, da gab es Schtetl und es gab Frauen mit Augen, so schön wie der Mond – Levone auf Jiddisch. Einer dieser sagenhaft schönen Frauen wurde ein Denkmal gesetzt im jiddischen Gassenhauer "Shejn vi di Levone".
Aber was haben eigentlich Spaghetti-Western und jiddische Gassenhauer mit der französischen Hip-Hop-Band Watcha Clan aus Marseille zu tun? Am besten, man fragt Sista K, die schillernde Sängerin der Band. Auf der Bühne tanzt sie wie ein wilder Derwisch, benutzt schon mal ein Megafon zum Singen und hat ihr schönes Gesicht mit goldenen Ornamenten verziert. Sista K - dahinter versteckt sich der deutsch-französische Vorname Karin und der arabische Nachname Hallakoun. Der Name Karin Hallakoun klingt wie ein Widerspruch in sich, erklärt sich aber aus der Herkunft der Sängerin:
"Mein Vater kommt aus Algerien. Er wurde in Algerien geboren und wanderte nach Israel aus. Dort traf er meine Mutter, deren Familie aus Litauen kommt. Mein Bruder wurde in Israel geboren. Und ich, ich bin die einzige Französin in der Familie und ich bin aus Marseille. Es gibt viele Immigranten in Marseille. Also bin ich am richtigen Ort."
Angesprochen auf ihre Identität, verrät Karin Hallakoun, dass sie ihre afrikanische Seite erst vor rund zehn Jahren bei einer Reise nach Algerien entdeckt hat. Die Sängerin versteht sich eher als Französin mit algerischem Hintergrund und nicht so sehr als Jüdin mit aschkenasisch-sefardischen Wurzeln:
"Ich wurde im Norden von Marseille geboren, wo es viele Araber und Muslime gibt. Und ich, ich fühlte mich dort weder jüdisch noch arabisch. Mir war das egal. Mein Vater ist Berber. Viele Berber sind jüdisch, denn vor der arabischen Invasion im Norden Afrikas gab es dort viele Juden und Berber. Also gab es auch eine große Vermischung zwischen ihnen. Meine Familie kommt wirklich aus Afrika. Mein Großvater war fast schwarz und so war es auch für viele ein großer Schock, als sie im Unabhängigkeitskrieg zu Franzosen erklärt wurden – weil sie hatten keine Beziehung zu Frankreich."
Seit der Konflikt zwischen Israel und Palästina eskaliert ist, hat sich das tolerante Miteinander selbst im Melting Pot Marseille verändert. Die Leute unterscheiden jetzt zwischen Arabern und Juden, sagt Sista K. Ganz im Gegensatz zu der Sängerin selbst. Sie singt auf Jiddisch genauso wie auf Arabisch. Und sie singt auf Englisch, Spanisch und Französisch und zuweilen sogar auf Hebräisch. Aber egal was sie singt – es ist immer politisch gemeint. In den Songs geht es um Grenzen, um die Grenzen zwischen Arm und Reich, zwischen Afrika und Europa.
Kein Wunder, dass bei dieser biografischen Vielfalt auch die Musik ein vielschichtiges Gemisch ist: Von Drum'n'Bass und Hip-Hop ist da die Rede, von Chabi, Gnawa und Balkan. Ein geradezu babylonisches Miteinander der Stimmen. Dazu passt der Album-Titel "Radio Babel". Das ist kein Multikulti-Kitsch. Das ist gelebte Toleranz.
Aber was haben eigentlich Spaghetti-Western und jiddische Gassenhauer mit der französischen Hip-Hop-Band Watcha Clan aus Marseille zu tun? Am besten, man fragt Sista K, die schillernde Sängerin der Band. Auf der Bühne tanzt sie wie ein wilder Derwisch, benutzt schon mal ein Megafon zum Singen und hat ihr schönes Gesicht mit goldenen Ornamenten verziert. Sista K - dahinter versteckt sich der deutsch-französische Vorname Karin und der arabische Nachname Hallakoun. Der Name Karin Hallakoun klingt wie ein Widerspruch in sich, erklärt sich aber aus der Herkunft der Sängerin:
"Mein Vater kommt aus Algerien. Er wurde in Algerien geboren und wanderte nach Israel aus. Dort traf er meine Mutter, deren Familie aus Litauen kommt. Mein Bruder wurde in Israel geboren. Und ich, ich bin die einzige Französin in der Familie und ich bin aus Marseille. Es gibt viele Immigranten in Marseille. Also bin ich am richtigen Ort."
Angesprochen auf ihre Identität, verrät Karin Hallakoun, dass sie ihre afrikanische Seite erst vor rund zehn Jahren bei einer Reise nach Algerien entdeckt hat. Die Sängerin versteht sich eher als Französin mit algerischem Hintergrund und nicht so sehr als Jüdin mit aschkenasisch-sefardischen Wurzeln:
"Ich wurde im Norden von Marseille geboren, wo es viele Araber und Muslime gibt. Und ich, ich fühlte mich dort weder jüdisch noch arabisch. Mir war das egal. Mein Vater ist Berber. Viele Berber sind jüdisch, denn vor der arabischen Invasion im Norden Afrikas gab es dort viele Juden und Berber. Also gab es auch eine große Vermischung zwischen ihnen. Meine Familie kommt wirklich aus Afrika. Mein Großvater war fast schwarz und so war es auch für viele ein großer Schock, als sie im Unabhängigkeitskrieg zu Franzosen erklärt wurden – weil sie hatten keine Beziehung zu Frankreich."
Seit der Konflikt zwischen Israel und Palästina eskaliert ist, hat sich das tolerante Miteinander selbst im Melting Pot Marseille verändert. Die Leute unterscheiden jetzt zwischen Arabern und Juden, sagt Sista K. Ganz im Gegensatz zu der Sängerin selbst. Sie singt auf Jiddisch genauso wie auf Arabisch. Und sie singt auf Englisch, Spanisch und Französisch und zuweilen sogar auf Hebräisch. Aber egal was sie singt – es ist immer politisch gemeint. In den Songs geht es um Grenzen, um die Grenzen zwischen Arm und Reich, zwischen Afrika und Europa.
Kein Wunder, dass bei dieser biografischen Vielfalt auch die Musik ein vielschichtiges Gemisch ist: Von Drum'n'Bass und Hip-Hop ist da die Rede, von Chabi, Gnawa und Balkan. Ein geradezu babylonisches Miteinander der Stimmen. Dazu passt der Album-Titel "Radio Babel". Das ist kein Multikulti-Kitsch. Das ist gelebte Toleranz.