Axel-Springer-Neubau eröffnet

"Eine große Kommunikationsmaschine"

07:51 Minuten
Das Foto zeigt den Axel-Springer-Neubau. Ein modernes Gebäude mit gläsernen Seiten.
Eröffnung des Axel-Springer-Neubaus am 06.10.2020 in Berlin © picture alliance / dpa / Kay Nietfeld
Nikolaus Bernau im Gespräch mit Marietta Schwarz · 06.10.2020
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Mit dem neuen Springer-Medienhaus hat Stararchitekt Rem Koolhaas "einen riesigen neuen Maßstab in der Geschichte der Medienarchitektur" gesetzt, meint unser Architekturkritiker Nikolaus Bernau. Es sei "eine Sensation von Innen".
Das neue Springer-Medienhaus ist offiziell eröffnet worden. Dabei war auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der mit politischen Worten überraschte: Die Demokratie brauche den professionellen Journalismus:
"Doch wenn die Logik der Plattform-Ökonomie für diese Art des Qualitätsjournalismus kaum mehr Verwendung hat, weil ihr treibendes Element mögliche Erregung ist, dann muss man eben auch feststellen: Das digitale Umfeld unter solchen Konditionen ist nicht unbedingt ein freundliches Umfeld für klassischen Journalismus."
Diese Worte hätten auch Springer-Chef Matthias Döpfner erstaunt, berichtet Architekturkritiker Nikolaus Bernau, der der Eröffnung online beigewohnt hat. Steinmeier habe mehrmals betont, dass die Ökonomie nicht alles beherrschen darf. Laut Bernau insoweit spannend, weil das Gebäude klar eine Investoren-Architektur ist: "Ein riesiger Bau inmitten eines historischen Zeitungsviertels".

Terrassen und überhängende Geschosse

"Investoren-Architektur meine ich nicht abfällig", so Bernau. Es sei ein Investment des Springer Verlags in eine, aus dessen Perspektive, neue Medienkultur. "Das ist auf jeden Fall ein riesiger neuer Maßstab in der Geschichte der Medienarchitektur", findet Bernau. "Innen ist das einfach eine Sensation. Diese riesen Halle mit den 45 Meter hohen, schlanken Pfeilern, mit eingehängten Terrassen und überhängenden Geschossen."
Das Foto zeigt Büroeinheiten im Axel-Springer-Neubau.
Büroeinheiten im Axel-Springer-Neubau© picture alliance / dpa / Kay Nietfeld
Ein Raum wie man ihn zumindest in Berlin seit der Entstehung der Leselandschaft in Hans Scharouns neuer Staatsbibliothek am Kulturforum, die 1979 eingeweiht wurde, einfach nicht mehr gesehen habe. "Der Springer Verlag hat immer auch Architekturpolitik gemacht", erklärt Bernau.
Den Gesamteindruck beschreibt Bernau als "cool und elegant". "Das ist so ein bisschen das, was man in den 90er-Jahren mal 'Dutch Modern' nannte", meint er. "Es arbeiten ja schon viele Leute in dem Gebäude und es funktioniert als eine große Kommunikationsmaschine." Ob auch das funktioniert, was Steinmeier eingeklagt hat, dass es Ruhe gibt für detaillierte Recherche, das könne man jetzt noch nicht feststellen. "Das Gebäude muss sich erst mal ein bisschen einruckeln."
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