Autorin und Comedian Käthe Lachmann

Umgehen mit Panikattacken

35:10 Minuten
Illustration einer Frau, die eine Panikattacke hat.
Um Panickattacken geht es auch in dem Buch von Käthe Lachmann. © imago / Ikon Images / Darren Hopes
Moderation: Gisela Steinhauer · 24.09.2019
Audio herunterladen
20 Jahre lang stand Käthe Lachmann als Comedian auf der Bühne und gewann viele Preise – auch für ihre Figur der Synchronsprecherin Elke Schmidt. Aber plötzlich schnürt ihr die Angst die Kehle zu, und nichts geht mehr. Darüber hat sie jetzt geschrieben.
In ihren Büchern geht es um Angst, Panik, Schwäche und Verletzlichkeit. Trotzdem blitzt stilistisch zwischen den Zeilen immer auch die Komödiantin auf. "Das war mir wichtig", sagt Käthe Lachmann, "denn es ist leichter, mit Humor zu nehmen, was der Verstand nicht so ganz begreifen kann".
Mit privaten und sehr persönlichen Erlebnissen geht sie an die Öffentlichkeit, um zu zeigen: auch die Komödiantin, die da auf der Bühne gern "die Hosen anhat", auch die hat "ihr Päckchen zu tragen".
Diese Offenheit habe ihr viele tolle Rückmeldungen beschert, sagt Käthe Lachmann. Mit Humor erreiche man einfach mehr Menschen. Auch Menschen, die selbst unter Ängsten leiden. Sie verstehe sich mehr als Mutmacherin, denn als Ratgeberin, betont die 48-Jährige.
"Verletzlich ist das neue stark – warum es sich lohnt, Schwäche zu zeigen", so lautet der Titel ihres letzten Buches. "Wenn man sich öffnet, und vermeintliche Schwächen zugibt, dann wird die Verbindung zu anderen Menschen viel tiefer", ist Käthe Lachmann überzeugt, "und es hilft, sich nicht mehr verstecken zu müssen."

Von der ländlichen Idylle in die brodelnde Großstadt

Aufgewachsen ist Käthe Lachmann in Eningen, dem "Tor zur Schwäbischen Alb", nahe Reutlingen. Umgeben von Obstwiesen verbringt sie ihre Kindheit überwiegend draußen mit Hüttenbauen, Fußball spielen und Rollschuhlaufen. Otto und Monty Python wecken ihre Freude an Comedy. Nach dem Abitur geht sie nach Hamburg, weil sie sich in die Stadt verliebt hat, und "weil es weit weg von Eningen war".
Portrait von Käthe Lachmann bei der Aufzeichnung einer Talkshow im August 2019.
"Die Angst ist zwar nicht weg, aber ich kann besser damit umgehen", sagt Käthe Lachmann.© picture alliance / Geisler / Hein Hartmann
An der Schauspielschule wird sie nicht angenommen, studiert ein paar Semester Philosophie und startet dann einen zweiten Versuch als Kabarettistin mit einem abendfüllenden Programm. "Ich wollte sowieso nur lustige Sachen machen". Ihre bekannteste Figur, die Synchronsprecherin Elke Schmidt, entstand quasi nebenbei in der Garderobe im Quatsch Comedy Club, wo sie regelmässig spielte. Doch irgendwann packten sie erste Ängste, die immer intensiver wurden. Bis sie 2015 ein Programm sogar abbrechen musste.

Umgehen mit der Angst

Mittlerweile könne sie akzeptieren, dass sie in Stresssituationen manchmal Panik überfällt. "Angst ist wertvoll, weil sie mir etwas sagen will. Sie will mich nicht drangsalieren. Es ist ein Hinweis, dass da etwas nicht stimmt mit meiner Seele, und dem muss ich auf den Grund gehen." Dabei hilft ihr Meditation oder "NIA" (Neuromuskuläre Integrative Aktion), ein ganzheitliches Bewegungskonzept, das mit Elementen aus Kampfsport, Tanz und Entspannungtechniken arbeitet.
Vier Jahre, nachdem sie die Comedy-Bühne verlassen hat, stellt sich Käthe Lachmann heute in Lesungen, Talkshows und Interviews wieder der Bühnensituation und dem Publikum. "Die Angst ist zwar nicht weg, aber ich kann damit besser umgehen", sagt sie, "und ich kläre vor jedem Auftritt, dass ich gehe, wenn ich nicht mehr kann, und dann muss ich nicht gehen".
(kuc)
Mehr zum Thema