Autor von brillanter Wortkraft
Die Schaffenskraft von Rabindranath Tagore war erstaunlich. Mehr als 1000 Gedichte und 2000 Lieder hat der indische Literat verfasst, dazu Tanzdramen, Kurzgeschichten, Romane und Essays. "Gesammelte Werke" sollen ihn hierzulande als Vertreter der Weltliteratur einführen.
Rabindranath Tagore habe den Eindruck einer "feinen englischen Dame" hinterlassen - so mokiert sich Thomas Mann über den berühmten indischen Zeitgenossen und Dichterkollegen, als er diesen im Juni 1921 persönlich kennen lernt. In diesem Jahr unternahm Tagore die erste seiner drei Reisen nach Deutschland, wo er wie eine Erlösergestalt begeistert aufgenommen wurde - als eine spirituelle Ikone.
Diese Wahrnehmung als religiöser Führer und Denker hatte jedoch fatale Folgen für seine literarische Rezeption. Denn bis heute ist das literarische Urteil Deutschlands über Rabindranath Tagore nicht frei von solchen Fehleinschätzungen. Sprich: Tagore gilt, trotz seines unverkennbaren literarischen Ranges, hierzulande noch immer nicht als Vertreter der so genannten Weltliteratur.
Das soll sich nun ändern: mit einer Werkausgabe, die einen repräsentativen Querschnitt seines vielfältigen und breit gefächerten Schaffens vorstellt, um Tagore als Literaten, Dichter und Essayisten par excellence einzuführen.
Tatsächlich war die Schöpferkraft von Rabindranath Tagore so erstaunlich wie bis zu seinem Tod im Jahr 1941 ungebrochen. Über 1000 Gedichte und 2000 Lieder hat er verfasst, dazu kommen Tanzdramen, Kurzgeschichten, Romane, Essays.
1861 in eine wohlhabende Kaufmannsfamilie geboren, begann er bereits als Jugendlicher zu schreiben und zu veröffentlichen. Sein Elternhaus war ein gesellschaftlicher Mittelpunkt des damaligen Bengalen - und es war auch der Mittelpunkt einer für ganz Indien wesentlichen gesellschaftlichen Veränderung: der Auseinandersetzung mit den westlichen Idealen und Vorstellungen, wie sie die Engländer als damalige Herrscher des Landes einführten. Althinduismus und Moderne begannen sich zu durchdringen – und die Tagore-Familie war führend in dieser "Bengalischen Renaissance".
Rabindranath Tagore gilt dabei als Erneuerer der bengalischen Literatur, die wiederum Vorreiterin war für die indische Literatur. Tagore führte die Kurzgeschichte ein - und einen eleganten, so knappen wie poetischen Stil, der zudem reich an psychologischer Innenschau ist. Zugleich entwickelte er sich zum Reformdenker - der Kritik übte sowohl an den Missständen der hinduistischen Gesellschaft als auch am Herrendenken der Engländer. 1913 erhielt er als erster Asiate den Nobelpreis für Literatur.
Die vorliegende Auswahl spiegelt diese wichtigsten Aspekte in Tagores Werk wider - und das zudem in teils neuer Übersetzung aus dem Bengalischen. Wer diesen Tagore kennen lernt, lernt einen so modernen wie immer noch aktuellen Schriftsteller kennen - und einen Autor von brillanter Wortkraft.
Rabindranath Tagore: Gesammelte Werke
Lyrik, Prosa, Dramen.
Hg. v. Martin Kämpchen
Winkler Weltliteratur, Düsseldorf, 2005
670 Seiten
44, 90 Euro
Diese Wahrnehmung als religiöser Führer und Denker hatte jedoch fatale Folgen für seine literarische Rezeption. Denn bis heute ist das literarische Urteil Deutschlands über Rabindranath Tagore nicht frei von solchen Fehleinschätzungen. Sprich: Tagore gilt, trotz seines unverkennbaren literarischen Ranges, hierzulande noch immer nicht als Vertreter der so genannten Weltliteratur.
Das soll sich nun ändern: mit einer Werkausgabe, die einen repräsentativen Querschnitt seines vielfältigen und breit gefächerten Schaffens vorstellt, um Tagore als Literaten, Dichter und Essayisten par excellence einzuführen.
Tatsächlich war die Schöpferkraft von Rabindranath Tagore so erstaunlich wie bis zu seinem Tod im Jahr 1941 ungebrochen. Über 1000 Gedichte und 2000 Lieder hat er verfasst, dazu kommen Tanzdramen, Kurzgeschichten, Romane, Essays.
1861 in eine wohlhabende Kaufmannsfamilie geboren, begann er bereits als Jugendlicher zu schreiben und zu veröffentlichen. Sein Elternhaus war ein gesellschaftlicher Mittelpunkt des damaligen Bengalen - und es war auch der Mittelpunkt einer für ganz Indien wesentlichen gesellschaftlichen Veränderung: der Auseinandersetzung mit den westlichen Idealen und Vorstellungen, wie sie die Engländer als damalige Herrscher des Landes einführten. Althinduismus und Moderne begannen sich zu durchdringen – und die Tagore-Familie war führend in dieser "Bengalischen Renaissance".
Rabindranath Tagore gilt dabei als Erneuerer der bengalischen Literatur, die wiederum Vorreiterin war für die indische Literatur. Tagore führte die Kurzgeschichte ein - und einen eleganten, so knappen wie poetischen Stil, der zudem reich an psychologischer Innenschau ist. Zugleich entwickelte er sich zum Reformdenker - der Kritik übte sowohl an den Missständen der hinduistischen Gesellschaft als auch am Herrendenken der Engländer. 1913 erhielt er als erster Asiate den Nobelpreis für Literatur.
Die vorliegende Auswahl spiegelt diese wichtigsten Aspekte in Tagores Werk wider - und das zudem in teils neuer Übersetzung aus dem Bengalischen. Wer diesen Tagore kennen lernt, lernt einen so modernen wie immer noch aktuellen Schriftsteller kennen - und einen Autor von brillanter Wortkraft.
Rabindranath Tagore: Gesammelte Werke
Lyrik, Prosa, Dramen.
Hg. v. Martin Kämpchen
Winkler Weltliteratur, Düsseldorf, 2005
670 Seiten
44, 90 Euro