Automatische Textproduktion

Der Computer als Sportjournalist

SC Freiburg - Borussia Mönchengladbach
Mensch und Maschine im Einsatz: Datenerfassung während des Spiels SC Freiburg - Borussia Mönchengladbach am 1. Oktober 2011. © picture alliance / dpa / Foto: Patrick Seeger
Von Jenny Genzmer · 02.08.2015
Wirtschaft, Wetter oder Sport: Hier fallen viele messbare Größen und Zahlenwerte an. Ein ideales Feld für computergenerierte Texte, die diese Zahlen relativ leicht zueinander in Beziehung setzen können. Und die Computer werden allmählich sogar ein bisschen frech!
Computergenerierte Texte entstehen in Sekundenschnelle. Die Onlineausgaben vieler Tageszeiten arbeiten schon jetzt mit automatisierten Wettermeldungen und Finanznachrichten. Immer mehr Sportblogs basieren vollständig auf computergenerierter Spieleberichterstattung. Mit abgestimmter Wortwahl und Ansprechhaltung - je nach Zielgruppe.
Die automatische Texterkennung kann mittlerweile viel mehr als nur Zustände beschreiben. Frank Feulner leitet die Abteilung für automatische Texterkennung der Stuttgarter Kommunikationsagentur AX.
Der Computer hat sich eine Schöpfungstechnik angeeignet
"Da wurde die Künstliche Intelligenz dann schon fast frech und reißerisch und hat angefangen, diese Alliterationsspielchen zu texten. Jetzt sind wir aus dem Reporting-Space raus, jetzt ist es kein neutrales Produkt mehr, sondern hat sich schon eine gewisse Schöpfungstechnik aneignet."
Was Feulner schon als KI, also Künstliche Intelligenz, bezeichnet, braucht in der Praxis noch einige Denkhilfen. Für die Maschine bedeutet das Daten. Automatische Textproduktion funktioniert am besten in den Bereichen, wo besonders viele messbare Größen und Zahlenwerte anfallen. In der Wirtschaft, beim Wetter oder im Sport.
"Ein Spiel, das hat viele Elemente, die mit einem Zeitstempel kommen", sagt Feulner. "Viele Elemente, die sich in Zahlen ausdrücken, das Verhältnis der Tore zueinander zum Beispiel. Das ist natürlich sehr entgegenkommend für die Maschine, die auf einen hohen Strukturierungsgrad angewiesen ist."
Historische Werte aus Datenbanken berücksichtigen
Bewertungen der Spiele werden dann möglich, wenn Algorithmen nicht nur das aktuelle Spiel analysieren, sondern auch historische Werte aus Datenbanken heranziehen. Die Maschine kann das Spiel dann vergleichen und in einen größeren Zusammenhang stellen. Wie beim Statistiken-Lesen, sucht sie dann nach Ausschlägen und Abweichungen - oder, in menschlicher Sprache, nach der Geschichte.
"Wenn der Ausgang des Spieles unerwartet ist. Wenn der Torschützenkönig nur faul auf der Bank sitzt oder wenn letzten Endes der Underdog der Mannschaft das Siegestor holt. Das sind die Dinge, die wir automatisch nach oben priorisieren, weil sie eben tatsächlich von der Norm oder der Erwartung abweichen. Da suchen wir den Newswert."
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