Autohersteller für stufenweise Einführung des CO2-Grenzwertes
Der Verband der deutschen Automobilindustrie beharrt auf einer stufenweisen Einführung des CO2-Grenzwertes von 120 Gramm pro Kilometer. Einen starren Grenzwert bis 2012 einzuführen, helfe nicht der Umwelt und schon gar nicht der Industrie, sagte VDA-Geschäftsführer Thomas Schlick.
Birgit Kolkmann: Die EU-Kommission will Ernst machen mit dem Klimaschutz im Autoverkehr. Bis 2012 sollen alle Neuwagen maximal 120 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen dürfen. Die Grenzwerte sollen verbindlich sein. Kommt mehr CO2 aus den Auspuffrohren, muss der Hersteller Strafen zahlen, was die Autos erheblich verteuern würde. Kein Wunder, dass die Automobilindustrie Sturm läuft gegen diese Grenzwerte, bestenfalls eine stufenweise Einführung akzeptieren will. Das ist auch die Linie der Bundesregierung. Jetzt aber hat die EU-Kommission Rückendeckung vom europäischen Parlament bekommen, der Umweltausschuss stimmte gestern überraschend und mit großer Mehrheit für die harte Linie von Umweltkommissar Dimas. Thomas Schlick begrüße ich jetzt zum Interview in Deutschlandradio Kultur. Er ist Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Automobilindustrie. Schönen guten Morgen!
Thomas Schlick: Schönen guten Morgen!
Kolkmann: Herr Schlick, werden Sie nun bei den Abgasgrenzwerten richtig Gas geben oder weiter auf die Bremse treten?
Schlick: Na, wir geben schon die ganze Zeit Gas. Ich meine, wir haben die Abgasemission unserer Fahrzeuge in den letzten 15 Jahren um 25 Prozent reduziert, und allein in diesem Jahr schon um 3,4 Prozent. Das ist eine ganze Menge mehr, als es zum Beispiel die japanische oder die französischen Kollegen getan haben.
Kolkmann: Trotzdem forderte ja die deutsche Autolobby immer mehr Zeit für die Einführung der neuen Höchstwerte. Können Sie den Widerstand da jetzt aufgeben?
Schlick: Nein, keinesfalls. Was wir brauchen, ist ja eine Regelung in der Zukunft, die auch erreichbar ist. Das heißt, wir sind für starke Grenzwerte ganz klar, die müssen erreichbar sein. Wir sind auch für 120 Gramm, aber wir brauchen keine bürokratisch-starre Regelung, sondern wir brauchen wirklich eine Regulierung, die wir erreichen können. Und deswegen treten wir dafür ein, dass es eine stufenweise Regulierung gibt, das heißt, dass erst ein Teil der Fahrzeuge und dann wesentlich mehr mit einbezogen wird.
Kolkmann: Aber wenn die deutschen Autos doch jetzt schon so gut sind, warum dann so lange warten?
Schlick: Na, wir warten ja gar nicht. Aber wir müssen sehen, dass wir natürlich mit unserer Flotte, wir haben ja kleinere, mittlere und größere Fahrzeuge, natürlich in der Summe mehr CO2 ausstoßen als ein Fahrzeughersteller, der zum Beispiel nur kleine Fahrzeuge hat. Wir müssen an allen Fahrzeugen reduzieren. Das werden wir auch tun, das tun wir schon die ganze Zeit, auch jetzt schon. Aber einen starren Grenzwert bei 120 ab 2012, das hilft weder der Umwelt und schon gar nicht der Industrie.
Kolkmann: Warum ist das denn in Deutschland eigentlich so ein Problem? Liegt es daran, dass die Fahrzeugflotte eben auch aus starken leistungsfähigen Autos besteht, die eben auch mehr Schadstoffe ausstoßen?
Schlick: Ja, wir sind eben auch Weltmarktführer bei den größeren Fahrzeugen, bei den Premiumfahrzeugen. Deswegen sind wir auch so erfolgreich am Standort Deutschland, haben dort am Standort Deutschland auch über 480.000 direkte Arbeitsplätze. Jeder siebte Arbeitsplatz hängt vom Auto ab. Und gerade die Finanzkrise, die uns ja alle beutelt, sind für uns Signale, dass wir uns für die Zukunft aufstellen müssen und deswegen brauchen wir auch gerade in der CO2-Regulierung intelligente Zählung und keinen bürokratischen.
Kolkmann: Nun sollen ja gerade bei den Fahrzeugen, die die Grenzwerte da nicht erreichen, Sanktionen festgelegt werden. Das heißt, die werden dann teurer. Aber Menschen, die sich solche Autos leisten können, können dann auch die Verteuerung tragen, oder?
Schlick: Na, die Sanktionen, die ja geplant sind, sind auch unrealistisch. Sie müssen sich überlegen, das sind um einen Faktor zehn höher, was der Umweltausschuss will im Vergleich zu dem, was bei anderen Industrien ist.
Kolkmann: Sagen Sie mal eine Hausnummer konkret. Wie viel teurer würde ein Mittelklassewagen?
Schlick: Ja, das kann man so momentan nicht sagen. Das sind sicherlich in der Höhe 2000 bis 3000 Euro. Aber die Strafzahlungen, die ja angedacht sind von der EU-Kommission, die muss ja erst mal der Hersteller leisten und wir brauchen das Geld eben zur Entwicklung für die innovativen Lösungen und nicht, um Strafe abzuführen an die EU-Kommission.
Kolkmann: Was ich aber nicht verstehe, Herr Schlick, ist, Sie haben ja auch gerade eine Aktion gemacht, vom Verband der deutschen Automobilindustrie, nämlich den Umweltautosommer 2008, da geht es um das Fahren mit dem CO2-Champions, mit Autos, die jetzt im Prinzip die Grenzwerte schon erfüllen. Das Ganze soll erst in vier Jahren greifen. Warum sind Sie jetzt noch so dagegen?
Schlick: Na, wir sind ja gar nicht dagegen. Wir stehen zu 120 Gramm. Das haben wir immer gesagt.
Kolkmann: Aber Sie wollen eine stufenweise Einführung, warum nicht in vier Jahren?
Schlick: Wir wollen eine stufenweise Einführung, natürlich. Wir liegen bei 160 Gramm in Deutschland in der Summe. Und wir brauchen eben die Zeit, wir haben ja Entwicklungszyklen auch. Wenn Sie sich vorstellen, wir haben jetzt fast Ende 2008. Im Jahr 2012, in zweieinhalb Jahren soll diese Regulierung dann greifen. Und wir brauchen ja einige Jahre, um unsere Fahrzeuge zu entwickeln. Deswegen stufenweise, das ist ein intelligenter Ansatz, und der ist im Industrieausschuss ja bisher auch soweit akzeptiert worden, auch von der Bundesregierung, die auch versteht, dass wir Entwicklungszyklen haben. Und ich kann mir gut vorstellen, dass im Plenum der Europäischen Union auch sich dieser Ansatz noch mal durchsetzt.
Kolkmann: Das ist aber noch keineswegs sicher. Angenommen, es kommt anders, dass nämlich die harte Linie sich auch im Europäischen Parlament dann durchsetzen wird und das wäre dann bindend. Was würde das bedeuteten, dass sich dann die deutsche Automobilindustrie doch etwas sputen wird?
Schlick: Na, wir sputen uns schon die ganze Zeit, wie ich Ihnen schon gesagt habe, sind wir auf einem guten Wege in der CO2-Regulierung. Und es geht ja nicht darum, dass wir irgendwas aussitzen wollen, dass wir irgendwas nicht wollen. Sondern es geht darum, dass wir erreichbare Ziele wollen. Und wir stehen zu den 120 Gramm. Und ich glaube, eine stufenweise Einführung, das ist doch ganz logisch. Sie können nicht eine Flotte sofort umstellen, sondern Sie brauchen einige Jahre dazu. Wie gesagt, auch unsere Bundeskanzlerin unterstützt das. Und ich kann mir gut vorstellen, dass sich dort diese doch intelligente Lösung auch in dem Europa noch durchsetzt.
Kolkmann: Vielen Dank, Thomas Schlick. Er ist der Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Automobilindustrie zu den Abgasgrenzwerten, die die Europäische Kommission möchte. Ich bedanke mich fürs Gespräch.
Schlick: Vielen Dank.
Hinweis: Das Gespräch mit Thomas Schlick können Sie bis mindestens 26. Februar 2009 als Audio-on-demand abrufen. MP3-Audio
Thomas Schlick: Schönen guten Morgen!
Kolkmann: Herr Schlick, werden Sie nun bei den Abgasgrenzwerten richtig Gas geben oder weiter auf die Bremse treten?
Schlick: Na, wir geben schon die ganze Zeit Gas. Ich meine, wir haben die Abgasemission unserer Fahrzeuge in den letzten 15 Jahren um 25 Prozent reduziert, und allein in diesem Jahr schon um 3,4 Prozent. Das ist eine ganze Menge mehr, als es zum Beispiel die japanische oder die französischen Kollegen getan haben.
Kolkmann: Trotzdem forderte ja die deutsche Autolobby immer mehr Zeit für die Einführung der neuen Höchstwerte. Können Sie den Widerstand da jetzt aufgeben?
Schlick: Nein, keinesfalls. Was wir brauchen, ist ja eine Regelung in der Zukunft, die auch erreichbar ist. Das heißt, wir sind für starke Grenzwerte ganz klar, die müssen erreichbar sein. Wir sind auch für 120 Gramm, aber wir brauchen keine bürokratisch-starre Regelung, sondern wir brauchen wirklich eine Regulierung, die wir erreichen können. Und deswegen treten wir dafür ein, dass es eine stufenweise Regulierung gibt, das heißt, dass erst ein Teil der Fahrzeuge und dann wesentlich mehr mit einbezogen wird.
Kolkmann: Aber wenn die deutschen Autos doch jetzt schon so gut sind, warum dann so lange warten?
Schlick: Na, wir warten ja gar nicht. Aber wir müssen sehen, dass wir natürlich mit unserer Flotte, wir haben ja kleinere, mittlere und größere Fahrzeuge, natürlich in der Summe mehr CO2 ausstoßen als ein Fahrzeughersteller, der zum Beispiel nur kleine Fahrzeuge hat. Wir müssen an allen Fahrzeugen reduzieren. Das werden wir auch tun, das tun wir schon die ganze Zeit, auch jetzt schon. Aber einen starren Grenzwert bei 120 ab 2012, das hilft weder der Umwelt und schon gar nicht der Industrie.
Kolkmann: Warum ist das denn in Deutschland eigentlich so ein Problem? Liegt es daran, dass die Fahrzeugflotte eben auch aus starken leistungsfähigen Autos besteht, die eben auch mehr Schadstoffe ausstoßen?
Schlick: Ja, wir sind eben auch Weltmarktführer bei den größeren Fahrzeugen, bei den Premiumfahrzeugen. Deswegen sind wir auch so erfolgreich am Standort Deutschland, haben dort am Standort Deutschland auch über 480.000 direkte Arbeitsplätze. Jeder siebte Arbeitsplatz hängt vom Auto ab. Und gerade die Finanzkrise, die uns ja alle beutelt, sind für uns Signale, dass wir uns für die Zukunft aufstellen müssen und deswegen brauchen wir auch gerade in der CO2-Regulierung intelligente Zählung und keinen bürokratischen.
Kolkmann: Nun sollen ja gerade bei den Fahrzeugen, die die Grenzwerte da nicht erreichen, Sanktionen festgelegt werden. Das heißt, die werden dann teurer. Aber Menschen, die sich solche Autos leisten können, können dann auch die Verteuerung tragen, oder?
Schlick: Na, die Sanktionen, die ja geplant sind, sind auch unrealistisch. Sie müssen sich überlegen, das sind um einen Faktor zehn höher, was der Umweltausschuss will im Vergleich zu dem, was bei anderen Industrien ist.
Kolkmann: Sagen Sie mal eine Hausnummer konkret. Wie viel teurer würde ein Mittelklassewagen?
Schlick: Ja, das kann man so momentan nicht sagen. Das sind sicherlich in der Höhe 2000 bis 3000 Euro. Aber die Strafzahlungen, die ja angedacht sind von der EU-Kommission, die muss ja erst mal der Hersteller leisten und wir brauchen das Geld eben zur Entwicklung für die innovativen Lösungen und nicht, um Strafe abzuführen an die EU-Kommission.
Kolkmann: Was ich aber nicht verstehe, Herr Schlick, ist, Sie haben ja auch gerade eine Aktion gemacht, vom Verband der deutschen Automobilindustrie, nämlich den Umweltautosommer 2008, da geht es um das Fahren mit dem CO2-Champions, mit Autos, die jetzt im Prinzip die Grenzwerte schon erfüllen. Das Ganze soll erst in vier Jahren greifen. Warum sind Sie jetzt noch so dagegen?
Schlick: Na, wir sind ja gar nicht dagegen. Wir stehen zu 120 Gramm. Das haben wir immer gesagt.
Kolkmann: Aber Sie wollen eine stufenweise Einführung, warum nicht in vier Jahren?
Schlick: Wir wollen eine stufenweise Einführung, natürlich. Wir liegen bei 160 Gramm in Deutschland in der Summe. Und wir brauchen eben die Zeit, wir haben ja Entwicklungszyklen auch. Wenn Sie sich vorstellen, wir haben jetzt fast Ende 2008. Im Jahr 2012, in zweieinhalb Jahren soll diese Regulierung dann greifen. Und wir brauchen ja einige Jahre, um unsere Fahrzeuge zu entwickeln. Deswegen stufenweise, das ist ein intelligenter Ansatz, und der ist im Industrieausschuss ja bisher auch soweit akzeptiert worden, auch von der Bundesregierung, die auch versteht, dass wir Entwicklungszyklen haben. Und ich kann mir gut vorstellen, dass im Plenum der Europäischen Union auch sich dieser Ansatz noch mal durchsetzt.
Kolkmann: Das ist aber noch keineswegs sicher. Angenommen, es kommt anders, dass nämlich die harte Linie sich auch im Europäischen Parlament dann durchsetzen wird und das wäre dann bindend. Was würde das bedeuteten, dass sich dann die deutsche Automobilindustrie doch etwas sputen wird?
Schlick: Na, wir sputen uns schon die ganze Zeit, wie ich Ihnen schon gesagt habe, sind wir auf einem guten Wege in der CO2-Regulierung. Und es geht ja nicht darum, dass wir irgendwas aussitzen wollen, dass wir irgendwas nicht wollen. Sondern es geht darum, dass wir erreichbare Ziele wollen. Und wir stehen zu den 120 Gramm. Und ich glaube, eine stufenweise Einführung, das ist doch ganz logisch. Sie können nicht eine Flotte sofort umstellen, sondern Sie brauchen einige Jahre dazu. Wie gesagt, auch unsere Bundeskanzlerin unterstützt das. Und ich kann mir gut vorstellen, dass sich dort diese doch intelligente Lösung auch in dem Europa noch durchsetzt.
Kolkmann: Vielen Dank, Thomas Schlick. Er ist der Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Automobilindustrie zu den Abgasgrenzwerten, die die Europäische Kommission möchte. Ich bedanke mich fürs Gespräch.
Schlick: Vielen Dank.
Hinweis: Das Gespräch mit Thomas Schlick können Sie bis mindestens 26. Februar 2009 als Audio-on-demand abrufen. MP3-Audio