Auto

Kult auf vier Rädern

Ford Mustang Fastback V8 auf einer Landstraße
Ford Mustang Fastback V8 © picture alliance / dpa / Foto: Roman Vondrous
Von Laf Überland  · 17.04.2014
Weil die Jugend in den 60ern in den USA viel Geld zur Verfügung hatte, entwickelten die Konstrukteure in Detroit diesen Flitzer. Später düsten sogar Steve McQueen und James Bond damit über die Leinwand.
Billiger als die Corvette! Cooler als Papas Familienkutsche! Und vor allem mußte unter der kraftvoll aussehenden Haube die wilde, nur mühsam gezügelte Energie der Jugend stecken...: So sah 1964 die Idee für ein neues Kapitel der Automobilindustrie aus.
Anfang der 60er hatte die US-Jugend (durch den vorangegangenen Wirtschaftsboom) nämlich ungewöhnliche viel Geld in der Tasche, und in Detroit überlegte man sich, wie man die jungen Leute dazu bringen konnte, das Geld nicht für Hamburger und Elvis-Platten auszugeben, sondern nach Detroit zu tragen, wo die Autos gebaut wurden. Also erfanden die Designer von "Ford" das völlig unerhörte Konzept eines Sportwagens für die Massen.
Am Abend vor dem ersten Verkaufstag am 17. April überflutete "Ford" die USA mit einer nie dagewesenen Werbekampagne für ein Fahrzeug: 29 Millionen Zuschauer sahen auf den drei großen Fernsehstationen zu besten Sendezeit einen viertelstündigen Werbefilm für das neue "experimentelle“ Auto: Zu avantgardistisch-abstrakter Jazzmusik erklärte Ford den Amerikanern erstmal Kunstgeschichte – über die Formen der Natur und ägyptische Bauwerke und den Sinn von Design.
Filmton: "Like Leonardo DaVinci a stylist unites art and technology."
Aber den Mythos dieses Wagens lieferte dann die Popkultur: mit Songs, die den Mustang besangen, dieses neue scharfe Fortbewegungsmittel, das aus purer Lust am Fahren zu bestehen schien.
In über 500 Kinofilmen und Fernsehserien gefahren
Als Ikone für selbstbestimmte Fortbewegungsart wurde der Mustang dann auch in über 500 Kinofilmen und Fernsehserien gefahren: zwei mal bei "James Bond" und sogar bei "Louis de Funès" – und als stilbildendes Element bei "Mike Hammer", dem "Detektiv Spenser" – und das hält sich bis heute, sogar Moritz Bleibtreu als Ex-Knacki fährt seit Anfang des Jahres im Mustang durch die Kinos in der Komödie "Nicht mein Tag".
Ein Denkmal setzte dem Auto allerdings 1968 bereits der Film "Bullit", der tatsächlich und realistisch um den Wagen herumgebaut war: Dieser Film hatte zwei Helden: Der eine hieß "Steve McQueen" - und der andere hieß - "Ford Mustang".
Der 38-jährige Steve McQueen – selber Idol der Coolness - war Polizist Frank Bullit und fuhr in diesem Auto gegen Bigotterie und Charakterlosigkeit. Und diese Verfolgungsjagd zwischen einem dunkelgrünen Mustang mit 390er-Motor und Vierfachvergaser und einem "Dodge Charger"...: Die Jagd dauerte neu Minuten und 42 Sekunden, an denen sie drei Wochen lang drehten. Denn es war alles hyperrealistisch. Der Film lernte dabei das Rasen, und die Cutter lernten neuartige Montagetechniken. Es wurde nämlich nicht getrickst, die Wagen fuhren tatsächlich so schnell, wie der Tacho im Film das anzeigte - mit hundert Meilen durch die Straßen von San Francisco! Und dieser Sound!!!
Rekorde und Albernheiten
Aber je mehr von den kleinen Rennkutschen sich verkauften, desto mehr überboten sich die konkurrierenden Autohersteller bald in Rekorden und Albernheiten, und Mitte der Siebziger schließlich wurde der Mustang ein Auto so schillernd, aber unsinnig wie der amerikanische Traum.
Das Ende des Mythos vom Mustang als Jungsauto kam - als das Öl teuer wurde, die Versicherungen anzogen und die Steuern, die das Geld für Vietnam wieder reinholen mussten, und als die neuen Sicherheitsbestimmungen eingeführt wurden, wegen der vielen Unfälle bei den illegalen Straßenrennen.
Einen Ford Mustang gibt es übrigens bis heute – doch selbst die hochmotorisierten Rennversionen wirken gegen das rustikale Originalgefährt aus den Sechzigern eher wie wohlerzogene Zirkuspferdchen.
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