Auswärtige Kulturpolitik ohne Nachhaltigkeit

Von Margarete Limberg |
Die geplante Neuausrichtung der Goethe-Institute ist im Ausschuss für auswärtige Kulturpolitik in die Kritik geraten. Die erworbene Reputation solle nicht durch Sparpolitik leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden, meinten die Experten. Die beabsichtigte Schließung von Instituten in den USA und Westeuropa sei nicht der richtige Weg.
Viel Lob gab es für die Arbeit der Goethe-Institute, und die Präsidentin Jutta Limbach hat dies mit großer Genugtuung zur Kenntnis genommen. Dafür musste sie sich in dieser Anhörung vor dem Unterausschuss Auswärtige Kulturpolitik auch massive Kritik der meisten geladenen Experten an den Plänen zur Neuausrichtung der Goethe-Institute anhören.

Darüber wird seit langem heftig gestritten, und die Fachleute redeten den Repräsentanten des Goethe-Instituts wie auch den Politikern abermals heftig ins Gewissen, die erworbene Reputation nicht durch kurzsichtige Sparpolitik aufs Spiel zu setzen. Die Absicht, die Präsenz in Westeuropa und den USA zu verringern und dafür in Asien und im Nahen Osten mehr Institute zu öffnen, stößt auf unverminderte Empörung.

Fred Breinersdorfer, der auf einer weltweiten Werbetournee für den Film "Sophie Scholl - Die letzten Tage" nach eigenem Bekunden erlebt hat, wie positiv Deutschland als Kulturnation wahrgenommen wird und welch hohes Ansehen die Goethe-Institute haben, warnte eindringlich davor, Goethe-Institute zu schließen und sich stattdessen mit fliegenden Gesandten zu begnügen.

Der frühere Botschafter Fritjof von Nordenskjöld betonte, es sei doch kein Wunder, wenn das Goethe-Institut dort massiv präsent sei, wo der Schwerpunkt der deutschen Interessen liege, nämlich in Europa und den USA. Dabei, so forderte er, müsse es auch bleiben.

Die Arbeit in den europäischen Ländern sei ebenso wenig erledigt wie in den USA. Jede Generation müsse im Grunde von neuem anfangen.

Dass das Goethe-Institut sich an die veränderte Weltlage anpassen muss, bestreitet niemand. Aber einig waren sich die Experten, dass neue Aufgaben auch neue Mittel erfordern, dass es nicht sein könne, Auswärtige Kulturpolitik an einer Stelle einzuschränken, um andernorts tätig werden zu können. Mehr Geld lautet also die zentrale Forderung.

Ex-Botschafter Nordenskjöld beklagte, dass letztlich die Goethe-Institute den geringen Stellenwert auszubaden hätten, den die deutsche Politik der Außenpolitik generell im Bundeshaushalt zugesteht.

Der Feuilleton-Korrespondent der FAZ, Heinrich Wefing, machte die Relationen deutlich: allein für den Umzug des BND nach Berlin werden 870 Millionen Euro bereitgestellt, für das eisbrechende Forschungslaborschiff Aurora Borealis des Alfred-Wegener-Instituts hat der Wissenschaftsrat 355 Millionen Euro gefordert. Die Unterfinanzierung des Goethe-Instituts macht einen Bruchteil dieser Summen aus. Aber dessen Führung, so Wefing, sei viel zu zurückhaltend.

Die Präsidentin Jutta Limbach weist solche Vorwürfe energisch zurück, den Schuh will sie sich nicht anziehen.

Außer der Forderung, das Goethe-Institut mit mehr Mitteln auszustatten, brachte diese Anhörung nur wenig Konkretes gegen die Dauer-Misere. Aus dem Lager der Haushälter, die letztlich über die finanzielle Ausstattung entscheiden müssen, hatte Jutta Limbach jedoch kaum Hoffnungsvolles zu berichten.

Wenn kein Wunder geschieht, wird es also bei dem Beschluss aus dem Jahr 2003 bleiben, dass die Arbeit der Goethe-Institute in Westeuropa reduziert wird, um sie in China oder anderen Weltregionen zu verstärken. Die Diskussion wird weitergehen, ebenso die Verunsicherung der Mitarbeiter. Von Langfristigkeit und Nachhaltigkeit deutscher Auswärtiger Kulturpolitik kann man unter diesen Umständen kaum reden.