Ausstellung "Mythos Tour de France"

Hommage an das bedeutendste Radrennen der Welt

Ein Besucher geht in der Foto-Gruppenausstellung "Mythos Tour de France" an dem Bild "Legs From The Peleton/Mauricio Soler von Timm Kölln vorbei.
Foto-Ausstellung "Mythos Tour de France" in Düsseldorf © dpa / Federico Gambarini
Von Vivien Leue · 25.06.2017
Dieses Jahr startet die Tour de France in Düsseldorf. Die Stadt bereitet sich seit Wochen auf das sportliche Großereignis vor, mit Veranstaltungen wie der Ausstellung "Mythos Tour de France". Ex-Radprofi Sven Teutenberg hat sie gemeinsam mit Deutschlandfunk Kultur besucht.
"Es war schon als Kind die Faszination, weil ich auch ein Buch gelesen habe, wie schön es ist, in Paris anzukommen. Da war schon der Gedanke geboren: Ich will einfach mal da mitfahren."
Sven Teutenberg blickt leicht sehnsüchtig auf die Bilder des französischen Dokumentarfilms "Vive Le Tour", die in einer Dauerschleife an eine Wand des NRW-Forums in Düsseldorf geworfen werden. Das Ausstellungshaus für Fotografie und Pop-Kultur widmet sich noch bis Ende Juli dem "Mythos Tour de France" – wie auch dieser Film von 1962: Er zeigt neben der Euphorie auch die Erschöpfung der Fahrer, die Schinderei, die zum Erfolg gehört.
"Sicherlich, es ist eine sportliche Herausforderung, die es sonst in dem Maße nicht so viele gibt. Jetzt ist die Tour das bekannteste Radrennen. Es gibt noch die Spanienrundfahrt, die sicherlich genauso schwer ist, wie der Giro d’Italia auch. Und die Fahrer fahren ja auch nicht nur die Tour, sondern die fahren im Jahr so 80 bis 100 Rennen. Deswegen ist die Tour - das sind halt 20 Tage davon."
Der ehemalige Radsportler Sven Teutenberg führt durch die Ausstellung "Mythos Tour de France" im NRW-Forum in Düsseldorf. Bild: Vivien Leue.
Der ehemalige Radsportler Sven Teutenberg führt durch die Ausstellung "Mythos Tour de France"© Vivien Leue
Drei Wochen, in denen Helden geboren werden oder Ikonen stürzen. Bereits in den 40er-Jahren jubelten Tausende Fans den Radrennfahrern zu. Das zeigen gleich zu Beginn der Ausstellung die historischen Schwarz-weiß-Fotografien der weltbekannten Agentur Magnum.

"Alle sind dorthin gepilgert"

"Damals, das waren ja auch häufig Etappen, wie man auf diesem Bild sieht, die in einem Stadion oder auf einer Radrennbahn endeten, die randvoll waren. Wenn die Tour in die Region kam, gab es halt nichts anderes. Alle sind dorthin gepilgert."
Die rund 120 Exponate der Ausstellung zeigen vor allem aktuelle Fotografien: denkwürdige Porträts der Fahrer nach der Zielankunft, Aufnahmen gewaltiger Landschaften und vorbeisausender Radrennfahrer. Ein echter Hingucker, nicht nur für Radsport-Enthusiasten.
Auch den Fans widmen sich zahlreiche Bilder: Wie sie warten, wie sie jubeln – und ihre Helden anfeuern. Sven Teutenberg ist ebenfalls angefeuert worden, denn: Ja, sein Schülertraum hat sich 2001 erfüllt: Der heute 44-Jährige fuhr die Tour de France als Radprofi mit – bis nach Paris.
"Sicherlich ist das ein Traum, mal das gelbe Trikot zu tragen. Ich glaube, es gibt 15 Deutsche, die in den 104 Jahren das gelbe Trikot tragen durften. Ich hätte es jetzt nicht tauschen wollen mit der Ankunft in Paris."

Die Austellung soll Lust auf die Tour machen

Die Bilder und Installationen im NRW-Forum wirken wie eine Hommage an die Tour. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Radsport findet allerdings nicht statt. Die Ausstellung soll Lust machen auf die Tour, nicht abschrecken.
Ein Besucher geht in der Foto-Gruppenausstellung "Mythos Tour de France" an einem Bild von Nicola Mesken vorbei.
Foto-Ausstellung "Mythos Tour de France"© dpa / Federico Gambarini
Dass die wohl bekannteste Radrundfahrt der Welt um die Jahrtausendwende am Boden lag, in Doping-Skandalen zu versinken drohte, dass unzählige Fans ihr den Rücken zukehrten und die Helden von einst zu Verstoßenen wurden – das blendet die Ausstellung nahezu aus. Selbst Bilder von Jan Ulrich oder Lance Armstrong sucht man vergebens. Nur ein Exponat geht explizit auf diesen dunklen Teil der Tour-Vergangenheit ein: Es ist eine Collage aus einem Blutbeutel und einer Zeitungsseite von 1998, die sich mit dem Doping-Skandal beim Festina-Team beschäftigt.
"Ich denke, dass der Radsport am Boden lag, Sponsoren sind weggelaufen, Fernsehen ist weggelaufen, was gleichbedeutend war, dass es halt weniger Jobs gab und irgendwo alle gemerkt haben: So kann es nicht weitergehen."
Der Radsport-Weltverband hat sich bewegt und unter anderem ein Kontrollnetz eingeführt, was es vorher so nicht gab, lobt Sven Teutenberg. Nun aber blickt der ehemalige Radprofi erst einmal auf das Renn-Wochenende in Düsseldorf. Er hat mit dazu beigetragen, dass die Tour in seine Heimatstadt kommt.
"Wir haben eine wunderschöne Stadt, die am Rhein liegt, die Verbindung zwischen modernen und alten Gebäuden direkt am Rheinufer, ich denke, das wird schon wunderschöne Bilder in die Welt hinaustragen, und da werden sicherlich viele Leute sagen, das sieht so schön aus, da will ich auch mal hin."
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