Ausstellung im Berliner Bodemuseum

Ein Schöpfer von allem

Die Symbole Halbmond, Menora und Kreuz schmücken im Bode-Museum in Berlin eine Wand auf dem Weg zur Ausstellung "Ein Gott - Abrahams Erben am Nil" über die gemeinsame Geschichte von Juden, Christen und Moslems in Ägypten. Die Ausstellung ist vom 2. April bis zum 13. September 2015 zu sehen.
Die Symbole Halbmond, Menora und Kreuz schmücken im Bode-Museum in Berlin eine Wand auf dem Weg zur Ausstellung "Ein Gott - Abrahams Erben am Nil" über die gemeinsame Geschichte von Juden, Christen und Moslems in Ägypten. © picture-alliance / dpa / Stephanie Pilick
Von Barbara Wiegand · 01.04.2015
Der Nahe Osten ist Heimat religiöser Heiligtümer des Judentum, Islam und Christentum. Dass die drei Religionen früher friedlich miteinander lebten, will die Ausstellung "Ein Gott – Abrahams Erben am Nil" im Berliner Bodemuseum zeigen.
"Das ist eine Sonderausstellung über 'One God'. Wir alle gehören zu einem Vater Abraham. In Ägypten lebten alle Religionen zusammen – seit der pharaonischen Zeit kamen einige Götter außerhalb Ägyptens und wurden alle in Ägypten geehrt. Und danach: Judentum entstand in Ägypten und wurde von dort verbreitet , Christentum kam nach Ägypten in der Byzantinischen Zeit, Islam kam nach Ägypten und von da nach ganz Afrika und Europa. Das zeigt uns: Das Land Ägypten ist Land des Friedens aller Religionen, die damals bis heute zusammenleben können."
250 Objekte aus dem römisch besetztem Ägypten, der byzantinischen und der arabischen Zeit hat man zusammengetragen im Untergeschoss des Bodemuseums. Reliquien, bunte Tonschalen, Statuen, Schriften, mit denen man sich auf den Spuren von Abrahams Erben diesem Zusammenleben annähern will. Dabei wird klar, dass dieses Leben immer viele Gemeinsamkeiten hatte – von Anfang bis zum Ende, im Alltag wie in der Religion: Die Puppen und Rasseln, die gezeigt werden, mit ihnen haben wohl jüdische, christliche wie muslimische Kinder gespielt.
Das Bodemuseum in Berlin. Es gehört um Ensemble der Museumsinsel und damit zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Das Bodemuseum in Berlin. Es gehört um Ensemble der Museumsinsel und damit zum Weltkulturerbe der UNESCO. © picture alliance / dpa / Paul Zinken
Die Grabsteine, die man hier nebeneinander aufgestellt hat, erinnern an Verstorbene aller drei Glaubensrichtungen. Kunstvoll mit Weinreben verzierte Bretter künden hier wie da vom ewigen Leben. Ja, wenn man vor den mit liturgischem Gerät gefüllten Vitrinen steht, ist man sich oft nicht sicher, ob sie aus einer Moschee, einer Synagoge oder einer Kirche stammen. Gisela Helmecke vom Museum für Islamische Kunst:
"Es ist praktisch so, dass man bestimmte Sachen eigentlich austauschen könnte. Nur, dass im christlichen Bereich bestimmte Symbole dann wieder auftauchen, etwa das Kreuz und auch bestimmte figurative Darstellungen. Während man im muslimischen Bereich beim Ornament bleibt."
Unterschiede im Gemeinsamen, die auch unter wechselnden Herrschern nicht unbedingt gleichgemacht oder unterdrückt wurden. Nicht von den religiöser Vielfalt über lange Zeit offen gegenüber stehenden Römern. Auch nicht von allen Arabern, die im siebten Jahrhundert das Land am Nil eroberten. Davon zeugen etwa von der Universität Cambridge geliehene Dokumente aus der Kairoer Synagoge - die sogenannte Kairoer Genizah.
"In so einer Genizah findet sich alles. Rechtsdokumente, Briefe, persönliche, aber auch Geschäftsbrief. Von daher ist diese Genizah, deren Hauptteil aus dem 11., 12. Jahrhundert stammt, eine Fundgrube über das tägliche Leben nicht nur der jüdischen Welt, sondern auch der jüdischen und der christlichen weil sie ja untereinander interagiert haben."
Zeugnisse von Zuneigung und Konkurrenz
So sieht man den Brief eines jüdischen an einen muslimischen Kaufmann, aus dem hervorgeht, wie gut und gern sie miteinander Geschäfte gemacht haben. Erfährt aber auch, dass Beduinen einst den Zugang jüdischer Nachbarn zum Wasser blockierten und sie bedrängten. Denn die Konflikte, die es auch in dieser Zeit des Zusammenlebens gab, Vertreibungen, Verfolgungen, man will sie nicht verschweigen. Friederike Seyfried, Direktorin des Ägyptischen Museums:
"Konflikte gibt es immer. Es ist aber glaube ich gelungen, klarzumachen, dass die Konflikte kommen und gehen, mal latenter, mal offensichtlicher sind. Und besonders wichtig ist, zu zeigen, dass gerade unter den Fatimiden, in islamischer Zeit also, das Nebeneinander sehr gut funktioniert hat."
Warum funktioniert das nicht auch heute, fragt man sich angesichts der Ausstellung im Bodemuseum. In Zeiten, in denen im Namen des jeweils einen Gottes Menschen ermordet, terrorisiert, unterdrückt vertrieben werden. Lösungen können und wollen die Ausstellungsmacher aber mit ihrer Rückschau auf friedlichere Zeiten nicht bieten.
Die Schau ist weder ein Beitrag zur politischen Debatte, noch rein historischer theologischer Rückblick. Vielmehr will man den Besuchern am Beispiel Ägypten das Gemeinsame im Glauben an den jeweils einen Gott bewusst machen. Die gemeinsamen Wurzeln, auf die sich Juden, Christen Moslems berufen. Und das gelingt durchaus. Allerdings muss sich der Ausstellungsbesucher Zeit nehmen. Zeit für die beeindruckend ausgewählten, vielfach aber fragmentarischen Fundstücke. Zeit für die vielen begleitenden Texte. Dann aber erfährt man im Bodemuseum vieles über den "Einen Gott – und Abrahams Erben am Nil".
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