Ausstellung "Berlin und seine Denkmäler"

"Die Phase der Denkmalstürmerei ist vorbei"

Der Lenin-Kopf - aus rotem ukrainischem Marmorgranit, 1 Meter 70 groß, knapp vier Tonnen schwer, lag 23 Jahre lang zusammen mit den restlichen 110 Granitblöcken vergraben in einer Berliner Kiesgrube.
23 Jahre war der Lenin-Kopf aus Marmorgranit in einer Kiesgrube vergraben. © Deutschlandradio / Susanne Arlt
Stefan Wolle im Gespräch mit Vladimir Balzer · 27.04.2016
Der Lenin-Kopf des nach der Wende abgerissenen Lenindenkmals in der Leninallee ist wieder ausgebuddelt worden und nun in einer Berliner Ausstellung zu sehen. Was das Vergraben des Denkmals im märkischen Sand über unser Verhältnis zu Denkmälern aussagt, verrät der Historiker Stefan Wolle.
Der Lenin-Kopf ist mittlerweile wieder aus dem märkischen Sand ausgegraben. Dort war er nach der Wende hastig vergraben worden, nachdem die Statue in Berlin-Friedrichshain vom Sockel gerissen worden war. Dies geschah damals so hastig, dass man den Stein-Lenin jetzt, 23 Jahre später, erst einmal suchen musste.
Der Umgang mit dem Lenin-Kopf erzählt viel über unsere Einstellung zu unseren Denkmälern, meint der Historiker Stefan Wolle. Nach jeder Revolution gibt es eine Phase der "berechtigten Denkmalstürmerei", in der man die Symbole der Vergangenheit vernichten will, "aber dann beginnt die Phase einer Auseinandersetzung". Dann solle man sie nicht wieder da aufstellen, wo sie mal gestanden hätten, sagt er. "Aber man sollte sie dem Publikum präsentieren."
Sie sind nun ein Teil unserer Geschichte, die Phase der heftigen emotionalen Auseinandersetzung ist vorüber. "Man muss sich damit auseinander setzen, aber man kann sich am besten damit auseinander setzen, wenn die Skulpturen da noch stehen - man muss sich mit der Ästhetik auseinander setzen und die sagt ja schon viel über die Art der Heldenverehrung aus." Man solle nicht die Steine dafür verantwortlich machen, was die Menschen angerichtet haben.
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