Ausstellung "Arbeiten in Geschichte"

Wie chinesische Fotografen die Kulturrevolution sehen

Wang Qingsong. Wettbewerb, 2004, Farbabzug (2017), 300 x 170 cm
Wang Qingsong. Wettbewerb, 2004, Farbabzug (2017), 300 x 170 cm © © Wang Qingsong
Ludger Derenthal im Gespräch mit Dieter Kassel · 17.08.2017
Eine Ausstellung in Berlin zeigt die chinesische Kulturrevolution im Spiegel historischer und zeitgenössischer Fotografien. Für die meist jungen Fotografen sei dabei vor allem die allgegenwärtige Figur Mao Zedongs ein Reizpunkt, sagt Kurator Ludger Derenthal.
Was bedeutet heutigen Fotografen in China die Kulturrevolution? Wie sehen sie sie und wie setzen sie sich künstlerisch damit um? Dieser Frage widmet sich die Ausstellung "Arbeiten in Geschichte", die ab Freitag im Museum für Fotografie in Berlin zu sehen ist.
Die Ausstellung zeige sowohl historische Fotografien als auch zeitgenössisches Material, so Ludger Derenthal, einer der Kuratoren der Ausstellung, im Deutschlandfunk Kultur. Während die historischen Aufnahmen das Bild der Kulturrevolution wiedergäben, das lange Zeit in China wirksam war, spiegelten die zeitgenössischen die Auseinandersetzung der jüngeren Generation damit wider.

Reizfigur Mao Zedong

Ein "Reizpunkt für die junge Kunstszene" im Umgang mit dem historischen Material sei die Figur Mao Zedongs, betont Derenthal. Zum Beispiel, als dieser nach Ausbruch der Kulturrevolution als 72-Jähriger an einem Schwimmwettbewerb teilgenommen habe. "Und er wurde danach in der offiziellen Presse auf Plakaten als Schwimmer gezeigt, als derjenige, der das Volk grüßte, nachdem er danach in ein Boot gestiegen ist und sich einen Bademantel angezogen hat."
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Zhang KechunMenschen queren den Gelben Fluss mit einem Foto von Mao Zedong, Henan, 2012Tintenstrahldruck, 120 x 147 cm © Zhang Kechun© © Zhang Kechun
Diese Thematik greife der junge chinesische Fotograf Zang Kechun in einer Serie auf, sagt Derenthal. Mit seiner Kamera habe sich Zang Kechun auf die Suche nach dem Mythos des Gelben Flusses begeben, der in China für die Urmutter der Fruchtbarkeit stehe. "Und natürlich in heutiger Zeit, mit der Umweltverschmutzung, mit den Veränderungen der Urbanisierung fand er diesen Mythos nicht. Aber er fand ihn zum Beispiel neu rekonstruiert in so einer merkwürdigen Schwimmprozession: Menschen, die dieses Schwimmen Mao Zedongs nachstellen, indem sie dessen Bild mitführen", so der Kurator. "Und das ist für sie das Zeichen, dass sie in dieser Tradition stehen."
Die Ausstellung "Arbeiten in Geschichte. Zeitgenössische chinesische Fotografie und die Kulturrevolution" ist vom 18. August 2017 bis zum 7. Januar 2018 täglich außer montags im Berliner Museum für Fotografie am Bahnhof Zoo zu sehen.
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