Aussteiger auf Abschreckungstour
Der ehemalige NPD-Funktionär Matthias Adrian engagiert sich heute im Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus in der SPD. Früher waren die Juden für ihn an allem selber schuld, heute ist der Holocaust für ihn ein Verbrechen. Seine Erfahrungen mit der Nazi-Szene und dem Ausstieg teilt er Schülern in Vorträgen mit als warnendes Beispiel.
Berlin Hauptbahnhof, der Eurocity Berlin-Dresden-Budapest fährt ein. Matthias Adrian ist trotz früher Stunde hellwach.
Den Glauben an Deutschtum und Herrenrasse legt der 31-jährige Ex-Neonazi gemeinsam mit der Mitgliedschaft in der rechtsextremen NPD ab, sieben Jahre ist das jetzt her.
Jetzt sitzt der gelernte Bäcker und Dreher im Zug nach Dresden, Ziel ist eine Schule in Sebnitz in der sächsischen Schweiz, einer NPD-Hochburg.
Weiter mit dem Auto, in Pirna steigt Sven Forkert zu, der städtische Koordinator gegen Extremismus. Brauner Zopf, schwarzumrandete Intellektuellenbrille, beige Cordhose. Er organisiert diese Veranstaltung gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen.
"Wir finden die Chance, jemanden wie Matthias Adrian da zu haben, fantastisch, weil ich glaube, niemand kann besser erklären als jemand, der dabei war, was für Gründe dazu führen, wie so eine Szene von innen aussieht und wie man auch aus so einer Szene aussteigt."
Die Mittelschule am Knöchel in Sebnitz. Etwa vierzig Schüler und Lehrer haben sich in dem Klassenzimmer mit blauen und gelben Wänden versammelt, das zweistündige "Infotainment", wie Adrian es nennt, kann beginnen:
"Ich war damals etwa 14 Jahre alt, ich hatte keine so genaue Ahnung, wo Königsberg überhaupt liegt, aber ich hab's unheimlich vermisst und habe dann also auch Flugblätter bei meiner Oma auf der Schreibmaschine gedruckt oder getippt: Breslau, Königsberg, Stettin - deutsche Städte wie Berlin, habe die dann 200 Mal kopiert ..."
Auf Stühlen im Halbkreis sitzend bestaunen alle den jungen Mann, am Schluss kommt verhaltener Beifall auf, viele Schüler schauen nachdenklich:
"Eigentlich spannend, wie er ausgestiegen ist und so, das braucht man ja nicht gerade nachmachen."
"Ja, ich fand's interessant, ich werde es mir jetzt erst mal durch den Kopf gehen lassen, was er so alles erzählt hat."
"Es ist so besser, wenn er das so erklärt, als wie in so einer Unterrichtsstunde, weil er hat's auch selber gemacht, war selber dabei und er weiß, was er da erzählt."
"Man erfährt mal wieder ein bisschen was und auf jeden Fall werde ich das meinen Eltern erzählen, das werde ich alles der Familie erzählen, damit die auch ein bisschen was lernen."
Die Mission des Matthias Adrian ist erfüllt. Er tritt hinaus in die Sonne vor den Schuleingang, ein bisschen blass und müde ist er jetzt. Und die nächste Klasse in Dresden wartet schon.
Den Glauben an Deutschtum und Herrenrasse legt der 31-jährige Ex-Neonazi gemeinsam mit der Mitgliedschaft in der rechtsextremen NPD ab, sieben Jahre ist das jetzt her.
Jetzt sitzt der gelernte Bäcker und Dreher im Zug nach Dresden, Ziel ist eine Schule in Sebnitz in der sächsischen Schweiz, einer NPD-Hochburg.
Weiter mit dem Auto, in Pirna steigt Sven Forkert zu, der städtische Koordinator gegen Extremismus. Brauner Zopf, schwarzumrandete Intellektuellenbrille, beige Cordhose. Er organisiert diese Veranstaltung gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen.
"Wir finden die Chance, jemanden wie Matthias Adrian da zu haben, fantastisch, weil ich glaube, niemand kann besser erklären als jemand, der dabei war, was für Gründe dazu führen, wie so eine Szene von innen aussieht und wie man auch aus so einer Szene aussteigt."
Die Mittelschule am Knöchel in Sebnitz. Etwa vierzig Schüler und Lehrer haben sich in dem Klassenzimmer mit blauen und gelben Wänden versammelt, das zweistündige "Infotainment", wie Adrian es nennt, kann beginnen:
"Ich war damals etwa 14 Jahre alt, ich hatte keine so genaue Ahnung, wo Königsberg überhaupt liegt, aber ich hab's unheimlich vermisst und habe dann also auch Flugblätter bei meiner Oma auf der Schreibmaschine gedruckt oder getippt: Breslau, Königsberg, Stettin - deutsche Städte wie Berlin, habe die dann 200 Mal kopiert ..."
Auf Stühlen im Halbkreis sitzend bestaunen alle den jungen Mann, am Schluss kommt verhaltener Beifall auf, viele Schüler schauen nachdenklich:
"Eigentlich spannend, wie er ausgestiegen ist und so, das braucht man ja nicht gerade nachmachen."
"Ja, ich fand's interessant, ich werde es mir jetzt erst mal durch den Kopf gehen lassen, was er so alles erzählt hat."
"Es ist so besser, wenn er das so erklärt, als wie in so einer Unterrichtsstunde, weil er hat's auch selber gemacht, war selber dabei und er weiß, was er da erzählt."
"Man erfährt mal wieder ein bisschen was und auf jeden Fall werde ich das meinen Eltern erzählen, das werde ich alles der Familie erzählen, damit die auch ein bisschen was lernen."
Die Mission des Matthias Adrian ist erfüllt. Er tritt hinaus in die Sonne vor den Schuleingang, ein bisschen blass und müde ist er jetzt. Und die nächste Klasse in Dresden wartet schon.