Ausnahmebrüder mit Fußballtalent
Die Brüder Boateng hatten als Kinder alle einen Wunsch: Profi-Fußballer. Zwei von ihnen sind es geworden, der eine spielt in der deutschen, der zweite in der ghanaischen Nationalmannschaft. Michael Horeni beleuchtet an ihrem Beispiel auch die Integration von Migrantenkindern.
„Die Brüder Boateng“ ist die sehr emotionale Fußball- und teils sehr bewegende Familiengeschichte von Jérôme, Kevin und George. Drei junge Männer, die heute 23, 25 und 29 Jahre alt sind. Geboren sind sie alle in Berlin und haben einen gemeinsamen Vater, der aus Ghana stammt, und zwei verschiedene Mütter aus Deutschland.
Während George und Kevin im Berliner Arbeiterbezirk Wedding aufwuchsen, wurde Jérôme im gutbürgerlichen Stadtteil Wilmersdorf groß. Es dauerte viele Jahre, bis die drei Brüder sich das erste Mal zum Fußballspielen trafen. Damals war George, der älteste, bereits 14. Als Kinder hatten alle drei nur ein Ziel: Profi zu werden.
Mit viel Einfühlungsvermögen, aber auch stets mit angenehmer Distanz skizziert Buchautor Michael Horeni, der seit 1989 als Sportjournalist für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ arbeitet, die unterschiedlichen Karrierewege der drei Brüder.
George, der als erster des Trios in der Jugend von Hertha BSC Berlin spielte, ist kein Berufsfußballer geworden. Er sah den Sport eher als Hobby. Heute züchtet er Hunde und macht Musik.
Kevin durchlief wie Jérôme alle Jugend-Nationalmannschaften des DFB. 2007 verließ er Deutschland und spielte zunächst in England und seit 2010 in Italien beim AC Mailand. Im selben Jahr entschied er sich, bei der WM in der Nationalmannschaft für Ghana, das Heimatland seines Vaters, anzutreten.
Jérôme andererseits spielte zur selben Zeit sein erstes großes Turnier für die deutsche Nationalmannschaft. Der Jüngste der Brüder trägt seit 2011 das Trikot des deutschen Rekordmeisters Bayern München.
Am Beispiel der Boatengs und anderen aktuellen deutschen Nationalspielern setzt sich Michael Horeni in seinem insgesamt dritten Buch auch mit der Integration von Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund auseinander.
Auf der Folie des Fußballs lässt sich aus seiner Sicht sehr gut beobachten, wie Karrieren verlaufen können. Wo die Weggabelungen sind, nach denen es beim einen gut und beim anderen weniger gut funktioniert. Dass trotz aller Überlegungen zu so etwas wie Integrationspolitik noch immer vieles sehr zufällig verläuft in der Entwicklung von Kindern mit ausländischen Wurzeln – sowohl in der Schule als auch im Sportverein.
„Die Brüder Boateng“ ist eines jener Bücher über Sportler, das einen behutsamen, aber auch kritischen Blick hinter die Kulissen der Glitzerwelt des Profifußballs wirft. Es liest sich gut und leicht. Und am Ende möchte man gerne wissen, wie der Weg von George, Kevin und Jérôme Boateng wohl weiter verlaufen wird.
Besprochen von Thomas Wheeler
Michael Horeni, „Die Brüder Boateng. Drei deutsche Karrieren“
Klett-Cotta, Stuttgart 2012
256 Seiten, 18,95 Euro
Während George und Kevin im Berliner Arbeiterbezirk Wedding aufwuchsen, wurde Jérôme im gutbürgerlichen Stadtteil Wilmersdorf groß. Es dauerte viele Jahre, bis die drei Brüder sich das erste Mal zum Fußballspielen trafen. Damals war George, der älteste, bereits 14. Als Kinder hatten alle drei nur ein Ziel: Profi zu werden.
Mit viel Einfühlungsvermögen, aber auch stets mit angenehmer Distanz skizziert Buchautor Michael Horeni, der seit 1989 als Sportjournalist für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ arbeitet, die unterschiedlichen Karrierewege der drei Brüder.
George, der als erster des Trios in der Jugend von Hertha BSC Berlin spielte, ist kein Berufsfußballer geworden. Er sah den Sport eher als Hobby. Heute züchtet er Hunde und macht Musik.
Kevin durchlief wie Jérôme alle Jugend-Nationalmannschaften des DFB. 2007 verließ er Deutschland und spielte zunächst in England und seit 2010 in Italien beim AC Mailand. Im selben Jahr entschied er sich, bei der WM in der Nationalmannschaft für Ghana, das Heimatland seines Vaters, anzutreten.
Jérôme andererseits spielte zur selben Zeit sein erstes großes Turnier für die deutsche Nationalmannschaft. Der Jüngste der Brüder trägt seit 2011 das Trikot des deutschen Rekordmeisters Bayern München.
Am Beispiel der Boatengs und anderen aktuellen deutschen Nationalspielern setzt sich Michael Horeni in seinem insgesamt dritten Buch auch mit der Integration von Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund auseinander.
Auf der Folie des Fußballs lässt sich aus seiner Sicht sehr gut beobachten, wie Karrieren verlaufen können. Wo die Weggabelungen sind, nach denen es beim einen gut und beim anderen weniger gut funktioniert. Dass trotz aller Überlegungen zu so etwas wie Integrationspolitik noch immer vieles sehr zufällig verläuft in der Entwicklung von Kindern mit ausländischen Wurzeln – sowohl in der Schule als auch im Sportverein.
„Die Brüder Boateng“ ist eines jener Bücher über Sportler, das einen behutsamen, aber auch kritischen Blick hinter die Kulissen der Glitzerwelt des Profifußballs wirft. Es liest sich gut und leicht. Und am Ende möchte man gerne wissen, wie der Weg von George, Kevin und Jérôme Boateng wohl weiter verlaufen wird.
Besprochen von Thomas Wheeler
Michael Horeni, „Die Brüder Boateng. Drei deutsche Karrieren“
Klett-Cotta, Stuttgart 2012
256 Seiten, 18,95 Euro