Ausgeschlachtet

Von Tim Hannes Schauen · 20.03.2013
Konzerte, Ausstellungen, etliche Buchveröffentlichungen: 2009 wurde in großem Umfang an das zweitausendjährige Jubiläum der Varusschlacht erinnert. Was ist davon in der Region rund um den Teutoburger Wald heute geblieben?
Imperium!

Rudolf Aßkamp: "Wir sind hier intern beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe schon 2001 daran gegangen und haben uns Gedanken gemacht, was wir mit diesem Ereignis 2009 machen. Dass das auf uns hier in Westfalen irgendwie auch zurückkommen könnte mit dem bedeutendsten römischen Militärkomplex östlich des Rheins zu dieser Zeit, Haltern/Aliso, war uns von vorneherein klar."

Konflikt!

Heidrun Derks: "Schleuderbleie - und mit denen hat damals alles angefangen, mit diesen Schleuderbleien."

Mythos!

Im Lippischen Landesmuseum Detmold wird anhand zahlreicher Objekte vom großformatigen Gemälde bis zum Glasaschenbecher und modernen elektronischen Medien gezeigt, wie aus dem historischen Ereignis innerhalb von 500 Jahren ein wandelbarer Mythos wurde.

Teutoburger Wald: Im Herbst des Jahres Neun nach Christus vernichten germanische Krieger unter der Führung des Cheruskers Arminius drei römische Legionen. In den mehrere Tage andauernden Kämpfen greifen die an Anzahl und Ausrüstung weit unterlegenen Germanen in einer Art Guerillataktik aus dem Hinterhalt des dichten deutschen Waldes den riesigen Tross immer wieder an. Sie reiben die schier unendliche Kolonne aus Menschen, Material und Tieren auf. Etwa 15.000 Menschen sterben.

An die Varusschlacht wurde 2009 in großem Stil erinnert. Unter der Überschrift "Imperium! Konflikt! Mythos!" liefen im Teutoburger Wald drei große Sonderausstellungen, jede repräsentierte eines der drei Schlagworte: Haltern am See steht für das römische Imperium, Detmold und das 1875 eingeweihte Hermannsdenkmal für den Mythos um den Germanenführer Arminius, der später als Hermann eingedeutscht wurde. Und in Kalkriese bei Bramsche wurden zahlreiche Hinweise ausgegraben, die auf ein Schlachtfeld aus der Antike hindeuten, einen militärischen Konflikt: Die Varusschlacht.

Vorbei an der "Varus-Deele" und dem "Varus-Golfclub"
Das zweitausendjährige Jubiläum wurde groß begangen. Theateraufführungen, Konzerte, Kulturevents, über 50 Bücher sind zum Jubiläum erschienen, zahlreiche Zeitungsartikel, Beiträge in Funk und Fernsehen. 2009 war Varusjahr. Aber wie wird rund um den Teutoburger Wald heute an die Schlacht erinnert? Was ist vom großen Jubiläumsjahr geblieben?

Zuerst sind es die Hinweisschilder: Schon kurz vor der Autobahnabfahrt Bramsche, 15 Autominuten nördlich von Osnabrück, und danach auf der Landstraße weisen Schilder schnurstracks den Weg zur "Varusschlacht". Folgt man ihnen, so landet man in Kalkriese. Vorher allerdings kommt man noch an der "Varus-Deele" vorbei, die zu Speis' und Trank einlädt. Verpasst man den Abzweig zum Museum in der Venner Straße, landet man beim "Varus-Golfclub".

Beim 850-Seelen-Örtchen Kalkriese verstecken sich hinter einem Wäldchen ein kleiner Parkplatz, ein Verwaltungsgebäude mit steilem Giebeldach, daneben das Besucherzentrum und der ebenso flachgestreckte Museumsneubau. Dahinter ragt ein Turm empor. Laut Geschäftsführer Joseph Rottmann sind Museum und Park Kalkriese "das größte Kulturprojekt des Osnabrücker Landes”. Hierher wurde 2009 und auch vorher schon der "Konflikt” verortet, die Varusschlacht.

Für die Bildung einer Erinnerungskultur musste man sich zuerst an die Ereignisse erinnern, meint Heidrun Derks, die Kalkrieser Museumsleiterin. Denn Geschichte sei neben Ereignisgeschichte immer wieder auch Rezeptionsgeschichte.

"Die Varusschlacht gerät ja in Vergessenheit, sie wird 1500 Jahre später im Grunde in Bibliotheken wiederentdeckt, man entdeckt die Darstellungen über die Schlacht, und die Zeitgenossen fragen sich natürlich dann schon: Wo hat sie sich zugetragen? Es könnte unter jeder Wiese sein."

Eine dieser Wiesen könnte in Kalkriese liegen. Denn Wiesen gibt es hier reichlich. Gelegentlich werden sie von einer Reihe hoher schlanker Pappeln oder Buchen durchbrochen, seltener von einer Straße. Bramsche im Osnabrücker Land kann mit einem Pfund wuchern – mit der Natur. Vereinzelte Bauernhöfe ducken sich mit tief heruntergezogenen Dächern gegen den niedersächsischen Wind, ein paar Pferde strecken ihm ihr Hinterteil entgegen.

Wie Roms Legionen in die tödliche Falle marschierten
Und inmitten dieser Idylle sind im Jahr 9 nach Christus die 17., 18. und 19. römische Legion – ein Tross aus gut 20.000 Menschen – durch die Germanen um Arminius in einen Hinterhalt gelockt und niedergemetzelt worden. Der große Konflikt.

Vom etwa 30 Meter hohen, schmalen Turm blickt man auf den "Park Kalkriese” herab, den vermutlichen Schlachtort. Zuerst sieht man - etwas überraschend für die flache Landschaft - einen einzelnen Berg, dessen Fuß an Wald und ein ehemaliges Moor grenzt. Zwischen dem Bergfuß und der großen Parkfläche deuten braune Stelen den Verlauf eines historischen Walles an: durch diesen Wall sollen Arminus' Krieger einen Engpass geschaffen und die Römer so gezwungen haben, ihre breite Formation aufzugeben. Die Legionen mussten hier also im Gänsemarsch durch, was ihnen deutlich die Wucht nahm.

Und man sieht auch, dass sich außer Kalkriese weit und breit kein größeres Kulturprojekt aufdrängt.

Derks: "Da kommt nämlich der britische Major Tony Clunn ins Spiel, der zur englischen Rheinarmee gehörte, und dessen Hobby war die Landschaft zu begehen, und der hat dann erst diesen Münzhortfund gefunden und dann die Schleuderbleie - und damit fingen die Ausgrabungen in Kalkriese an."

Das war 1987. 2002 eröffnete man das neue Museum, dessen Dauerausstellung für 2009 umkonzipiert wurde. Heute beginnt sie immer noch mit einer Art Tunnel:

"Jetzt gehen wir einfach mal durch, und wenn wir dahinten angekommen sind, dann sagen Sie mir mal, wie viele Germanen Sie gesehen haben."

Die Besucher gehen zuerst durch eine Schneise im Wald. Auf der rechten Seite zieht ein nicht endender Tross Römer vorbei: silberne Helme, rote Hemden, Brustpanzer, Sandalen, Maultiere. Links dagegen stehen nur Bäume...
Und schon ist man moderner Museumspädagogik auf den Leim gegangen.

"Und damit ist Ihnen schon genau das passiert, was den Römern damals auch passiert ist, die haben gedacht, sie gehen an Bäumen entlang, und was sie da nicht gesehen haben, da verstecken sich Germanen hinter den Bäumen. Die Germanen haben mit der Natur gekämpft und die haben ganz genau gewusst, wie sie die Natur, die Landschaft zu ihrem Partner machen und haben dann ganz ruhig abgewartet, während die Römer hier in gewaltigem Tross durch die Landschaft gezogen sind. Und die meisten Besucher übersehen eben auch die Germanen und damit hat man quasi schon begriffen, was eigentlich die Taktik der Germanen ist."

Über eine Millionen Menschen haben die Ausstellung besucht
Vier Themenräume später visualisiert eine Kugelbahn den Konflikt am Kalkrieser Engpass - und das Ende Tausender Römer...

"...die in den Engpass hineinmarschierten. Und Sie sehen hier so angedeutet: Da ist der Berg, da ist das Moor, und jetzt gucken wir mal, was passiert, wenn man wirklich noch ein bisschen Römer in Formation hat."

Derks drückt einen Knopf.

"Da kommen unsere Römer, das sind Silberkugeln, das sind ungefähr 1000, 1500 Stück, und die kommen jetzt in den Engpass und dann wird das für diese riesige Truppe eng, es sind nur ganz, ganz Wenige, die dahinten ankommen. Da wird die Topografie schon zum Problem an sich, da braucht‘s kaum noch Germanen eigentlich."

Die Dauerausstellung zum Konflikt ist auch heute noch ein großer Erfolg. 2011 begrüßte man den Millionsten Besucher. Die Kalkrieser Museumsleiterin Heidrun Derks ist sich daher sicher:

"Event zieht - content bindet! Also wenn sie nicht nach dem Event auch noch was zu sagen haben, dann ist ihr Event natürlich ganz schnell verpufft, und wir haben hier wahnsinnig viel zu sagen und tun das ja auch schon seit vielen, vielen Jahren - und das hat natürlich die entsprechende Wirkung."

Vieles war in Kalkriese also schon vor 2009 da – auch die eine Frage, der sie sich hier immer wieder stellen müssen: Geschah die Varusschlacht wirklich hier? Heidrun Derks lächelt müde, zu oft schon hat sie diese Frage gehört.

"Wir sind hier seit 1987 bei der archäologischen Erforschung, es ist nach wie vor das einzige antike Schlachtfeld, das in dieser Form so systematisch über Jahrzehnte erforscht wird. So lange wir keine anderen Fundorte haben, mit denen wir unseren Fundplatz hier vergleichen können, braucht man meines Erachtens diese Frage nicht zu stellen. Aber im Augenblick sprechen die Indizien, die hier vor Ort sind, das sind die archäologischen Befunde, die numismatischen Befunde, die Funde an sich, diese Geschichte mit der Wallanlage, das spricht doch wirklich sehr dafür, dass hier ein großes kriegerisches Ereignis stattgefunden hat, und da hat die Überlieferung dann gar nicht mehr zu bieten, also dann kommt man unweigerlich auf die Varusschlacht."

Am Standort Kalkriese gibt es bis heute Zweifel
Andere Wissenschaftler dagegen sind der Ansicht, dass Kalkriese zwar durchaus Ort einer Schlacht gewesen sei – doch könne die auch später stattgefunden haben, vielleicht während der sogenannten Rachefeldzüge des Germanicus, Varus' Sohn. Es müsse also nicht die Varusschlacht gewesen sein.

In Kalkriese buddelt man sich weiter unverdrossen durch die Geschichte. Die Arbeit geht weiter. Jedoch nicht die Überzeugungsarbeit.

Derks: "Wir legen die Fakten auf den Tisch, und wenn dann ein Besucher sagt: Ist mir zu wenig - fair enough! Mein Job ist hier nicht die Mission, mein Job ist zu informieren darüber, wie unsere Forschungsaktivitäten laufen, wie die Indizien aussehen, wie die Fakten aussehen, wie wir sie zur Zeit zusammenpuzzeln - und das kann sich ja auch in zwei Jahren ändern, neue Grabung, neue Ergebnisse, dann müssen wir auch neue Überlegungen anstellen."

Soweit der Konflikt. Wie steht es um den Mythos?

Erinnerungskultur sei stets auch regionalspezifisch und in gewissem Maße etwas nach innen gerichtet, sagt der Mainzer Kulturanthropologe Jonathan Roth. Da könne der Kragen auch einmal etwas größer geraten. So wie im Fall des zweiten Schlagwortes des 2009er-Titels: In Detmold ist man dem Hermannsdenkmal und vor allem dessen Mythos verhaftet.

Roth: "Neben dem Anspruch, etwa die Region darzustellen und damit regionale Identität, eine Außendarstellung der Region zu präsentieren, gab es gleichzeitig auch noch diesen Anspruch, die Varusschlacht und die beteiligten Regionen dieses Jubiläumsjahres europäisch zu verorten. An sehr, sehr vielen Stellen wurde die demokratisch-freiheitliche Grundordnung aller europäischen Staaten und der Bundesrepublik Deutschland betont. Das ist schon ein Sonderfall."

Was bei den Jubelfeiern im Jahr 1909 noch als eine Art Gründungsmythos der deutschen Nation missbraucht wurde, sollte 2009 ganz anders dargestellt werden: nicht ideologisch – und schon gar nicht wollte man eine Schlacht, einen Krieg feiern. Ein Jubiläum also, bei dem nicht gejubelt werden sollte. Eine moderne Art des Erinnerns.

Jonathan Roth, der Mainzer Wissenschaftler, hat sich mit dem 2000. Jahrestag des Geschehens, mit den Events und Ausstellungen beschäftigt. Was sieht er, das über 2009 hinaus Bestand hat? Wie ist sie gestrickt, unsere Erinnerungskultur rund um die Varusschlacht?

"Vieles, was stattgefunden hat, war natürlich nur für kurze Zeit ausgelegt, allein die ganze Medienaufmerksamkeit, die Publikationen, die erscheinen sind - man wird abwarten müssen, ob es dann vielleicht nochmal so ein Denkmaljubiläum geben wird, vielleicht 2015, dass nochmal ein paar Arbeiten zum Hermannsdenkmal oder zum Hermann erscheinen. Was bleibt davon, sind die Institutionen und die Strukturen, die dort auf lange Zeit geschaffen worden sind oder schon vor diesem Ereignis bestanden haben."

Das Hermannsdenkmal bei Detmold ist das höchste Denkmal Deutschlands.
Das Hermannsdenkmal bei Detmold© picture alliance / dpa / Gregor Ostendorf
Wie Arminius zum deutschen Helden wurde
Nach der jahrhundertelangen mythologischen Umdeutung und Instrumentalisierung von Arminius stand zuerst die Rückbesinnung auf die Ereignisse an.

"Es geht gar nicht darum, die Singularität der Varusschlacht als das Ereignis, das die Deutschen geeint hat, herauszustellen, sondern zu zeigen, dass diese militärischen Konflikte ein wirklicher Brennpunkt in der Auseinandersetzung zwischen den römisch besetzten Gebieten und dem freien Barbaricum in dieser Zeit waren."

In Detmold zeigt man heute noch, wie Arminus zu "Hermann – dem Mann des Heeres” wurde und als deutscher Held herhalten musste, und schaut auf dessen über die Jahrhunderte gewandelte Erinnerung, seine Rezeptionsgeschichte.

"Und zum anderen brechen wir mit ein paar dieser mythisch überformten Interpretationen, etwa dass es ein kompletter Volksaufstand war, dass das germanische Volk aufgestanden ist und unter der Führung des großen stolzen starken Arminius, eingedeutscht zu Hermann, gegen die bösartigen, niederträchtigen Besatzer aufgestanden ist."

Gut einhundert Kilometer weiter südwestlich, in Nordrhein-Westfalen, in Haltern am See. Mythos und Konflikt sind weit weg. Hier argumentiert man gelassener, von einer breiteren Beweislage aus. Hier ist man sich äußerst sicher, das überlieferte Römerlager Aliso gefunden zu haben. Varus war aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich in Haltern, der Halterner Museumsleiter Rudolf Aßkamp ist da zuversichtlich. 2009 war für ihn auch diesbezüglich positiv.

Rudolf Aßkamp: "Das war übrigens auch ein Vorteil des Ganzen, dass man mehr oder weniger gezwungen wurde, sich mit alten und neuen Datierungsansätzen auch für Haltern auseinanderzusetzen, und seitdem also ich persönlich das auch gemacht habe, bin ich da wesentlich mutiger. Am Anfang meines Berufslebens hier in Haltern hätte ich mich das nie getraut, aber mittlerweile muss ich sagen, nach den ganzen Ergebnissen der letzten praktisch 30 Jahre, die dazu gekommen sind, sagen zu können: Haltern muss Aliso gewesen sein."

Es geht um Reputation, Arbeitsplätze und Tourismus
Und neben dem kulturellen Schub des Jahres 2009 wirken auch in Haltern bis heute politische Weichenstellungen nach, die in der Euphorie um das Jubiläum gefällt wurden: Die Gelder sind bewilligt, weitere Grundstücke neben dem Westfälischen Landesmuseum Lippe sind gekauft, hier graben die Archäologen weitere Teile des Römerlagers aus. 2014 soll die Ausstellung mit Einblicken in die Baustelle eröffnet werden. In Haltern am See wird – wie in Kalkriese – weiter an der Erinnerungskultur gestrickt. Es geht auch hier schließlich um Reputation, um Arbeitsplätze, um Tourismus. Inhaltlich vor allem aber darum, dass das heutige Haltern als Römerlager Aliso Teil eines Imperiums, eines Weltreichs, gewesen ist. Doch das ist auch nach 2009 nicht wirklich überall bekannt.

Aßkamp: "Kommt man runter nach Bayern, sieht die Sache ganz anders aus, und sie müssen oft erstmal erklären, was es denn mit dem Jahr 9 nach Christus auf sich hatte. Kürzlich, noch im letzten Jahr, habe ich in Bayern zwei Vorträge gehalten und habe mich dann natürlich auch im Zusammenhang mit Haltern, mit Aliso dazu ausgelassen, und ich war doch sehr erstaunt, wie wenig von dem, was wir hier oben gemacht haben bis dort unten hin gedrungen ist."

In der bayrischen Erinnerungskultur sind andere Ereignisse präsenter. Bleibt also noch einiges zu tun, meint der Kulturanthropologe Jonathan Roth.

Roth: "Als Mythos über das Jahr 2009 hinaus wird es eher spannend bleiben, wie bei zukünftigen Jubiläen neue Antworten darauf gefunden werden können, was dieses Ereignis wohl bedeutet oder wie man sich diesem Ereignis nähern kann."

Vom großen Jubiläumsjahr 2009 also bleibt: In Kalkriese einige schmucke Museumsbauten mit einer spannenden Ausstellung sowie einer - je nach der Perspektive aufs Geschehen - nicht ganz gelösten Frage nach dem wahren Ort der Varusschlacht. Kalkriese rüstet sich derzeit für das nächste Jubiläum, denn ab 14 nach Christus kam Varus' Sohn Germanicus hierher, um seinen Vater und die Schmach der Niederlage zu rächen. Und die sogenannten Rachefeldzüge bis 16 nach Christus fanden an vielen verschiedenen Orten statt. Höchstwahrscheinlich auch in Kalkriese, aber auch anderswo.

Über die Relevanz und historischen Folgen dieser Ereignisse herrscht Konsens.

Aßkamp: "Insofern meine ich, 16 nach ist der eigentliche Wendepunkt, der durch die Niederlage der Römer 9 nach Christus eingeleitet wurde, ganz klar."

Aus Detmold grüßt das Hermannsdenkmal und die ideologische Dekonstruktion eines Mythos, der unbeirrt pro Jahr 500.000 Besucher anzieht. Im Haltern am See wird mit dem so gut wie nachgewiesenen Lager das römische Imperium räumlich breiter ausgestellt.

Aßkamp: "Also, ich glaube, ein wichtiger Erfolg war, überhaupt mal das Problem bewusst werden zu lassen in einer Öffentlichkeit, dass jede Zeit den Arminius oder den Varus für andere Zwecke benutzt hat, von Beginn der Renaissance an bis zu letzten hässlichen Auswirkungen in der Zeit des Nationalsozialismus wurde er immer in die jeweilige Politik umgedeutet, ich finde das war vorher nicht so klar."

Geburtstage, Jahrestage, Jubiläen – anhand runder Zahlen erinnern wir uns beinahe reflexhaft und greifen zum Schaumwein. Dabei lebt man doch auch an den 364 Tagen, an denen man nicht Geburtstag feiert. Und auch 2013 kann man in Kalkriese oder Haltern ins Museum gehen oder in Detmold zu Arminius oder Hermann, dem Mann des Heeres, hinaufschauen.

2014 natürlich auch. Und 3009 vermutlich sowieso.
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