Ausflüge in die Gefühlswelt
03.03.2011
Reisen - man setzt nicht nur den Fuß in ein anderes Land, man taucht nicht nur in eine fremde Kultur ein. Verreisen kann auch bedeuten, sich in der Fremde selbst zu entdecken. Eben solche Erkundungen der eigenen Befindlichkeit hat Damon Galgut in seinem Buch "In fremden Räumen" unternommen.
Reisen, das sind stets auch Grenzüberschreitungen und zwar im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Man setzt nicht nur den Fuß in ein anderes Land, man taucht nicht nur in eine fremde Kultur ein. Verreisen kann auch bedeuten, sich in der Fremde selbst zu entdecken. Eben solche Erkundungen der eigenen Befindlichkeit hat jetzt der 47-Jährige weiße Südafrikaner Damon Galgut in seinem neuen Buch "In fremden Räumen" unternommen.
Drei Reisen nach Lesotho, nach Tansania und Malawi sowie nach Indien schildert der Erzähler. Es sind keine klassischen Reisereportagen oder Landschaftsschilderungen, auch keine politischen Reportagen, obwohl Politik nicht ausgeklammert wird. Damon Galguts Reisen sind vor allem Ausflüge in die Gefühlswelt.
Ob die Ereignisse, über die er berichtet, wirklich stattgefunden haben, bleibt offen. Es geht in den Reiseerzählungen um grundsätzliche Probleme eines jungen Mannes, der unsicher ist, nicht recht weiß, was er will, der nach seiner Bestimmung, einer Aufgabe, letztlich nach dem Sinn seines Lebens sucht. Und nach einem Ort, der Sicherheit und Geborgenheit bietet.
Damon Galgut wechselt ständig die Erzählperspektive. Für die Dialoge lässt er seinen Reisenden die Ich-Form benutzen, alles andere, also auch sich selbst, schildert dieser in der dritten Person. Das ergibt einen merkwürdigen Verfremdungseffekt. Man hat das Gefühl, der Erzähler schaut sich sozusagen selbst beim Sprechen zu und kommentiert es, distanziert und kühlen Herzens. Er seziert den Protagonisten, der Damon heißt.
In der ersten Geschichte "Der Gefährte" wandert der Erzähler mit einem jungen Deutschen durch Lesotho. Bald brechen Spannungen zwischen ihnen aus, nicht zuletzt weil der Erzähler sich nicht traut, dem Fremden seine Zuneigung zu zeigen und ihn gleichzeitig für sein schroffes und hochmütiges Verhalten hasst.
In der zweiten Geschichte "Der Liebende" verliebt sich der Erzähler in Tansania in einen Rucksacktouristen. Auch diesmal schreckt er davor zurück, seine Gefühle offen zu zeigen. Er reist ihm in die Schweiz nach, doch keiner der beiden vermag sich zu offenbaren: "Es ist die Geschichte dessen, was nie passiert, die Geschichte einer weiten Reise, die eigentlich Stillstand ist." Nicht nur hier zeigt sich: Das Buch ist stellenweise holprig übersetzt.
In der dritten Geschichte "Der Beschützer" fährt der Erzähler mit einer psychisch kranken Freundin in den Urlaub nach Indien. Ihr Selbstmordversuch stürzt ihn in schwere Gewissenskonflikte. Die Verantwortung überfordert ihn. Er schickt sie nach Hause und kann sie nicht retten.
Es sind Geschichten von Verlusten, vom eigenen Versagen aus Ängstlichkeit, von Hilflosigkeit und Schuldgefühlen angesichts der eigenen Machtlosigkeit, vom Unvermögen, sich zu erklären. Es sind Reisen, die dem Erzähler seine Grenzen deutlich machen. Er lernt sich besser kennen.
Besprochen von Johannes Kaiser
Damon Galgut: In fremden Räumen. Drei Reisen
Aus dem Englischen von Thomas Mohr
Manhattan Verlag, München 2010
252 Seiten, 16,99 Euro
Drei Reisen nach Lesotho, nach Tansania und Malawi sowie nach Indien schildert der Erzähler. Es sind keine klassischen Reisereportagen oder Landschaftsschilderungen, auch keine politischen Reportagen, obwohl Politik nicht ausgeklammert wird. Damon Galguts Reisen sind vor allem Ausflüge in die Gefühlswelt.
Ob die Ereignisse, über die er berichtet, wirklich stattgefunden haben, bleibt offen. Es geht in den Reiseerzählungen um grundsätzliche Probleme eines jungen Mannes, der unsicher ist, nicht recht weiß, was er will, der nach seiner Bestimmung, einer Aufgabe, letztlich nach dem Sinn seines Lebens sucht. Und nach einem Ort, der Sicherheit und Geborgenheit bietet.
Damon Galgut wechselt ständig die Erzählperspektive. Für die Dialoge lässt er seinen Reisenden die Ich-Form benutzen, alles andere, also auch sich selbst, schildert dieser in der dritten Person. Das ergibt einen merkwürdigen Verfremdungseffekt. Man hat das Gefühl, der Erzähler schaut sich sozusagen selbst beim Sprechen zu und kommentiert es, distanziert und kühlen Herzens. Er seziert den Protagonisten, der Damon heißt.
In der ersten Geschichte "Der Gefährte" wandert der Erzähler mit einem jungen Deutschen durch Lesotho. Bald brechen Spannungen zwischen ihnen aus, nicht zuletzt weil der Erzähler sich nicht traut, dem Fremden seine Zuneigung zu zeigen und ihn gleichzeitig für sein schroffes und hochmütiges Verhalten hasst.
In der zweiten Geschichte "Der Liebende" verliebt sich der Erzähler in Tansania in einen Rucksacktouristen. Auch diesmal schreckt er davor zurück, seine Gefühle offen zu zeigen. Er reist ihm in die Schweiz nach, doch keiner der beiden vermag sich zu offenbaren: "Es ist die Geschichte dessen, was nie passiert, die Geschichte einer weiten Reise, die eigentlich Stillstand ist." Nicht nur hier zeigt sich: Das Buch ist stellenweise holprig übersetzt.
In der dritten Geschichte "Der Beschützer" fährt der Erzähler mit einer psychisch kranken Freundin in den Urlaub nach Indien. Ihr Selbstmordversuch stürzt ihn in schwere Gewissenskonflikte. Die Verantwortung überfordert ihn. Er schickt sie nach Hause und kann sie nicht retten.
Es sind Geschichten von Verlusten, vom eigenen Versagen aus Ängstlichkeit, von Hilflosigkeit und Schuldgefühlen angesichts der eigenen Machtlosigkeit, vom Unvermögen, sich zu erklären. Es sind Reisen, die dem Erzähler seine Grenzen deutlich machen. Er lernt sich besser kennen.
Besprochen von Johannes Kaiser
Damon Galgut: In fremden Räumen. Drei Reisen
Aus dem Englischen von Thomas Mohr
Manhattan Verlag, München 2010
252 Seiten, 16,99 Euro