Ausbruch der Vogelgrippe in Deutschland "nicht unwahrscheinlich"

10.01.2006
Der Virologe am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg, Dr. Christian Drosten, hält einen Ausbruch der Vogelgrippe in Deutschland als Tierkrankheit für "nicht unwahrscheinlich". Von Februar bis Mai setze eine Heimflugwelle von Zugvögeln ein, die das Virus mitbringen könnten, sagte Drosten am Dienstag im Deutschlandradio Kultur.
Für diesen Zeitraum sei eine Wiedereinführung der Stallpflicht überlegenswert, sagte der Virologe. Allerdings wies er darauf hin, dass es auch andere Wege gebe, das Virus einzuschleppen: "Wichtig ist sicher auch das Mitführen von Geflügelmaterial durch Menschen."

Deutschland handle bei den Kontrollen, zum Beispiel an den Flughäfen, vorbildlich. Auch was das Vorbereitetsein auf einen Ernstfall angehe, sei die Bundesrepublik "der Musterschüler". Falls hier tatsächlich die Vogelgrippe ausbreche, nütze aber voraussichtlich nur eine komplette Abschottung der EU, sagte Drosten weiter. Und selbst das sei bei einem neuen Pandemievirus eine wahrscheinlich nicht ausreichende Maßnahme.

Drosten verwies darauf, dass zurzeit kein Grund für eine Reisewarnung für die Türkei bestehe. Nach Auswertung der bisher bekannten genetischen Daten des Virus gehe man nicht davon aus, dass es für den Menschen gefährlicher geworden sei. Wahrscheinlich handele es sich immer noch um dieselbe Variante wie in Südostasien. Alle in der Türkei erkrankten Menschen hätten sich über direkten Kontakt mit Geflügel angesteckt.