Ausblick

Ob die Nerven wohl versagen?

Fußball Bundesliga, 6. Spieltag, FC Schalke 04 - Bayern München am 21.09.2013 in der VeltinsArena in Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen). Münchens Jerome Boateng (l) steht neben seinem Halbbruder, dem Schalker Kevin-Prince Boateng.
Münchens Jerome Boateng (l) steht neben seinem Halbbruder, dem Schalker Kevin-Prince Boateng © picture alliance / dpa / Jan-Philipp Strobel
Von Wolf-Sören Treusch  · 21.06.2014
Die deutsche Mannschaft muss wieder ran. Gegner sind die "Black Stars" - so nennen sie sich selbst: die Ghanaer. Vor dem Spiel bewegt eins die Gemüter: das Bruderduell zwischen Jerome und Kevin-Prince Boateng. Einer, der in der Fußball-Historie zwischen Deutschland und Ghana schon sein eigenes Kapitel schrieb, gerät dabei in den Hintergrund: Mesut Özil.
Ob er sich wirklich wohl fühlt in seiner neuen Rolle als ständig rochierender Stürmer, wird man vom schweigsamen Mesut Özil wohl nicht erfahren. Vor vier Jahren der Matchwinner, lief es zunächst für ihn überhaupt nicht.
Reporter Bleick: "Steilpass auf Özil, nicht im Abseits, allein läuft er aufs Tor zu, ist im 16er, schießt, ohwei, ohwei, ohwei, Kingson hält wieder, meine Güte, dieser Mesut Özil, der hat so viel Gefühl im linken Fuß, der könnte mit den Zehen Klavier spielen, aber vor dem Tor versagen ihm die Nerven. Und das ist die erste Riesenchance gewesen in diesem Spiel, das wäre es doch gewesen, das 1:0, puuuh, das war ne Chance."
Hochgeschwindigkeitsfußball stockte noch
Auch in der Vorrunde der WM 2010 in Südafrika traf die damalige Boygroup von Bundestrainer Löw im letzten Gruppenspiel auf die Black Stars aus Ghana. Ein Sieg musste her, anderenfalls drohte das Ausscheiden. Auf der DFB-Elf lastete ein ungeheurer Druck, der Hochgeschwindigkeitsfußball, der die Mannschaft später auszeichnete, stockte noch. Bis zur 60. Minute – dann fiel das erlösende 1:0. Torschütze: Mesut Özil.
Der deutsche Nationalspieler Mesut Özil verlässt den Platz während der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien
Der deutsche Nationalspieler Mesut Özil© picture alliance / dpa / Thomas Eisenhuth
Mesut Özil: "Die Mannschaft hat mich toll unterstützt, hat gesagt ‚Kopf hoch, den nächsten machst du rein', ..."
Reporter Bleick: "Der Ball ist drin. Tor, Tor, Tor, für Deutschland, Özil macht es mit links, von rechts den Ball hinein."
Özil: "Jetzt bin ich natürlich erleichtert. Einfach mal drauf geschossen, gut rein gegangen, und somit das Siegtor gemacht."
Reporter Bleick: "... nachdem er vorhin die Chance schon hatte und sie vergab, ein Klasseschuss von Mesut Özil, das müsste doch der Brustlöser gewesen sein."
Pfiffe gegen Berti Vogts
Erst zwei Mal in seiner mehr als hundertjährigen Länderspielgeschichte spielte Deutschland gegen Ghana. Das erste Mal vor mehr als zwanzig Jahren, in einem Freundschaftsspiel im April 1993. Damals gingen die Westafrikaner kurz vor der Pause in Führung.
Reporter: "Abedi Pele, gefährlich, Köpke an die Latte und Tor."
Die Pfiffe und Sprechchöre gegen Bundestrainer Berti Vogts und sein Team wurden lauter. Erst zwanzig Minuten vor Schluss fiel der Ausgleich.
Reporter: "Kein Abseits, kein Abseits, Kirsten, und da ist das Tor."
Dann aber ging es Schlag auf Schlag.
Reporter: "Uwe Bein, Effenberg geht, das war so ein Pässchen, und so ist es, guck an."
Effenberg: "Man hat ganz klar gesehen nach dem ersten Tor, wie befreit wir waren, wir haben wunderschöne Tore geschossen, und da war das Publikum auf einmal total hinter uns."
Reporter: "Und alles klatscht, und alle sind fröhlich, so schnell geht das, und vielleicht ist das auch gut so, es ist nur Fußball."
In den Medien hieß es hinterher, das Publikum habe die deutsche Mannschaft mit Schmährufen gegen ihren Trainer zum Sieg getrieben. 6:1 gewann Deutschland am Ende gegen Ghana.
In einem Freundschaftsspiel besiegt am 14. April 1993 die deutsche Fußballnationalmannschaft die Auswahl Ghanas im Bochumer Ruhrstadion mit 6:1. Die Mannschaft Ghanas aufgenommen während der Nationalhymne (l-r): Abedi "Pele" Ajew, Isaac Asare, Prince Polley, Charles Akonnor, Ali Ibrahim, Yaw Acheampong, Emmanuel Armah, Frimpong Manso, Anthony Yeboah, Salifu Ansah, Anthony Baffoe.
Ghanaische Mannschaft 1993: In einem Freundschaftsspiel besiegt die deutsche Fußballnationalmannschaft die Auswahl Ghanas - Abedi "Pele" Ajew steht ganz links© picture alliance / dpa / Hartmut Reeh
Reporter: "Freunde, lassen wir die Kirche im Dorf, das ist natürlich viel zu hoch, das Ergebnis, die sind stehend k.o., die Männer in Gelb, ..."
Reporter: "... und die Tore fielen wie die reifen Früchte eines Affenbrotbaumes."
DDR gegen Ghana
Was kaum jemand weiß: auch die DDR spielte zwei Mal gegen Ghana. 1964 verlor sie 0:3, 1972 bei den Olympischen Spielen in München gewann sie 4:0. Heribert Fassbender kommentierte das Spiel und war erstaunt über den klaren Erfolg der DDR.
Reporter (West): "Wir kennen die Spieler Ghanas ziemlich gut, denn wir haben am Freitag mit einer ARD-Auswahl gegen sie ein Trainingsspiel absolviert, soll ich Ihnen das Resultat verraten? Nun, wir verloren mit 0:7, und sicherlich haben die Ghanesen nur im Schongang gespielt."
Auch heute Abend ist Vorsicht geboten. Im zweiten Vorrundenspiel bei Weltmeisterschaften tut sich die DFB-Elf regelmäßig sehr schwer. Aber vielleicht braucht Mesut Özil dieses Mal keine so lange Anlaufzeit.
Reporter Bleick: "Meine Güte, dieser Mesut Özil, der hat so viel Gefühl im linken Fuß, der könnte mit den Zehen Klavier spielen, aber vor dem Tor versagen ihm die Nerven. Puuuh, das war ne Chance."
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